Reutlingen · Wirtschaft
Region exportiert 1,5 Prozent weniger Waren
Die IHK in Reutlingen spricht von einem Dämpfer, aber nicht von einer Krise – es gibt auch gute Nachrichten.
Die regionalen Exporte sind laut Statistischem Landesamt im ersten Halbjahr um 1,5 Prozent gesunken. Demnach verkaufte die heimische Industrie in den ersten sechs Monaten Waren im Wert von fast 4,6 Milliarden Euro.
Die Exporte von Firmen aus den Kreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb gehen erstmals seit 2009 zurück. „Das ist noch keine Krise, aber ein Dämpfer“, erklärt IHK-Präsident Christian Erbe. Die gute Nachricht: Die regionale Exportquote, also der Anteil der Ausfuhren am Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe, habe sich im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 54 Prozent leicht erhöht.
Das zeige: Die Märkte außerhalb Deutschlands würden derzeit noch nicht wegbrechen. „Der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie der drohende Brexit ohne Abkommen verunsichern die Unternehmen zunehmend. Die Firmen merken das bei den Aufträgen und bereiten sich zumindest auf stagnierende Geschäfte vor“, sagt Erbe. Im Zehnjahresvergleich hätten sich die Exporte in der Region Neckar-Alb verdoppelt.
In den Landkreisen haben sich die Exportzahlen im ersten Halbjahr unterschiedlich entwickelt: Der Kreis Tübingen konnte um 3,3 Prozent auf fast 650 Millionen Euro zulegen. In Reutlingen und Zollernalb verzeichnen die Statistiker jeweils ein Minus von zwei Prozent. Im Kreis Reutlingen wurden annähernd 2,85 Milliarden Euro erreicht, im Zollernalbkreis knapp über eine Milliarde.
Laut Exportstatistik des Statistischen Landesamtes nehmen die USA, China und Frankreich die Spitzenplätze unter den wichtigsten Exportmärkten Baden-Württembergs ein. Es folgen die Schweiz und die Niederlande, Großbritannien rangiert auf Rang sechs. Zuletzt hatte sich das Vereinte Königreich stabilisiert, so der IHK-Außenwirtschaftsexperte Martin Fahling. „Der Dauer-Brexit hat dazu geführt, dass sich Unternehmen an den Zustand gewöhnt und eben weitergemacht haben. Ich befürchte, dass sich das ändern wird, wenn der ungeregelte Ausstieg der Briten kommt.“
Deutlich verschlechtert hat sich das Türkei-Geschäft. Es verliert landesweit im Vergleich zum Vorjahr nochmals 22 Prozent. Fahling: „Regionale Unternehmen, die Waren in die Türkei liefern wollen, berichten von deutlich zunehmender Bürokratie in der Zollabwicklung. Für faktisch alle Waren müssen Ursprungszeugnisse beigebracht werden. Das hemmt den Handel.“
Die IHK-Experten raten den Unternehmen im Außenhandel, absehbar neue Ländermärkte in den Blick zu nehmen. Darüber lasse sich der Ausfall einzelner Länder besser kompensieren.