Open-Air-Konzerte: Jazz und Klassik ohne Niedecken

So schnell können sich die Dinge in Corona-Zeiten ändern: Noch Ende Juni waren zehn Konzerte auf dem Eugen-Bolz-Platz geplant, darunter eins von Wolfgang Niedecken (Frontman von BAP) mit seinem Bob-Dylan-Programm. Inzwischen hat Konzertveranstalter Marc Oßwald (Vaddi Concerts), der sowohl Altstar Niedecken als auch weitere junge Bands engagieren wollte, einen Rückzieher gemacht – aus finanziellen Gründen, wie er ganz offen sagt. Angesichts steigender Inzidenzzahlen habe er Angst vor „massiven Kapazitäts-Einschränkungen“ bekommen und zudem befürchtet, dass das Publikum beim Ticket-Kauf sehr zurückhaltend sein könnte, sagt Oßwald.

Bands hat der Konzertveranstalter diesen Sommer nicht mehr am Start in Rottenburg. Übrig geblieben sind drei Konzerte vom 10. bis 12. September, die allerdings nicht auf dem Eugen-Bolz-Platz stattfinden, sondern auf dem Platz hinter der Festhalle. Oßwald sorgt bei allen drei für den Bühnenaufbau und die gesamte Infrastruktur. Der Kulturverein Zehntscheuer hat für Freitag, 10. September, das Andy Herrmann Quartett und das Frankfurt Jazz Trio mit Peter Weniger am Saxofon engagiert. Am Samstag, 11. September, spielt ein 25-köpfiges Ensemble der Württembergischen Philharmonie Reutlingen Klassik, ebenfalls auf Einladung des Kulturvereins. Jazz und Soul mit der Tobias Becker Bigband stehen am Sonntag, 12. September, auf dem Programm. Veranstalter ist die Stadtkapelle Rottenburg, die dieses Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert; die Bigband bringt als Solisten den US-amerikanischen Soul-Sänger Karl Frierson mit. Alle Konzerte beginnen um 19 Uhr und werden bei schlechtem Wetter in die Festhalle verlegt.

Die Stadtverwaltung hat die Federführung für alle drei Konzerte. Es sei „sehr schön, dass wir dieses Programm machen“, sagte Oberbürgermeister Stephan Neher am gestrigen Donnerstag bei einem Pressegespräch. Die Planung sei ungewiss gewesen, aber „jetzt sieht’s ganz gut aus, dass es nicht zu einer Absage kommt“. Die Konzerte seien „ein bisschen Rückkehr zur Normalität“, so der OB. Kulturamtsleiterin Manuela Beck betonte, dass die Veranstaltungen mit Mitteln aus dem Programm „Neustart Kultur“ der Bundesregierung gefördert werden.

Der Kulturverein bedauert laut Judith Wendel „zutiefst“, dass die Konzerte nicht auf dem Marktplatz stattfinden. Hinter der Festhalle sei es aber „auch lauschig“. Während das Andy Herrmann Quartett Jazzstandards, Kompositionen großer Musiker der Jazz-Geschichte und eigene Stücke spiele, reise das Frankfurt Jazz Trio mit Peter Weniger am Saxofon mit Kompositionen von Weniger, Pharao Sanders, Johnny Mandel, Lennon/McCartney und Antonio Carlos Jobim an.

„Auch sehr spannend“ könnte laut Wendel das Konzert der Württembergischen Philharmonie Reutlingen werden, zu deren kleiner Besetzung unter anderem ein Cembalo gehört. Auf dem Programm stehen Werke von Mozart, Bach, Vivaldi und Haydn, eine Komposition von Ennio Morricone und ein Tuba-Konzert von Ralph Vaughan Williams.

Unter den Kastanien hinter der Festhalle sei es schöner als auf dem Eugen-Bolz-Platz, findet Julia Hilbert von der Stadtkapelle. Die Tobias Becker Bigband mit Karl Frierson komme mit eigenen und fremden Stücken im Gepäck nach Rottenburg. Die bereits 2020 ausgefallenen Auftritte von Kabarettist Bülent Ceylan und der Band Dubioza Kolektiv sowie die traditionelle Sommernachtsklassik werden laut Heike Kächele vom Kulturamt im Juli 2022 nachgeholt.