mössingen

Rote Diktatur

Der Mössinger Generalstreik gegen Hitler am 31. Januar 1933 gilt Historikern als einzigartig in Deutschland („Zwischen Euphorie und Desinteresse“, Steinlach-Bote, und „Übrigens“, Tübingen, 31. Januar). Gerhard Bialas verfasste dazu einen Leserbrief (2. Februar).

09.02.2018

Von Walter Ansel, mössingen

Im Rahmen des alljährlichen Gedenkens an den Mössinger Generalstreik, der anstelle der braunen eine rote Diktatur nach stalinistischem Vorbild zum Ziel hatte, mahnt Gerhard Bialas als bekennender Linksextremist die Umbenennung von nach Hindenburg benannten Straßen an. Ich denke ihm schwebt dabei die Änderung in eine Stalin- oder Dserschinski-Allee vor. Um eine gewisse Realitätsnähe zu erzielen wären hier allerdings Sackgassen die erste Wahl. Weiter wäre eine Ulbricht-Mauer, am besten um ein Mielke-Viertel, im Sinne des Genossen Bialas sicher unabdingbar. Da die von ihm bis heute so hochgelobte DDR auf dem Schutthaufen des Hinterhofs der Geschichte gelandet ist, ließe sich im linken Tübingen für diesen verdienten Mitbürger sicherlich auch noch ein „Bialas-Hinterhöfle“ finden.

Wenn's auch schwerfällt sollte man doch der Wahrheit die Ehre geben: Hindenburg († 1934) ein Kriegsverbrecher? Hindenburg versuchte den „böhmischen Gefreiten“ lange zu verhindern. Obwohl die NSDAP bei demokratischen Wahlen die stärkste Partei wurde, versuchte Hindenburg mehrfach mit Hilfe von Notverordnungen Hitler von der Macht fernzuhalten. Sechs (!) Präsidialkabinette wurden von ihm eingesetzt (2x Brüning, 3x von Papen, zuletzt von Schleicher) bevor er (dann schon fast 86-jährig) schließlich Hitler zum Kanzler ernannte. Mit seiner erfolgreichen zweiten Wahl zum Reichspräsidenten gegen Hitler und Thälmann (der als KPD/RFD-Führer ebenfalls die Weimarer Republik bekämpfte), verhinderte er eine frühere braun/rote Diktatur.

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Erstellt:
09.02.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 41sec
zuletzt aktualisiert: 09.02.2018, 01:00 Uhr

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