K.o.-Runde

Nicht notwendige touristische Reisen

Normalerweise würden jetzt Fanmassen durch ganz Europa reisen. Doch die anhaltende Pandemie macht das kompliziert. Zum Glück, wie viele Virologen meinen.

25.06.2021

Von sid/dpa

Deutsche Fans feuern ihre Mannschaft an. Beim Achtelfinale in London wird das zumindest für diese Reisegruppe nicht möglich sein. Foto: Federico Gambarini/dpa

Deutsche Fans feuern ihre Mannschaft an. Beim Achtelfinale in London wird das zumindest für diese Reisegruppe nicht möglich sein. Foto: Federico Gambarini/dpa

London. Stell dir vor, Deutschland spielt in Wembley gegen England – und keine deutschen Fans reisen hin. Genau genommen: Sie dürfen nicht hin. Aufgrund der verpflichtenden Quarantäne bei der Einreise nach England werden im Klassiker am Dienstag (18 Uhr/ARD und MagentaTV) von den etwa 45?000 Zuschauern wohl kaum welche aus Deutschland sein.

Nur weil EM-Achtelfinale ist, wird es für Anhänger aus der Bundesrepublik keine Ausnahmen geben. „Fans mit Eintrittskarten, die zu einem Spiel reisen, das vor dem Ende der Quarantänezeit stattfindet, wird der Zutritt an der Grenze nicht gestattet“, teilte die deutsche Botschaft in Großbritannien mit.

Laut englischen Medien sollen den beiden Verbänden jeweils etwa 10?000 Tickets zur Verfügung gestellt werden. Es werde allerdings erwartet, dass der DFB nur 2000 in Anspruch nimmt und diese an in England lebende Deutsche verkauft. Rund 300?000 Deutsche leben in Großbritannien, etwa 50?000 im Großraum London.

Die Regeln für in Deutschland lebende Fans sind klar: Vor der Einreise wird ein negativer PCR-Test benötigt, ebenso an Tag zwei und fünf nach der Ankunft. Erst dann kann bei negativen Ergebnissen die Quarantäne frühzeitig beendet werden. Da das Achtelfinale aber am Dienstag stattfindet, käme eine Einreise ab Freitag bereits zu spät.

Und dann gibt es noch die ansteckendere Delta-Variante des Coronavirus, die in Großbritannien immer stärker im Umlauf ist und Experten große Sorgen bereitet. Dennoch sind am Dienstag 45?000 und ab den Halbfinalspielen in Wembley sogar 60?000 Zuschauer zugelassen.

„Ich verstehe nicht, warum Premierminister Boris Johnson das zulässt. Ich halte das für Populismus und kann nur von Reisen zu den Spielen abraten“, sagte Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebunds, der Passauer Neuen Presse. „Schon ein Geimpfter, der die Abstandsregeln einhält und dort ins Stadion pilgert, geht ein begrenztes Risiko ein“, die Delta-Vatiante sei „ansteckender und wohl etwas gefährlicher“.

Reisewarnung fast überall

Ein Spiel und ein Beispiel für die Probleme, die sich nun in der K.o.-Runde des ersten paneuropäischen Kontinentalturniers erst recht ergeben. Für die Teams, für die Fans. „Von nicht notwendigen, touristischen Reisen nach“, heißt es meist auf den Seiten des Auswärtigen Amtes einleitend mit Blick auf die EM-Gastgeberländer. Es wird meist gewarnt, in einem Fall sogar abgeraten.

Den EM-Standorten fehlen mitunter die ausländischen Fans, weil sie es auch sind, die das besondere Flair eines Großturniers verbreiten. Selbst wenn es in manchen Spielorten immer nur ein kurzes emotional-internationales Aufflackern ist. Den Mannschaften fehlt in ohnehin nur teilbesetzten Stadien die Unterstützung aus der Heimat. Der Gang in die Fan-Kurve, die ihre Idole im besten Fall feiern – Rituale einer gesunden Fußball-Idylle.

„Ich weiß, dass wir nicht die gleiche Unterstützung haben werden wie hier in Rom, wo sie fantastisch war“, sagt Italiens Giacomo Raspadori. Auch die Italiener müssen nun nach London – und auch fast komplett ohne ihre Fans auskommen.

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Erstellt:
25.06.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 28sec
zuletzt aktualisiert: 25.06.2021, 06:00 Uhr

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