Interview · Verkehr

„Online-Handel kann entlasten“

In vielen Städten ist der Verkehr am Limit. Verantwortlich gemacht wird oft auch der Online-Handel. Falsch, sagt Fraunhofer-Forscher Uwe Clausen.

27.01.2021

Von IGOR STEINLE

Logistikforscher Uwe Clausen. Foto: Fraunhofer-Institut IML

Logistikforscher Uwe Clausen. Foto: Fraunhofer-Institut IML

Berlin. Herr Clausen, verträgt der Stadtverkehr nach Amazon auch noch den Online-Lebensmittelhandel?

Uwe Clausen: Der Anteil des Online-Handels am Gesamtverkehr ist geringer als viele denken. Er befindet sich im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Während des Lockdowns ist er natürlich etwas höher als vorher. Aber die individuelle Mobilität spielt hier eine sehr viel größere Rolle.

Sie meinen Pendler?

Ja, aber auch den Freizeitverkehr, der jetzt immer noch stattfindet. Immer dann, wenn sich Wirtschaftsverkehr und privater Verkehr stark überschneiden, kommen wir in Engpässe. Der Onlinehandel kann dann sogar zur Verkehrsentlastung beitragen, allerdings nur, wenn dadurch private Fahrten zum Einkaufen gespart werden.

Wieso nimmt das Thema in der Debatte dann eine so große Rolle ein?

Zustellfahrzeuge tragen Logos bestimmter Marken und sind gut erkennbar, deswegen fallen sie stärker auf als anderer Verkehr. Dabei haben gerade im Bereich des Wirtschaftsverkehrs die Baustellenver- und -entsorgung, Handwerker oder die Belieferung des stationären Einzelhandels einen jeweils sehr viel größeren Anteil.

Wo gibt es Handlungsbedarf?

Bei der Gestaltung der Verkehrsflächen. Wir brauchen bessere Möglichkeiten für Ladezonen sowie bessere Rad- und Fußwege, damit das Nebeneinander von verschiedenen Verkehrsarten besser organisiert werden kann.

Und auf dem Land?

Da gibt es seltener Probleme mit Staus. Trotzdem ist es auch dort wichtig, unnötigen Verkehr zu vermeiden. Da sehe ich aber nicht so sehr die Infrastruktur gefordert, sondern den IT-Bereich. Besser vorauszusagen, wann eine Zustellung geliefert wird und dem Empfänger die Möglichkeit zu geben, andere Zeiten zu beantragen, ist der richtige Weg. Da ist auch schon einiges passiert.

Wie ließe sich die Umwelt schonen?

Elektrofahrzeuge, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden, sind natürlich auch ein Beitrag. Wir untersuchen aber auch andere Möglichkeiten, etwa die Frage, wie Lastenräder – in Verbindung mit Lkw-Belieferung an bestimmte Umschlagpunkte – ebenfalls dazu beitragen können, die Lärm- und Schadstoffbelastung zu verringern. Igor Steinle

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Erstellt:
27.01.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 56sec
zuletzt aktualisiert: 27.01.2021, 06:00 Uhr

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