Kommentar · Fußball
Professor Cramer
Die Fußball-Bundesliga hat in ihrer Geschichte etliche schillernde Trainer-Figuren erlebt – schon lange bevor ein hühnenhafter Blondschopf namens Jürgen Klopp bei Mainz 05 die Bühne betrat.
Übungsleiter, die fachliche Expertise mit selbstzerstörerischem Ehrgeiz verbanden wie Christoph Daum (Köln/Leverkusen/VfB Stuttgart), Großmäuler wie Max Merkel (1860 München/Nürnberg), Lautsprecher wie Udo Lattek (Mönchengladbach/Bayern), Eigenbrötler wie Otto Rehhagel (Bremen/Bayern/Lautern) oder Lebemänner wie Dragoslav Stepanovic (Frankfurt).
Es gab geniale Typen im Fußball-Oberhaus. Erinnert sei an dieser Stelle an die erfolgreichen Gentlemen-Coaches Ottmar Hitzfeld (Dortmund/Bayern München) und Jupp Heynckes (Mönchengladbach/Bayern). Nicht zu vergessen: der kettenrauchende Ernst Happel, der Anfang der 1980er Jahre aus dem HSV eines der besten Teams der Welt formte.
Einer der ganz großen Bundesliga-Trainer wäre am Samstag 95 geworden: Dettmar Cramer, der vor fünf Jahren verstarb. Zwei Mal holte der gebürtige Dortmunder in den 70er Jahren mit den Bayern den Europapokal der Landesmeister. Der nur 1,61 Meter große Cramer arbeitete zudem in Frankfurt und Leverkusen. Er war ein Weltenbummler, lehrte in 90 Ländern Fußball, was ihm den Spitznamen Professor einbrachte – lange bevor man Ralf Rangnick (Ulm/Stuttgart) so nannte.