Bilanz 2016

Schwierige Jahre in Sicht

Kreissparkasse spricht noch von einem guten Jahr mit einem Überschuss von 8 Millionen Euro. Aber die niedrigen Zinsen machen zunehmend Sorgen.

18.02.2017

Von Thomas de Marco

Fast 200 Millionen Euro mehr als im Vorjahr haben die Kunden 2016 bei der Kreissparkasse Reutlingen angelegt. „In normalen Zeiten würden wir über so einen Zuwachs jubeln“, sagte der Vorstandsvorsitzende Michael Bläsius gestern bei der Vorstellung der Bilanz. Doch die Zeiten sind wegen der niedrigen Zinsen sowie „Strafzinsen“ für Banken eben nicht normal. Da die Einlagen höher als die vergebenen Kredite seien, müsse sein Haus die Überschüsse zumindest teilweise bei der Europäischen Zentralbank anlegen – und dafür selbst 0,4 Prozent Zinsen zahlen.

Auch wenn der Jahresüberschuss mit 8 Millionen Euro gegenüber 2015 gleichgeblieben ist, verzeichnete die KSK trotz gestiegener Bilanzsumme, höherer Kreditvergabe und mehr Kundeneinlagen (siehe Kasten) ein deutliches Minus von rund 6 Prozent beim Betriebsergebnis, erklärt Bläsius. Deshalb will die KSK nun wie
andere Geldhäuser auch einen
Teil dieses „Verwahrentgelts“ weitergeben.

Im Januar haben entsprechende Gespräche mit Firmen, institutionellen Anlegern sowie Kommunen begonnen: Ab 1 Million Einlage sollen diese ebenfalls 0,4 Prozent Zinsen an die Kreissparkasse zahlen. Dies soll im laufenden Jahr schrittweise eingeführt werden. „Ziel dieser Gespräche ist aber auch, Alternativen aufzuzeigen“, betont Bläsius. Für Privatkunden werde es aber in absehbarer Zeit keine Negativzinsen geben, stellt der Vorstandsvorsitzende klar.

Erfolgsquote Eigenkapital

2016 sei noch gut gewesen, aber die schwierigen Jahre mit stärker sinkenden Betriebsergebnissen dürften ab 2018 beginnen, sagt Bläsius. Neben dem anhaltend niedrigen Zinsniveau macht er dafür auch die vielen neuen Gesetze und Verordnung für Banken verantwortlich. „Wir brauchen eine Regulierung – aber sie muss sinnvoll und leistbar sein“, fordert der Vorstandsvorsitzende. Ihn ärgert vor allem, dass Sparkassen und Volksbanken immer stärker mit Vorgaben belastet würden, die eigentlich für international tätige Großbanken entwickelt worden seien.

Auf die problematischen Jahre bereite sich sein Haus mit einer Stärkung des Eigenkapitals vor. Die hat Ende des vergangenen Jahres 18,3 Prozent betragen und übertrifft damit die Anforderungen durch den Aufsichtsrat deutlich. „Das ist unsere zentrale Erfolgsquote“, sagte Bläsius.

Außerdem will die KSK Personal abbauen. Betriebsbedingte Kündigungen stünden aber nicht an, „wir werden die normale Fluktuation nutzen“, betont Bläsius. Weitere Filialschließungen seien derzeit kein Thema. 2016 hatte die KSK 20 haupt- und 21 nebenamtliche Filialen im Kreis geschlossen. Derzeit hat die Sparkasse noch 42 Filialen, als Zielgröße für die kommenden Jahre sind 39 ausgegeben. Kunden hätten auf die Straffung des Filialnetzes und der Öffnungszeiten mit Verständnis reagiert.

Beim Kreditgeschäft hat die KSK im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent auf 3,08 Milliarden Euro zugelegt. Treiber seien dabei Unternehmer und Selbstständige gewesen, sagt Vorstandsmitglied Martin Bosch. Die KSK gehöre mit rund 75 Millionen Euro an vermittelten Förderkrediten zu den aktivsten in Baden-Württemberg. Auch für 2017 erwartet Bosch ein stabiles Kreditgeschäft.

Überweisung per Foto

Mehr als 52 000 KSK-Kunden nutzten mittlerweile das Online-Banking, sagt Vorstandsmitglied Joachim Deichmann und verweist auf zwei Neuerungen: Im November wurde die Funktion „Fotoüberweisung“ als Sparkassen-App eingeführt, bei der die Empfängerdaten mit dem Smartphone abfotografiert und per TAN-Nummer freigegeben werden. Außerdem gibt es nun das Handy-zu-Handy-Zahlverfahren „Kwitt“ – für Beträge unter 30 Euro sogar ohne TAN.

Die KSK-Bilanz auf einen Blick

Die Bilanzsumme der Kreissparkasse Reutlingen 2016 ist um 3,8 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro gestiegen. Bei den Kundenkrediten verzeichnete die KSK eine Zunahme um 3,6 Prozent auf 3,08 Milliarden, die Kundeneinlagen stiegen um knapp 200 Millionen auf 3,7 Milliarden (plus 5,4 Prozent). Das betreute Kundenvermögen betrug knapp 5 Milliarden Euro (plus 5,5 Prozent). Der Jahresüberschuss betrug 8 Millionen Euro – genau wie im Jahr davor. Zum Jahresende beschäftigte die KSK in ihren 42 Filialen 976 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – 54 weniger als im Vorjahr. Sie zahlte 2016 Steuern in Höhe von 12,9 Millionen Euro, davon 5,7 Millionen an Gewerbesteuer an Städte und Gemeinden im Kreis. Auch dieses Jahr soll ein Teil des Jahresüberschusses an den Kreis ausgeschüttet werden. Zum 21. Mal erhalten die Kreiskliniken 1 Million Euro für Investitionen. 830 000 Euro verwendete die KSK für Spenden und Sponsoring in der Region.

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Erstellt:
18.02.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 03sec
zuletzt aktualisiert: 18.02.2017, 01:00 Uhr

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