Obernau
Selbstdarstellung
Der Rottenburger Gemeinderat hat ein Konzept für den Umbau des Spielplatzes am Deichelweiher beschlossen („SPD beharrt auf Barriere zum Neckar“, 29. Juli).
Die sich kinderfreundlich gebende Initiative der Rottenburger SPD zum Schutz unserer Kleinsten in der Dommetropole ist aller Ehren wert. Ja, der Neckar kann heimtückisch sein, gerade wenn seine Wellen verführerisch plätschern und die Lockrufe denen der Schönen Lau im Blautopf oder dem Erlenkönig nicht unähnlich sind. Lasst uns unsere Kinder und Enkel lieber einzäunen, räumlich begrenzen und radikal schützen, das kann auf den späteren Ernst des Lebens am besten vorbereiten. Und wer haftet, wenn der Neckar wieder zuschlägt? Auch Hölderlin, dem Dichter am unteren Lauf des Neckars, ist diesmal entschieden zu widersprechen, wenn er leichtsinnig ruft: „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“
Ja, die Rottenburger SPD ist wieder auf dem Weg zu einer in die Breite und Tiefe wirkenden Volkspartei. Sie scheut sich nicht vor Vorschlägen, die zwar oberschlau klingen, aber ganz viel mit Selbstdarstellung zu tun haben – weniger mit unseren Kleinsten. Der SPD-Fraktion möchte ich dringend einen Ausflug nach Ulm empfehlen. Dort könnte sie sich einmal in aller Ruhe am Ufer der Friedrichsau umsehen und erfahren, wie man ohne Kassandra-Geschrei Spielnischen und -oasen einrichtet, die im Angesicht der blauen Donau niemand aus- und abgrenzen. Und das Ganze ohne Parteiblick und mit jeder Menge gesundem Menschenverstand. Ja, das gibt es auch noch!