Wachendorf · Extreme Rechte

Polizei: Die Rechten waren die Angreifer

Was den Vorfall in Wachendorf an Neujahr betrifft, korrigiert sich die Polizei.

04.01.2021

Von ST

In der Neujahrsnacht kurz vor 0.30 Uhr wurde die Polizei nach Wachendorf gerufen. Dort gab es eine Auseinandersetzung mit Leuten, die der extrem rechten Szene zuzuordnen sind (wir berichteten). Dabei wurde ein 46-jähriger Mann verletzt. Allerdings haben sich die Dinge anders zugetragen, als wir – nach Rücksprache mit der Pressestelle des Polizeipräsidiums Reutlingen – berichtet haben.

Denn auf erneute Nachfrage des TAGBLATTS stellte sich nun heraus, dass die Erläuterungen des Beamten mehrere Fehler enthielten. Allerdings handle es sich auch um eine „ziemlich undurchsichtige Geschichte“, wie die Beamtin der Pressestelle gestern am Telefon sagte.

Anders als zunächst berichtet, waren die Polizeibeamten keineswegs bereits vor Ort, als es zu der tätlichen Auseinandersetzung kam. Die Polizisten wurden vielmehr gerufen, nachdem sich der Angriff ereignet hatte – und wegen der laut im Ort zu hörenden rechten Parolen. Und: Opfer der körperlichen Auseinandersetzung war nicht etwa ein Ehepaar mit rechter Gesinnung – sondern ein Ehepaar wurde von vier mutmaßlichen Faschisten angegriffen.

Nazis greifen Nachbarn an

Laut Polizei war der Ablauf der Ereignisse wie folgt: Ein Paar, das in einem Haus in der Schloßstraße wohnt, hatte am Silvesterabend zwei Personen (aus zwei verschiedenen Haushalten) bei sich zu Gast. Aus dieser Vierergruppe heraus wurden rechte Parolen wie „Sieg Heil“ und „Heil Hitler“ gerufen, die offenbar in der ganzen Nachbarschaft zu hören waren.

In der Folge habe es eine zunächst verbale Auseinandersetzung mit einem Ehepaar gegeben, das in der Nähe der Tatverdächtigen wohnt. Die Beamtin sprach gestern von „gegenseitigen Provokationen“.

Ein 44-Jähriger aus der Vierergruppe habe die 52-jährige Nachbarin geschubst. Deren 46 Jahre alter Ehemann ging daraufhin dazwischen. Er sei von einem 36-Jährigen mit der Faust ins Gesicht geschlagen und von einer 23-Jährigen mit Pfefferspray besprüht worden. Ein 43-Jähriger aus der Vierergruppe habe das Ehepaar und eine weitere Familie darüber hinaus beleidigt und bedroht.

Kein neues Phänomen

Nachdem die Polizei gerufen worden war und diese die Verletzungen des Mannes aufgenommen hatte, löste sie die Silvesterparty wegen Verstoßes gegen die Corona-Regel auf: Gemeinsam feiern dürfen derzeit Personen aus maximal zwei Haushalten.

Der verletzte 46-Jährige verzichtete nach Polizeiangaben darauf, einen Rettungsdienst hinzuzuziehen. Die Polizei ermittelt nun wegen mehrerer Delikte gegen die Personen der Vierergruppe: Beleidigung, Bedrohung, Körperverletzung, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen – und wegen Verstoßes gegen die Corona-Regeln.

Wie unsere Zeitung aus mehreren Quellen erfuhr, gab es in der Vergangenheit schon häufiger Ärger mit Faschisten, die in Wachendorf leben. Demnach haben die in der extrem rechten Szene in Deutschland offenbar gut vernetzten Bewohner jenes Hauses dort auch schon größere Feste gefeiert – wohl auch mit Mitgliedern bekannter Nazi-Organisationen. Und sie hätten aus politischen Motiven wiederholt Menschen im Ort beleidigt und heftig bedroht.

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Erstellt:
04.01.2021, 21:56 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 25sec
zuletzt aktualisiert: 04.01.2021, 21:56 Uhr

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