Zweite Liga

Phasenweise brillant

Was für ein rasantes Derby: Der VfB Stuttgart gibt beim 1. FC Heidenheim eine 2:0-Führung her und muss am Ende mit einem Zähler zufrieden sein.

05.08.2019

Von CARSTEN MUTH

Packende Duelle in der Voith-Arena: VfB-Angreifer Orel Mangala (Mitte) entwischt in dieser Szene Heidenheims Norman Theuerkauf (rechts). Robert Leipertz beobachtet die Szene. Foto: Daniel Karmann/dpa

Packende Duelle in der Voith-Arena: VfB-Angreifer Orel Mangala (Mitte) entwischt in dieser Szene Heidenheims Norman Theuerkauf (rechts). Robert Leipertz beobachtet die Szene. Foto: Daniel Karmann/dpa

Das Spiel in Heidenheim dürfte für den VfB Stuttgart richtig teuer werden. Die gut 3000 mitgereisten Fans des Bundesliga-Absteigers zündelten am Sonntagnachmittag beim Zweitliga-Derby in Heidenheim, was das Zeug hielt. Wie eindringlich der Stadionsprecher die Anhänger auch ermahnte – die VfB-Fans brannten immer wieder Pyrotechnik ab. Der Deutsche Fußball-Bund dürfte den Stuttgartern dafür eine saftige Strafe aufbrummen. Bestraft kamen sich auch die Spieler aus der Landeshauptstadt nach Spielschluss vor. Hatten sie doch in einem rasanten Derby einen bereits sicher geglaubten Sieg noch aus den Händen gegeben.

2:0 lag der VfB vorne, am Ende hieß es 2:2. Es war alles in allem ein gerechtes Unentschieden in einer Begegnung, in der die Stuttgarter zumeist dominierten. Der VfB ließ den Ball schön in den eigenen Reihen laufen, war phasenweise klar feldüberlegen, musste aber im Verlauf des Spiels immer wieder auf der Hut sein, wenn der kampfstarke FCH konterte.

Stuttgarts Coach Tim Walter wusste offenbar nicht so recht, ob er nun sauer oder stolz auf sein Team sein sollte. Rund 60 Minuten hätten seine Jungs „herausragend“ aufgespielt, den Gegner dann aber zum Toreschießen eingeladen. „Mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden, mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, schon“, sagte Walter.

Sein Pendant Frank Schmidt war geschafft und glücklich. „Ich habe mir ein emotionales Derby gewünscht. Ich habe eines bekommen“, sagte Heidenheims Trainer und hob die Moral seiner Mannschaft hervor. Die habe dem VfB offenbar überrascht. Schmidt sagte: „Wir geben nie auf. Genau das will ich sehen!“

Dem 45-Jährigen entging nicht, dass seine Elf Probleme mit dem variablen Positionsspiel des Gegners und dessen langen Ballstafetten hatte. Der Bundesliga-Absteiger beherrschte jeweils in den ersten 30 Minuten nach Anpfiff und Wiederanpfiff das Geschehen eindeutig, drängte den FCH weit in dessen eigene Hälfte zurück. Offensiv wie eine Heimmannschaft agierte der VfB, der auf den angeschlagenen Torjäger Mario Gomez (Wadenprobleme) verzichten musste. Phasenweise war das toll anzuschauen, auch deshalb, weil der aufgerückte Innenverteidiger Marc-Oliver Kempf im Mittelfeld immer wieder für Überzahl sorgte, dort Atakan Karazor, Santiago Ascacibar, Gonzalo Castro und Daniel Didavi kaum von der Kugel zu trennen waren.

Neuzugang Hamadi Al Ghaddioui (52.) und Holger Badstuber (56.) trafen nach der Pause binnen weniger Minuten, der VfB sah zu diesem Zeitpunkt schon wie der Sieger aus. Doch die willensstarken Heidenheimer schlugen zurück, kamen durch Robert Leipertz (78.) und Niklas Dorsch (83.), dessen Schuss Stuttgarts Kempf unglücklich ins eigene Tor abfälschte, zum Ausgleich.

Beim 2:2 blieb es schließlich, obwohl beide Teams noch einige Chancen hatten, das Aufeinandertreffen doch noch für sich zu entscheiden. In der Nachspielzeit überschlugen sich gar die Ereignisse: Zunächst schoss der eingewechselte Mateo Klimowicz den Ball an den Innenpfosten, wenig später verfehlte Timo Beermann per Kopf um wenige Zentimeter den VfB-Kasten und damit den Siegtreffer für den FCH.

VfB-Coach Walter hatte wie erwartet Holger Badstuber für den verletzen Marcin Kaminski in die Innenverteidigung beordert. Routiniert machte Badstuber seine Sache gut, erzielte sogar einen Treffer. Nachfragen zu dem zuletzt nicht mehr berücksichtigten ehemaligen Nationalspieler verbat sich der VfB-Coach barsch. Er betonte: „Es geht hier nicht um Badstuber, sondern um den VfB.“

FCH-Trainer Schmidt dachte am Sonntag noch lange an Beermanns Riesenchance kurz vor Schluss. „Ich hätte mich da am liebsten selbst eingewechselt und die Flanke reingeköpft“, sagte der ehemalige Profi-Fußballer. Er fügte hinzu: „Aber das geht nicht. Ich kann nicht mehr laufen.“

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Erstellt:
05.08.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 48sec
zuletzt aktualisiert: 05.08.2019, 06:00 Uhr

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