Rottenburg · Kreativität
Sommerwerkstatt im Künstlerhof: Den eigenen Ideen Form geben
Bei der Sommerwerkstatt im Künstlerhof konnten Menschen mit und ohne Behinderung unter fachkundiger Anleitung wieder verschiedene künstlerische Techniken auszuprobieren.
Es war das sechste Mal, dass die viertägige Sommerwerkstatt auf dem Künstlerhof stattfand. Fünf Gruppen mit je vier Personen nahmen teil. „Wir haben die Personenzahl vorweg klein gehalten wegen Corona“, sagte Vereinsvorsitzender Herbert Schmidt.
Die Sommerwerkstatt, veranstaltet von der Volkshochschule Rottenburg und gefördert von der Stiftung Integrationskultur, zielt darauf ab, Menschen mit und ohne Behinderung zusammen zu bringen. „Das große, besondere Thema bei dieser Veranstaltung ist die Mischung“, sagte Herbert Schmidt. „Uns war es wichtig, dass die Leute in kleinen Gruppen miteinander in Kontakt kommen.“ Dieses Jahr war der Anteil behinderter Menschen geringer und es gab auch keine Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit schweren Behinderungen. Das habe sich zufällig so ergeben, sagte Schmidt.
Ein Engel wird zur Opernsängerin
Was unterscheidet die Sommerwerkstatt mit Inklusionshintergrund nun von den herkömmlichen VHS-Kursen? „Wir schauen mehr die Menschen an: Wen haben wir vor uns und was können wir künstlerisch entwickeln“, erklärte Schmidt. Er betreute eine kleine Gruppe, die sich mit Malerei beschäftigte. Eine 53-jährige Teilnehmerin übte sich in Bleistiftzeichnungen, ihr Motive: Schafe und Sonnenblumen. Eine andere Teilnehmerin malte mit Acrylfarben und versuchte, ihre abstrakten Bilder phantasievoller und mutiger zu gestalten, als sie das bis dahin getan hatte. Eine dritte Teilnehmerin malte die Rückseite einer Sonnenblume. Diese Vertiefungen hinzubekommen, sagte sie, „das ist nicht leicht“. Bei der Schattierung half ihr Herbert Schmidt.Im Atelier von Barbara Oswald übten sich drei Teilnehmerinnen im Kunstdruck. Aus Holz, Kork, Pappe und Linoleum erstellten sie Schablonen zum Thema „Unterwasserwelt“, walzten Acrylfarben darauf und druckten die Motive auf Papier. Es entstanden farbenfrohe Bilder mit Muscheln, Fischen und Wasservögeln. Die 66-jährige Helga Winter kreierte mit Barbara Oswalds Hilfe eine märchenhafte Wasserspiegelung mit verschiedenen Farbnuancen. „Es ist immer eine Überraschung, wie das Drucken gelingt“, sagte Oswald. „Man kann sehr schnell ein schönes Ergebnis haben.“
Im Atelier von Karsten R. Wieprich experimentierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Acrylfarben und feinem Sand, den sie auf der noch feuchten Farbe verteilten. Andreas Maurer aus Rottenburg war zum ersten Mal bei der Sommerwerkstatt dabei. Sein erstes Bild aus Acrylfarbe und Sand trocknete bereits in der Sonne. „Es ist eine schöne Gelegenheit, sich ein bisschen kreativ zu betätigen“, sagte der 33-Jährige.
Die Künstlerin Jutta Peikert betreute unterdessen den Bereich „Keramik“, wo drei Teilnehmerinnen aus Ton aufwändige Figuren modellierten und sich amüsierten: Claudia Honecker wollte eigentlich einen Engel formen, doch die Figur geriet ihr etwas zu üppig, weshalb sie entschied, daraus doch lieber eine Opernsängerin zu machen. Jutta Peikert gab ihr Tipps, wie sie die Proportionen möglichst realitätsnah herausarbeiten kann.
Am lautesten ging es in Michael Starks Werkstatt zu. Dort arbeiteten drei Leute mit Hammer, Raspel und Schleifpapier an weichem Speckstein. Eine Teilnehmerin ließ sich von der Form ihres Steins inspirieren und meißelte daraus eine Männerbüste. Rolf Jäger aus Mössingen arbeitete im Hof an einem Projekt weiter, das er bereits im Frühling begonnen hatte: Ein Hahn aus Sandstein.