Energie

Russland erfüllt Gas-Verträge

Die Grünen verdächtigen Moskau, an der Preisschraube zu drehen. Mehrere Experten winken ab.

23.09.2021

Von IGOR STEINLE

Pipelines auf der sibirischen Jamal-Halbinsel. Foto: Alexander Nemenov/afp

Pipelines auf der sibirischen Jamal-Halbinsel. Foto: Alexander Nemenov/afp

Berlin. Die hohen Gaspreise bereiten Wirtschaft und Verbrauchern Sorgen. Um 42 Prozent sind sie zwischen Januar und Juli 2021 gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr sogar um 146 Prozent. Das liegt an Gasspeichern, die aufgrund des vergangenen kalten Winters leerer sind als sonst, hoher Nachfrage weltweit und Mechanismen des EU-Marktes, wie Experten erklären. Die Grünen und eine Reihe Europapolitiker hingegen geben Russland die Schuld. „Die Situation bei den leeren Gazprom-Speichern in Deutschland und Europa dürfte bewusst herbeigeführt worden sein“, vermutet Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. Deutschland rutsche „in eine Situation mit Erpressungspotenzial“, warnt er mit Blick auf das laufende EU-Genehmigungsverfahren für die deutsch-russische Erdgas-Pipeline Nord Stream 2. Versucht der Kreml, Europa zu erpressen, damit die Ostsee-Pipeline schneller in Betrieb geht?

Experten widersprechen. „Gazprom erfüllt seine Lieferverträge“, sagt Oliver Hermes, Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Russisches Pipelinegas sei aktuell sogar deutlich günstiger als Gas auf dem sogenannten Spotmarkt für kurzfristige Lieferungen. Auch RWE bestätigte, dass Gazprom seine Lieferverpflichtungen erfülle. So würde es zwar laut Hermes „zur Beruhigung der Marktsituation beitragen“, wenn Gazprom zusätzliche Liefermengen anbieten würde. Ob dies allerdings überhaupt möglich ist, ist umstritten. Die Internationale Energieagentur (IEA) etwa ist der Ansicht, dass Russland mehr Gas liefern könnte, um die leeren Speicher für den kommenden Winter schneller aufzufüllen.

Das Oxford Institute for Energy Studies hingegen sagt, die russische Gasproduktion befinde sich bereits an der Kapazitätsgrenze, wobei die Exporte sich hauptsächlich auf die Türkei und Deutschland konzentrierten, jene Märkte, die durch Unterwasserpipelines ans russische Gassystem angeschlossen sind. So musste Gazprom zunächst die ebenfalls leeren russischen Speicher auffüllen. Darüber hinaus hat ein Feuer in einer Anlage vor ein paar Wochen die verfügbare Gasmenge verringert. Igor Steinle

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Erstellt:
23.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 53sec
zuletzt aktualisiert: 23.09.2021, 06:00 Uhr

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