VfB Stuttgart

Neues Ziel: Meister im Vierkampf

Nach dem überaus unterhaltsamen 2:3 gegen Borussia Dortmund ruft Sportdirektor Sven Mislintat einen Wettbewerb um Tabellenplatz sieben aus.

12.04.2021

Von STN/CARSTEN MUTH

Marco Reus (r.) erzielt das 2:1 für den BVB. VfB-Keeper Gregor Kobel streckt sich vergeblich. Foto: Tom Weller/dpa

Marco Reus (r.) erzielt das 2:1 für den BVB. VfB-Keeper Gregor Kobel streckt sich vergeblich. Foto: Tom Weller/dpa

Stuttgart. Von seinen Gewohnheiten rückt der Bundestrainer auch im neuen Zeitalter der Geisterspiele nicht ab. Noch vor dem Schlusspfiff verlässt Joachim Löw am Samstagabend die Stuttgarter Fußball-Arena und macht sich auf den Nachhauseweg. Die Sorge vor einem Verkehrschaos scheidet als mögliche Begründung aus – womöglich will er ja rechtzeitig zum „Aktuellen Sportstudio“ zurück in Freiburg sein. Am Spiel jedenfalls kann der vorzeitige Aufbruch nicht liegen. Denn so spannend wie unterhaltsam bleibt das Duell zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Dortmund bis zur letzten Sekunde.

Mit 2:3 (1:0) muss sich der Aufsteiger schließlich geschlagen geben, nachdem er dem Champions-League-Viertelfinalisten aus Westfalen bis zum Schluss einen Kampf auf Augenhöhe geliefert hat. VfB-Sportdirektor Sven Mislintat ist trotz der Niederlage zufrieden, sagt: „Wir können sehr stolz sein auf dieses Spiel und auf die gesamte Saison.“ Das meint nach dem Abpfiff auch Sasa Kalajdzic, der den VfB nach 17 Minuten mit einer Kopfball-Bogenlampe in Front gebracht hat. Selbstbewusst gibt sich der Österreicher, der von einigen anderen Klubs umworben wird: „Ich weiß, dass ich Fußball spielen kann und bissle was drauf habe.“

Der VfB spielt trotz der verletzungsbedingten Ausfälle der Stammkräfte Silas Wamangituka, Nicolas Gonzalez und Orel Mangala vor allem in der zweiten Hälfte couragiert nach vorne. Mit einer 1:0-Führung geht das Team in die Kabine, das sich nach Wiederanpfiff binnen kurzer Zeit von den zuvor harmlosen, dann aber deutlich stärker werdenden Dortmundern die Butter vom Brot nehmen lässt. Zunächst trifft Jude Bellingham zum Ausgleich (47.), dann bringt Marco Reus den BVB mit 2:1 in Front (47.).

Sehenswerter Schlagabtausch

Was folgt, ist ein sehenswerter Schlagabtausch. Auf Daniel Didavis 2:2-Ausgleich nach einem super VfB-Konter über Kalajdzic und Tanguy Coulibaly folgt der nächste Nackenschlag. Der eingewechselte Ansgar Knauff trifft aus 18 Metern zum 3:2-Siegtreffer für die Schwarz-Gelben, die damit ihre Chancen im Kampf um den Champions-League-Platz vier wahren.

Und dem VfB? Fehlt zur angestrebten 40-Punkte-Marke zwar weiter ein Pünktchen – doch ist das Saisonziel Klassenverbleib bereits bravourös erreicht. „Wir können ab jetzt nur noch gewinnen“, sagt Sven Mislintat. Was also tun mit dem Rest dieser Spielzeit, in der noch sechs Partien bleiben? Zurücklehnen ist keine Option. „Dass wir gesichert sind, heißt nicht, dass wir nur noch dreimal pro Woche trainieren – wir wollen jetzt erst recht erfolgreich sein“, sagt der Sportdirektor – und hat sich als Ansporn für den Endspurt kurzerhand einen neuen Wettbewerb ausgedacht: einen „Vierkampf“ mit Union Berlin, Borussia Mönchengladbach (je 40 Punkte) und dem SC Freiburg (37) um Abschlussplatzierung sieben.

Am nächsten Samstag (15.30 Uhr/Sky) kann der VfB durch einen Sieg im direkten Duell an den Berlinern vorbeiziehen. Am vorletzten Spieltag folgt das Gastspiel in Mönchengladbach. Die Stuttgarter haben es in der Hand, Meister im Vierkampf und damit Siebter zu werden. Dann wäre der VfB für die neue Europa Conference League qualifiziert, sofern Werder Bremen oder Holstein Kiel nicht die Überraschung gelingt, im Wettstreit mit Borussia Dortmund und RB Leipzig den DFB-Pokal zu gewinnen. In diesem Fall wäre Platz sechs nötig.

Die Teilnahme am europäischen Hinterbänkler-Cup, mit dem sich VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo noch nicht befasst hat, mag angesichts der Doppelbelastung und der überschaubaren Einnahmemöglichkeiten auch für einen Aufsteiger nicht gerade das Ziel aller Träume sein – jedoch: „Wenn es so kommt, dann werden wir auch an diesen Spielen wachsen“, sagt Mislintat.

Ob Europapokalteilnehmer oder „nur“ Bundesligist – eines steht für den Sportdirektor mit Blick auf die neue Runde fest: „Egal, was passiert, nichts anderes als der Klassenverbleib wird unser Ziel sein.“ Was zum einen damit zusammenhängt, dass Torjäger Silas Wamangituka nach seinem Kreuzbandriss weite Teile der Vorrunde fehlen und wohl mindestens ein weiterer Hochkaräter (Nicolas Gonzalez?) im Sommer verkauft wird.

Sven Mislintat appelliert an den Realitätssinn – nicht nur aufseiten seiner Spieler: „Wir sollten so clever sein, uns auch in der neuen Saison ausschließlich mit dem Klassenverbleib zu befassen – und das gilt hoffentlich auch für unser Umfeld.“

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Erstellt:
12.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 04sec
zuletzt aktualisiert: 12.04.2021, 06:00 Uhr

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