Tübingen · Messe

SenFit: Fit und sicher im Alter leben

Auf der Seniorenmesse SenFit war der Andrang groß. Im Tübinger Sparkassen Carré ging es unter anderem um Künstliche Intelligenz – und ums Tanzen.

12.11.2023

Von Werner Baukecht

Hunderte von Besuchern kamen am Samstag zur SenFit, der Seniorenmesse des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTs, in die Kreissparkasse. Bild: Ulrich Metz

Hunderte von Besuchern kamen am Samstag zur SenFit, der Seniorenmesse des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTs, in die Kreissparkasse. Bild: Ulrich Metz

Vor dem Podium im hinteren Saal lud die Volkshochschule Tübingen ((VHS) um halb eins zum Tanzen ein. „Tanzen 50+“ nannte sich das Programm, „aber es dürfen natürlich auch Jüngere mitmachen“, wie die Moderatorin verkündete. Und so bildete sich spontan eine etwa 25-köpfige Gruppe aus Tänzern, die bereits am VHS-Programm teilnehmen und bewegungswilligen Besuchern – die Frauen in deutlicher Überzahl. Die VHS biete ihren Tanzkurs jeden Mittwochmorgen in der Bachgasse an, man brauche sich bloß anzumelden und vorbei zu kommen. „Einmal in der Woche mal wieder die Glieder ausschütteln“, meinte Rose Haber, „ist auch gut für meinen Geist, et dass i völlig blöd werd.“ Sie sei „noch unter 80 Jahre alt“, sagte sie.

Überhaupt war die Stimmung in den Räumen des Carrés bestens. Das lag sicher auch daran, dass die Beratungen an den insgesamt 30 Ständen sehr ausführlich gehalten wurden – vor allem aber schwärmten die Besucher, die in die Hunderte gingen, von der Freundlichkeit bei den Info-Ständen. Die Veranstalter hatten dieses Jahr besonders die Gesundheit und die Sicherheit in den Mittelpunkt gestellt. Dazu passte natürlich das vom Ministerium für Verkehr ins Leben gerufene Projekt „Team Vision Zero“. Ihre Vision: null Tote im Straßenverkehr. Dazu boten sie beispielsweise Reaktionstests an, Sehtests speziell für Ältere oder Beweglichkeitsübungen für Schultern und Nacken. „Wer sich da locker fühlt und mit dem Lenkrad hantieren muss, der hat gute Chancen, Unfälle zu vermeiden“, sagte Vera Kaiser. Gleich daneben ist der Stand zu „Fitness im Alter“, eine Kooperation zwischen dem Württembergischen Landessportbund und der Stadt Tübingen. Anna Debler ist seit Jahresbeginn die zuständige Ansprechpartnerin in der Abteilung Gesundheitsförderung für ältere Menschen. „Im Augenblick führen wir eine Umfrage durch, an deren Ende wir wissen wollen, wie Sportangebote für Ältere konzipiert sein müssen.“ Als Ergebnis soll eine Liste vorliegen mit den jeweiligen Angeboten der Vereine an Senioren und Seniorinnen.

Am Stand des Uniklinikums präsentierte sich das Zentrum für Physiotherapie. Rechtlich ist es eine Tochter des Klinikums. „Zu uns können alle kommen, die Bedarf haben“, sagte die Beraterin, „man braucht nur ein Rezept vom Arzt.“ Sie hätten zehn Physios im Einsatz, es gebe „Schnittstellen zum Klinikum“.

Das Tübinger Sanitätshaus Nusser + Schaal stellte das Thema Arthrose vor an seinem Stand. Vor allem die Schmerzlinderung stand im Mittelpunkt. Sie zeigten Kompressen, die bei Bänderdehnungen helfen, aber auch sogenannte Orthesen: Diese sind robuster, fast starr und justierbar, und man kann sie einsetzen zur Korrektur zum Beispiel von X-Beinen. Das andere Sanitätshaus Tübingens, Brillinger, bot den Besuchern eine Blutdruckmessung an. „Oh je“, meinte Gerd Oser nach seiner Messung, „mit dem Ergebnis bin ich fast tot, da brauche ich erst mal einen Kaffee.“

Den gab es im hinteren Saal, der zur Kantine umgebaut worden war. Hier stand auch das Podium, auf dem gegen 15 Uhr eine Diskussion zum Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Pflege stattfand. Für Kaffee und Süßes sorgten traditionell auch dieses Jahr wieder der TSV Lustnau und seine Helfer und Helferinnen – selbst gebackenen Kuchen gab es im Angebot. Und vor dem Gebäude stand der Imbiss-Truck.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) stellte seinen Hausnotruf vor. Durch Drücken eines Handsenders kann eine gestürzte oder anders in Not geratene pflegebedürftige Person einen Notruf an das DRK absetzen. In Ergänzung dazu gibt es auch einen Mobilnotruf, der sein Signal durch einen Funksender auslöst. Dazu passte auch einer der Vorträge, die so eine Art Tipp von Experten waren. „Spontane Hilfe im Alltag“ nannte er sich. In ihm ging es speziell um die Organisation dieser Hilfen.

Simon Spangenberg, Geschäftsführer von Mecasa, die Seniorenbetreuung zu Hause anbieten, sprach über die sogenannte 24-Stunden-Pflege. Sein Unternehmen stellt die Pflegerinnen, Beratung erfolgt dabei ausschließlich durch zertifizierte Fachkräfte. „Es macht ja keinen Sinn“, sagte er, „eine polnische Kraft zu einer älteren Pflegeperson zu schicken und sie kann die Sprache nicht.“ Gerd Fischer stellte die Seniorenresidenz „Lechlerhöhe“ beim gleichnamigen Tübinger Krankenhaus vor, in der immerhin noch ein paar Wohnungen frei seien. Markus Höhn von Rilling und Partner, dem Tübinger Bestattungsunternehmen, berichtete, dass inzwischen 70 Prozent der Verstorbenen Feuerbestattung wünschten und nur 30 Prozent ein Erdgrab. „Früher war das Verhältnis umgekehrt.“ Der große Trend in Tübingen: Urnenbestattung in einer Gemeinschaftsgrabanlage.

Um den Blumenschmuck kümmert man sich bei Blumen Endriß in Tübingen. Und wenn man sich während des Rundgangs ein wenig die Arme ausschütteln wollte: In der „Bewegten Pause“ lud Anna Debler zu sportlichen Übungen ein.

Daten und Fakten zur Situation der Pflege

Viele Senioren: Zum 31. Dezember 2022 gab es in Deutschland 2,73 Millionen Personen im Alter von 85 Jahren und älter. Zum gleichen Zeitpunkt gab es 783 978 Menschen im Alter von unter einem Jahr. Insgesamt betrug die Bevölkerungszahl in Deutschland zum Ende des Jahres 2022 rund 84,36 Millionen. Derzeit wird die Zahl der Pflegebedürftigen im Statistischen Bundesamt mit etwa fünf Millionen Bundesbürgern angegeben. Es gibt 16100 Pflegeheime und 15400 ambulante Pflegedienste. Dabei wuchs die Zahl der Pflegeheime von 11 600 im Jahr 2009 auf 16 100 im Jahr 2021/22. Etwa ein Drittel der Pflegebedürftigen ist hochbetagt, und der Frauenanteil überwiegt. Rund vier von fünf Pflegebedürftigen in Deutschland werden zu Hause versorgt. Meist erfolgt die Pflege durch pflegende Angehörige. Häufig unterstützt sie dabei ein ambulanter Pflegedienst. Bewohner in Pflegeheimen machen rund ein Fünftel der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland aus.

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Erstellt:
12.11.2023, 19:12 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 49sec
zuletzt aktualisiert: 12.11.2023, 19:12 Uhr

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