Bluttat

Politiker entsetzt über Mord wegen Masken-Pflicht

Die Sorge über zunehmende Radikalisierung der Gegner von Corona-Auflagen wächst. Verfassungsschützer sieht seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

22.09.2021

Von afp

Blumen, Kerzen und Karten zum Gedenken an das Opfer liegen an einer Tankstelle in Idar-Oberstein. Foto: Thomas Frey/dpa

Blumen, Kerzen und Karten zum Gedenken an das Opfer liegen an einer Tankstelle in Idar-Oberstein. Foto: Thomas Frey/dpa

Die Tötung eines jungen Tankstellenkassierers im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein wegen eines Streits um die Maskenpflicht hat am Dienstag für entsetzte Reaktionen in der Politik gesorgt. Über Parteigrenzen hinweg sahen viele in der Tat ein bisher nicht erlebtes Ausmaß an Radikalisierung im Zusammenhang mit der Ablehnung der Corona-Maßnahmen. Mit Sorge wurden auch die mitunter begeisterten Reaktionen auf die Tat in rechtsextremen Foren und Chats betrachtet.

„Mich erschüttert der furchtbare Mord an einem jungen Mann, der nur darum bat, die geltenden Regeln zu befolgen, umsichtig und solidarisch zu sein“, erklärte Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. „Die Radikalisierung des Querdenkermilieus bereitet mir große Sorgen“, sagte sie.

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz zeigte sich erschüttert, „dass jemand getötet wird, weil er sich und andere schützen wollte“. „Wir müssen uns als Gesellschaft dem Hass entschlossen entgegenstellen“, forderte er. „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen des Mordopfers.“ CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak nannte die Tat „unfassbar“. Ein junger Mensch sei nahezu hingerichtet worden, weil er auf die Maskenpflicht hingewiesen habe. Dies sei ein „unfassbares Maß an Radikalisierung“.

Michael Blume, der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, wertete den Mord als „Terroranschlag“. „Und ich bin entsetzt, dass wir bereits menschenverachtenden Jubel und Zustimmung dazu in Telegram-Gruppen aus dem Querdenken-Umfeld lesen müssen“, sagte er dem Portal Watson.

Für den Präsidenten des thüringischen Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, ist die Tat eine Konsequenz rechtsextremistischer Verschwörungsfantasien. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er, er habe seine Kollegen vor der Eskalation gewarnt. „Bedauerlich ist, dass es immer erst Tote geben muss, bevor die Gefahr ernstgenommen wird.“

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Erstellt:
22.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 48sec
zuletzt aktualisiert: 22.09.2021, 06:00 Uhr

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