Kreis Tübingen · Arbeitsmarkt

NGG: Immer mehr Menschen sind auf Zweitjob angewiesen

Die Zahl der Zweitjobber im Kreis Tübingen stieg innerhalb von zehn Jahren um 42 Prozent, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt.

20.02.2020

Von ST

Zapfen im Zweitjob. Immer mehr Menschen sind auf ein Nebeneinkommen angewiesen. Viele von ihnen arbeiten nach Feierabend in der Gastronomie. Bild: NGG

Zapfen im Zweitjob. Immer mehr Menschen sind auf ein Nebeneinkommen angewiesen. Viele von ihnen arbeiten nach Feierabend in der Gastronomie. Bild: NGG

Rund 9.600 Menschen im Landkreis Tübingen haben neben ihrer regulären Stelle noch einen Minijob. Das teilt die NGG mit und beruft sich dabei auf neue Zahlen der Arbeitsagentur. Demnach ist das ein Plus von 42 Prozent binnen der vergangenen zehn Jahre. „Im Schatten des Booms der vergangenen Jahre sind viele sozialversicherungspflichtige Stellen entstanden, die oft kaum zum Leben reichen“, wird der Stuttgarter NGG-Geschäftsführer Hartmut Zacher in einer Pressemitteilung zitiert.

Zusatz-Jobs in Restaurants, Gaststätten und Hotels sind im Kreis Tübingen besonders verbreitet: In der Branche gab es im Juni 2019 rund 1.200 Zweitjobber – das sind 80 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Zacher: „Wer auf einen Zweitjob angewiesen ist, der arbeitet meist am Limit – auf Kosten von Familie, Freunden und Freizeit.“

Der Gewerkschafter kritisiert dabei Gastronomen und Bäckermeister, die einerseits über den Fachkräftemangel klagen, andererseits aber auf 450-Euro-Kräfte setzen. Sie „schneiden sich ins eigene Fleisch“, so Zacher. „Minijobber können keine Hotelfachleute ersetzen.“ Höhere Löhne seien die einzige Chance, auch den Nachwuchs und Fachkräfte zu rekrutieren. „Eine Lehre im Lebensmittelhandwerk oder im Gastgewerbe kommt für Schulabgänger nur infrage, wenn der Lohn und die Ausbildungsbedingungen stimmen“, so der Gewerkschafter.

Die NGG nimmt in ihrer Mitteilung auch die Politik in die Pflicht. Die Zunahme der Zweitjobs sei auch das Ergebnis einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik der Nullerjahre. „Mit einer Reform könnte die Bundesregierung Minijobs voll in die Sozialversicherung einbeziehen. Allerdings sollten die Arbeitgeber den größten Teil der Beiträge zahlen“, fordert Zacher.

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Erstellt:
20.02.2020, 10:50 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 47sec
zuletzt aktualisiert: 20.02.2020, 10:50 Uhr

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