Kommentar: Resilienz der Lieferketten
Thomas Veitinger zu Lieferengpässen und Deglobalisierung
Es ist richtig, eine Deglobaliserung wäre der falsche Weg. Ein Zurückdrehen internationaler Handelsbeziehungen würde Länder oder Kontinente isolieren, Wohlstand vernichten und Protektionismus fördern.
Andererseits zeigen die Lieferengpässe bei Arzneimitteln, Halbleitern und Baustoffen, dass sich etwas ändern muss. Fehlende Schiffscontainer, wackelige Just-in-Time-Produktionen und steigende Preise bei Produkten aus Asien machen ein Handeln notwendig.
Aber die deutsche Wirtschaft setzt weiter auf weltweite Lieferketten, wie eine Ifo-Umfrage im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigt: Kaum ein deutsches Unternehmen plant, Produktionsstätten zurückzuholen. Das Modell der globalen Arbeitsteilung funktioniert weitgehend, Änderungen bei Vorprodukten sind entweder schwierig oder extrem teuer. Außerdem ist die Produktion vor Ort in manchen Ländern wichtig, um dort Produkte verkaufen zu können. Zudem ist durch den Präsidenten-Wechsel in den USA die Gefahr von Handelskonflikten eingedämmt.
Deutsche Unternehmen sollten dennoch auf die Resilienz ihrer Lieferketten Wert legen. Bereits vor Corona wuchs der globale Handel langsamer als die Produktion. Höhere Transportpreise könnten diesen Trend beschleunigen. Der Verbraucher muss in jedem Fall die Kosten tragen.