Union

Schaulaufen um die Laschet-Nachfolge

Alle Anwärter um den CDU-Parteivorsitz waren zu Gast beim Deutschlandtag der Jungen Union. Fazit: Es gibt zwei Gewinner, einen Verlierer und einen, der allen überraschend die Show stiehlt.

18.10.2021

Von Dominik Guggemos

Hat an Rückhalt verloren: Friedrich Merz (links) neben JU-Chef Tilman Kuban, der ihm ein Paar Sneakers überreichte. Foto: Bernd Thissen

Hat an Rückhalt verloren: Friedrich Merz (links) neben JU-Chef Tilman Kuban, der ihm ein Paar Sneakers überreichte. Foto: Bernd Thissen

Münster. Nahezu jeder, der bei der Neuaufstellung der CDU etwas werden will, hat vorbeigeschaut beim Deutschlandtag der Jungen Union (JU) in Münster: Friedrich Merz am Freitag, Jens Spahn und Carsten Linnemann am Samstag, Ralph Brinkhaus am Sonntag. Norbert Röttgen hielt kein Grußwort, war aber vor Ort. Am Ende stahl ihnen einer die Show, von dem das nicht unbedingt zu erwarten war: Noch-Parteichef Armin Laschet. Er übernahm selbstkritisch die volle Verantwortung für die historische Wahlniederlage – und machte zugleich deutlich, was sich aus seiner Sicht alles ändern muss.

Da sind zum einen die Indiskretionen, über die sich Laschet beklagte. Parteikollegen, die per Liveticker Journalisten und damit die Öffentlichkeit informierten, was gerade in Vorstandssitzungen und Jamaika-Verhandlungen passiere. Deswegen habe er ein Handyverbot in den Vorstands- und Präsidiumssitzungen erlassen, das gelte, solange er Parteichef ist. Außerdem ein wichtiger Faktor: der Zusammenhalt. „Diese Tugend, Zusammenstehen, das müssen wir wieder lernen, wenn wir in Zukunft Wahlen gewinnen wollen“, sagte Laschet. „So wie der Zustand im Moment ist, kann es nicht weitergehen.“ Die Union müsse jünger, weiblicher und solidarischer werden.

Für seine Rede bekam Laschet viel Zuspruch von der Jungen Union. Das können nicht alle, die darüber nachdenken, sich um den Parteivorsitz zu bewerben, von sich behaupten. Friedrich Merz sprach am Freitag von der Union als „insolvenzgefährdeten schweren Sanierungsfall“. Da widersprach ihm nicht nur Laschet. JU-Chef Tilman Kuban sagte den TV-Sendern RTL/ntv: „Friedrich Merz ist ein kluger Kopf, der sicherlich auch als Berater und Unterstützer mit dabei sein kann.“ Was die Union jetzt aber brauche, seien „vor allem mehr junge, frische und unverbrauchte Köpfe in der Parteispitze“. Das ist für Merz auch dahingehend bitter, dass er im Duell mit Laschet um den Parteichef-Posten noch auf die Unterstützung der Jungen Union bauen konnte.

Zu den Gewinnern des Schaulaufens dürfen sich dann auch zwei junge Gesichter der CDU zählen: Gesundheitsminister Jens Spahn (41) und Carsten Linnemann (44), Vorsitzender der Mittelstandsunion. Spahn beklagte die Zerrissenheit in der Partei: „Wir haben an vielen Stellen, und das nicht erst seit ein paar Wochen, ein Klima des Misstrauens, das sich breit gemacht hat, und auch eine Krise des Zusammenhalts.“ Spahn selbst hat Lust darauf, die neue CDU zu gestalten. Linnemann sprach sich für eine Mitgliederbefragung zur Vorsitzendensuche aus. „Wir müssen wieder eine Mitgliederpartei werden.“ Er forderte die CDU auf, Mut zu haben, „auch die ganz heißen Eisen anzupacken“, wie die Themen Rente und Verbeamtung.

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Erstellt:
18.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 18sec
zuletzt aktualisiert: 18.10.2021, 06:00 Uhr

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