Frisur

Schnipp, schnapp, Haare ab

Die Friseure sind geschlossen, doch die Haare wachsen trotzdem. Viele greifen selbst zu Schere und Rasierer, manche auch zum Staubsauger.

22.12.2020

Von dpa

Sturmfrisur garantiert: Manche saugen die Haare zum Schneiden mit einem Staubsauger an. Foto: Annette Riedl/dpa

Sturmfrisur garantiert: Manche saugen die Haare zum Schneiden mit einem Staubsauger an. Foto: Annette Riedl/dpa

Ordentlich frisiert Weihnachten feiern oder ins neue Jahr kommen – dieser Wunsch wird nicht allen vergönnt sein, denn bereits zum zweiten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie sind die Friseure geschlossen. Diese appellieren zwar an die Geduld, doch nicht jeder will warten, bis die „Corona-Matte“ oder der Bart unansehnlich werden. Und Not macht bekanntlich erfinderisch. So manch einer greift selbst zu Schere, Rasierer und Farbe. Anleitungen gibt es auf Youtube, Instagram und Co. jede Menge – und gleichzeitig auch genügend Zeugnisse von Selbstversuchen.

Ganz klassisch zeigt Friseur-Weltmeisterin Sonja Fischer, wie man Nothaarschnitte für Männer meistert. Bloggerin und Haarschneide-Autodidaktin Patricia Wons veröffentlichte während der ersten Corona-Welle eine Anleitung für einen Männer-Haarschnitt. „Ich bekomme viele Rückmeldungen. Bei vielen klappt es, bei manchen auch nicht“, so die Duisburgerin. Tipps gibt es seit Corona auch auf den Seiten einer Drogeriekette. Lernprogramme bieten zudem Hersteller von Haarschneidegeräten.

Äußerst kreativ ist die Anleitung vom sogenannten Heimwerker-King und Youtuber Fynn Kliemann: Bei ihm werden die Haare mit einem Staubsauger angesaugt und einer Schablone geschnitten. Joshua Otto aus Berlin hat es nachgemacht und ist begeistert: „So bekommt man gut alle Haare auf eine Länge, nichts juckt oder kratzt.“ Der 25-Jährige hat sich bereits mehrmals so die Haare geschnitten und will auch gar keinen Profi mehr ranlassen. Er habe absolut keine Lust, mit einer Maske beim Friseur zu sitzen, sagt er. Und außerdem lasse sich viel Geld sparen. Die neue Frisur sei zwar chaotisch, passe aber viel besser zu seinem Typ als die früher geschniegelten Haare.

Die Berliner Friseur-Innung sieht Selfmade-Frisuren natürlich kritisch: „Das finden wir als Branche nicht toll. Es ist Umsatz, der Betrieben vorenthalten wird“, sagt Geschäftsführer Markus Feix. „Und es ist auch die Frage, ob man hinterher so aussieht, wie man aussehen will“, ergänzt er.

Das hat auch Beatrice Hübschmann schon oft erlebt. „Mal gelingt es, mal nicht. Ich sah schon aus wie ein Trottel. Aber Haare wachsen ja nach, und es gibt Mützen“, sagt die Berlinerin, die Videos ihrer Versuche auf Instagram und Tiktok zeigt. In den letzten Wochen habe sie ihre Schnitt- und Färbetechnik verbessert. „Seit Corona bin ich mein eigener Friseur.“ Dass der Trend zum Selberschneiden Existenzen zerstöre, glaubt sie nicht. „Das Bäckerhandwerk stirbt ja auch nicht aus, nur weil einige Leute ihr eigenes Brot backen.“

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Erstellt:
22.12.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 22.12.2020, 06:00 Uhr

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