Ökonom schürt Angst um Weihnachtsgeschenke

Lieferketten in einer globalen Welt

China deckt den Gabentisch, doch nach wie vor stocken viele Lieferketten.

17.07.2021

Von dpa

Hier fährt der Weihnachtsmann: Container auf einem Frachter. Foto: Ishara S. Kodikara

Hier fährt der Weihnachtsmann: Container auf einem Frachter. Foto: Ishara S. Kodikara

Berlin. Angesichts des weltweiten Lieferketten-Chaos und der Containerkrise im südchinesischen Meer warnt der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, vor Lieferengpässen zu Weihnachten. Auch die Preise für viele Waren dürften steigen. Zahlreiche Unternehmen berichten von Lieferverzögerungen.

„Die Deutschen müssen sich Sorgen um ihre Weihnachtsgeschenke machen“, sagte Felbermayr. Das Weihnachtsgeschäft bahne sich wegen der langen Vorlaufzeiten schon jetzt an. „China ist für den Gabentisch in deutschen Wohnzimmern der wichtigste Lieferant. Wegen der Lieferengpässe dürften im Dezember die Regale in vielen Geschäften leerer sein als sonst.“ Wie sehr die Preise im Schnitt steigen, sei schwer zu sagen. „Aber bei Gütern und Geschenken, die stark nachgefragt werden, Elektronikgeräte wie Fernseher oder Spielkonsolen, werden wir sicherlich einen Preisanstieg von bis zu 20 Prozent sehen.“

Grundsätzlich leide die Weltwirtschaft sehr unter der Lieferkrise, sagte der IfW-Chef. „Was in China passiert, ist dramatisch. Das sind schmerzhafte Einschnitte für die Weltwirtschaft. Wenn einer der größten Häfen der Welt wegen eines Corona-Ausbruchs herunterfährt, holpert der Warenverkehr auch an anderen Orten.“ Der Hafen Yantian im Süden Chinas hatte im Mai wegen eines Corona-Ausbruchs unter Dockarbeitern sechs Tage lang den Betrieb eingeschränkt.

Für die international verzahnten Lieferketten und den weltweiten Handel bedeutete der Rückstau eine erneute Belastungsprobe, nachdem Ende März bereits das Containerschiff „Ever Given“ tagelang den Suez-Kanal und damit Importe aus Asien blockiert hatte. Außerdem wirken noch immer die Folgen der Corona-Pandemie nach, die zu teils chaotischen Situationen im Frachtgeschäft führte – etwa indem nach dem zeitweiligen Einbruch des Welthandels vielfach Container fehlten, die in den falschen Häfen gestrandet waren.

Bei den Unternehmen wird angesichts dieser Vorzeichen mit Auswirkungen auf das Angebot für Verbraucher gerechnet. Ikea will wegen Lieferengpässen im Geschäftsjahr 2022 sein Angebot einschränken. Geplant sei „eine Reduzierung des gesamten Sortimentvolumens in Europa um rund 5 Prozent und in Nordamerika um rund 4 Prozent“, sagte eine Unternehmenssprecherin.

Die auf Einkaufs- und Lieferkettenmanagement spezialisierte Beratung Kloepfel Group warnte, die für die Preissteigerungen ursächlichen Lieferengpässe seien ein langfristiges Problem und drohten die Exportnation Deutschland zu bremsen.

Zum Artikel

Erstellt:
17.07.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 04sec
zuletzt aktualisiert: 17.07.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!