Konjunktur
Ökonomen legen die Latte hoch
Drei der vier führenden Institute erwarten kräftiges Wachstum. Stütze ist der private Konsum.
Kiel/Berlin/Essen. Die deutsche Wirtschaft steht nach Einschätzung von Konjunkturforschern vor einem kräftigen Aufschwung. Wesentliche Stütze ist zunächst nur der private Konsum. In der Industrie dürfte es wegen der erheblichen Störungen in den globalen Lieferketten erst in der zweiten Jahreshälfte rund laufen: Das Verarbeitende Gewerbe sitzt zwar auf prall gefüllten Orderbüchern, kann die Aufträge wegen Lieferengpässen aber oft nicht abarbeiten.
2020 war die Nummer vier der Weltwirtschaft unter dem Eindruck der Pandemie um 4,8 Prozent eingebrochen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet nun für 2021 mit einem Wirtschaftswachstum von 3,9 Prozent (Märzprognose: 3,7). Das DIW traut Deutschland einen Zuwachs von 3,2 (zuvor: 3,0) Prozent zu und das RWI stockte seine Erwartungen auf 3,7 (3,6) Prozent auf. Einzig das Münchner Ifo-Institut hatte am Vortag auf 3,3 (3,7) Prozent reduziert – und dabei die Bremseffekte der Lieferengpässe in den Vordergrund gerückt.
Für 2022 gehen alle Forscher von einem deutlich stärkeren Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus: Die Vorhersagen liegen zwischen 4,3 Prozent (Ifo und DIW) und 4,7 (RWI) oder 4,8 Prozent (IfW). Der Arbeitsmarkt sollte damit im kommenden Jahr wieder an das Vorkrisenjahr 2019 anknüpfen.