Querpass
Sexismus mal anders
Manuela Harant über Gedanken zu einer neuen Kleiderordnung im Handball.
Es wird ja viel über Sexismus debattiert. Meist in die eine Richtung. Also Mann macht sexistische Äußerung über Frau. Die jüngsten Gedanken über eine neue Kleiderordnung in der Handball-Bundesliga könnten aber auch die Gemüter des „stärkeren Geschlechts“ erregen. Nun hat HBL-Chef Frank Bohmann in einem Sonderheft der „Sport Bild“ vorgeschlagen, die Spieler in ein Outfit zu stecken, das eine „weiblichere und jüngere Klientel“ gewinnen kann. Genauer: „Hautenge, ärmellose Tanktops als Trikots“. Der Vorschlag habe schon 2003 für helle Aufregung gesorgt, Bohmann glaube aber auch 17 Jahre später, dass dies dem Handball weiterhelfen würde.
Da hat es der Boss der Bundesligisten gleich mit einer Aussage geschafft, zwei Geschlechter zu diskriminieren: Die Männer mit der anzüglichen Vorstellung, sie müssten mehr Muskeln und Haut bei der Ausübung ihres Sports zeigen. Die Frauen mit der Unterstellung, sie würden nur dann einschalten, wenn dies der Fall wäre.
So richtig verstanden zu haben scheinen das die Mächtigen im deutschen Handball aber auch nach 17 Jahren noch nicht. Sonst wäre Ex-DHB-Vizepräsident und Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning seinem Liga-Kollegen nicht gleich beigesprungen. Der 52-Jährige lobte dieses „Querdenken“. Allerdings sei er auch froh, „dass ich in solchen Dingern nicht mehr auflaufen muss.“ Hanning versteht zumindest die männliche Perspektive. Zeit wird es, dass auch die andere Seite im HBL-Präsidium Gehör findet. Vielleicht hilft das ja auf dem Weg zu einer neuen Klientel.