Klima

Plan für 500 Windräder im Wald

Forstminister Peter Hauk (CDU) will beim Ausbau der Windkraft auf Flächen des Landes den Turbo anschalten – nach Absprache mit der grünen Umweltministerin.

27.07.2021

Von ROLAND MUSCHEL

Soll zum gewohnten Bild werden: ein Windrad im Wald. Foto: Armin Weigel/dpa

Soll zum gewohnten Bild werden: ein Windrad im Wald. Foto: Armin Weigel/dpa

Stuttgart. Die Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, kurz: ForstBW, will rasch in großem Stil zusätzliche Flächen für den Windkraftausbau im Wald bereitstellen. Das geht aus einem Sieben-Punkte-Plan für eine „Vermarktungsoffensive Windkraft“ im Staatswald hervor, der an diesem Dienstag im grün-schwarzen Ministerrat verabschiedet werden soll. „Flächen für den Windkraftausbau sollen von ForstBW identifiziert und zeitnah und umfangreich bereitgestellt werden“, heißt es in der Kabinettsvorlage von Landwirtschafts- und Forstminister Peter Hauk (CDU), die dieser Zeitung vorliegt. ForstBW selbst stuft die Vermarktung von Staatswaldfläche für die Windkraftnutzung als Arbeitsfeld mit „höchster Priorität“ ein.

Laut Hauks Plänen sollen künftig Anfragen zum Repowering – gemeint ist der Austausch bestehender durch effizientere Anlagen – „positiv begleitet und unterstützt“ werden sowie mögliche Erweiterungen bestehender Windparks gezielt abgefragt und priorisiert bearbeitet werden. Bei ForstBW soll zudem ein schlagkräftiges „Windkraft-Team“ etabliert werden, dem auch Kaufleute und Juristen angehören sollen. Den personellen Bedarf gibt Hauk mit insgesamt zwölf Stellen an, drei davon existieren bereits. Ein weiterer Punkt ist die Vereinfachung und Beschleunigung der Vergabeverfahren von Flächen, die für Windkraft geeignet sind. Das bisherige Verfahren gilt als komplex und zeitaufwändig. Im Haushalt schlagen sich die Pläne mit Zusatzkosten in Höhe von knapp 600 000 Euro pro Jahr nieder.

Besondere Verantwortung

Mit dem Sieben-Punkte-Plan will Hauk zentrale Voraussetzungen für die Umsetzung der Ankündigungen der Koalition zum Ausbau der Windkraft schaffen. Die Landesregierung hat den Bau von 1000 zusätzlichen Windrädern als Ziel ausgegeben. Die Hälfte davon soll laut Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) über den Staatswald realisiert werden – hier kann die Regierung selbst aktiv werden. „Als größter Waldbesitzer hat das Land Baden-Württemberg bei der Unterstützung dieser Ziele eine besondere Verantwortung“, schreibt Hauk. ForstBW verantwortet die Bewirtschaftung von über 300 000 Hektar Staatswald. Knapp 40 Prozent der Landesfläche bestehen laut ForstBW aus Wald.

Dass der Bau von 500 Windrädern im Staatswald ein ambitioniertes Ziel ist, zeigt der Blick zurück: In der grün-roten Regierungszeit von 2011 bis 2016 sind in Baden-Württemberg im Staatswald 62 Windkraftprojekte verwirklicht worden, in der ersten grün-schwarzen Koalition von 2016 bis 2021 sogar nur fünf. Die Ökopartei hatte der CDU in der Frage deshalb eine Blockadepolitik vorgeworfen und eine Neubewertung zur Bedingung für eine Fortsetzung der gemeinsamen Koalition gemacht. Hauk hatte früh Entgegenkommen signalisiert, mit der Kabinettsvorlage liefert der CDU-Minister nun einen – mit der grünen Umweltministerin Walker vorab bereits abgestimmten – Masterplan.

Tempo erhöhen

In einem internen Strategiepapier von ForstBW heißt es, „kurzfristig“ sollten auch „Realisierungspfade“ für eine Windkraftnutzung im Auerwildgebiet erarbeitet werden. Hintergrund ist, dass im Nord- und Südschwarzwald viele besonders windreiche und potenziell großflächige Standorte gibt, wo bislang der Schutz des Auerhuhns Vorrang hat. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte im Mai gegenüber dieser Zeitung angekündigt, dass das Tempo beim Ausbau erhöht werden müsse. „Die Fachleute sagen uns, es dauert sieben Jahre von der Idee bis zur Errichtung eines Windparks. Sieben Jahre! Wir wollen den Zeitraum zumindest halbieren“, so Kretschmann. Da müsse man auch beim Artenschutz „ein Stück rationaler“ argumentieren: „Es kann nicht sein, dass der Rote Milan über die Energiewende entscheidet.“

Zum Artikel

Erstellt:
27.07.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 37sec
zuletzt aktualisiert: 27.07.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Prost Mahlzeit
Sie interessieren sich für gutes und gesundes Essen und Trinken in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald? Sie wollen immer über regionale Gastronomie und lokale Produzenten informiert sein? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Prost Mahlzeit!