Gewagte Überholmanöver, Sprünge und auch viele Stürze gab es am Samstag in Gomaringen. Im dortigen Bikepark fand vor 250 Zuschauern die Deutsche Meisterschaft im Fourcross statt. Bis zu vier Fahrer – daher der Name der Disziplin – stürzten sich in mehreren Rennen auf ihrem Bike die 500 Meter lange Piste hinunter, die ersten beiden Fahrer qualifizierten sich für die nächste Runde.

Impressionen von der Fourcross-DM in Gomaringen

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Die Teilnehmer: Mitfahren durfte, wer im Vorfeld eine Lizenz über einen Verein beantragt hatte. Also theoretisch jeder. „Das ist aber nur eine sehr theoretische Offenheit“, sagte Dieter Brenzel von der Rennrad-Abteilung des RV Gomaringen: „Denn um sich auf dieser Strecke nicht alle Knochen zu brechen, braucht es jahrelange Übung.“ 80 Fahrer waren nach Gomaringen gekommen – viele aus dem süddeutschen Raum, aber auch Biker aus Berlin oder Hamburg fuhren mit. Untergebracht waren sie überwiegend in Hotels in der Umgebung.

Die Dopingkontrolle: Da es sich um eine Deutsche Meisterschaft handelte, ging’s phasenweise richtig förmlich zu. Sogar zur Dopingkontrolle wurden mehrere Fahrer in ein naheliegendes Hotel gebeten. Kontrolleure in weißen T-Shirts fingen aus jeder Konkurrenz den Sieger und einen weiteren zufällig ausgelosten Fahrer ab.

Die Vogelperspektive: Während der Rennen schwebte eine Drohne den ganzen Nachmittag über dem Bikepark. Sie gehörte einem Mitglied des RV Gomaringen und machte Bilder und auch Videos aus der Vogelperspektive. Diese Sicht war wohl auch die einzige, von der aus man den kurvenreichen Kurs komplett überblicken konnte.

Der Lokalmatador: Viele Augen waren auf den Reutlinger Benedikt Last gerichtet. Der 23-Jährige vom ausrichtenden RV Gomaringen trat beim Heimrennen als Titelverteidiger an – und wurde seiner Favoritenrolle gerecht: Im Finale fuhr er einen souveränen Start-Ziel-Sieg mit konstant mehreren Metern Vorsprung ein. So liefen eigentlich fast alle seiner Rennen am Samstag. Außer im Viertelfinale. „Das war etwas unrund“, sagte Last: „Ich habe es oben zu easy genommen und zu viel gebremst“ Die Folge: Kurzzeitig war er in diesem Rennen nicht ganz vorne, schaffte es aber dann doch ins Halbfinale. „Das war ein rechtzeitiger Warnschuss, um aufzuwachen“, sagte Last, der sich über den Sieg freute: „Das war auch mein Ziel. Bei einer Meisterschaft gilt Platz eins oder nix.“

Die Strecke: Extra ausgebaut hatten die Gomaringer ihre Strecke, damit sie den Anforderungen für die Titelkämpfe genügte. Letztlich sorgte eine Mischung aus naturbelassenen Stellen und eigens platzierten Rampen für einen abwechslungsreichen Kurs. Benedikt Last jedenfalls war zufrieden – was auch kaum verwundert, schließlich hat der Reutlinger selbst maßgeblich an der Gestaltung der Strecke mitgearbeitet. „Mir war wichtig, dass der Kurs nicht zu eng ist und Raum für Überholmanöver bietet.“

Die Rennen: Während der Rennen bekamen die Zuschauer dann auch viel Action hautnah geboten: enge Kurven, weite Sprünge, ab und an riskante Überholmanöver. Und eigentlich fast in jedem Rennen Stürze. Wo bei anderen Sportveranstaltungen Sanitäter ein eher ruhiges Bereitschaftsdasein haben, waren sie am Wochenende in Gomaringen im Dauereinsatz. „Klar ist der Sport gefährlich. Wir sind schon ein bisschen die Rowdys unter den Radfahrern“, sagte Last. Das mache aber auch die Faszination aus: „Du musst zu 100 Prozent da sein und immer das perfekte Rennen liefern. Ein kleiner Fehler und alles ist vorbei.“

Die Atmosphäre: Ebenfalls stark gefordert: der Sprecher am Mikro auf einem kleinen Turm. Denn auch der musste die ganze Zeit über hellwach sein, um das Geschehen zu überblicken und alle Zuschauer zu informieren: „Sturz im Steinfeld im oberen Teil der Strecke!“ Oder: „Da hat einer mit einem platten Hinterrad zu kämpfen, das fordert die Schenkel!“ Viele Zuschauer wechselten auch oft ihren Standort, um möglichst viele Stellen der verwinkelten Strecke einsehen zu können. Bei einer Renndauer von weniger als einer Minute war da Tempo gefragt.

Der Disziplinwechsel: Normalerweise ist David Horvath, Jahrgang 1996, im Cross Country unterwegs und hat es dort bis in die Nationalmannschaft geschafft. Für eine Deutsche Meisterschaft bei seinem Heimatverein RV Gomaringen wechselte er aber gerne die Disziplin und wurde kurzzeitig zum Fourcrosser. „Ich wollte hier zuhause unbedingt dabei sein“, sagte Horvath, „aber die Unterschiede zum Cross Country sind schon riesig.“ Ein Cross Country-Rennen dauert nämlich viel länger und enthält im Gegensatz zum Fourcross auch Bergauf-Passagen. „Und Cross Country ist olympisch“, sagte Horvath, der am Ende Platz elf belegte und nach eigenem Bekunden viel Spaß hatte.