Tübingen · sen’FIT

Mobil bleiben: Über 2000 kamen zur TAGBLATT-Seniorenmesse

Mehr als 2000 Besucherinnen und Besucher kamen am Samstag zur TAGBLATT-Messe für Ältere im Tübinger Sparkassen-Carré.

13.11.2022

Von Dorothee Hermann

Ingolf Gebhart aus Deizisau (ganz links, in roter Weste) stellte bei der Senfit-Messe für Ältere am Samstag im Tübinger Sparkassen-Carré Elektromobile vor. „Mein ältester Kunde ist 95“, sagte er. Bilder: Ulrich Metz

Ingolf Gebhart aus Deizisau (ganz links, in roter Weste) stellte bei der Senfit-Messe für Ältere am Samstag im Tübinger Sparkassen-Carré Elektromobile vor. „Mein ältester Kunde ist 95“, sagte er. Bilder: Ulrich Metz

Bei manchen Tübinger Discountern darf man mit E-Mobilen sogar durch die Regalreihen fahren. Das sagte Ingolf Gebhart bei der Seniorenmesse am Samstag im Sparkassen-Carré Tübingen, wo er die Seniorenmobile Esslingen vorstellte. Damit war er einer von rund 30 Ausstellern, vom Pflegedienst über Rehatechnik bis zum Immobilienmakler. Mehr als 2000 Interessierte kamen, sagte Martin Sturz vom TAGBLATT-Organisationsteam. Das waren deutlich mehr als im Vorjahr und sogar mehr als vor der Pandemie. „Alle haben ein Problem und möchten etwas verbessern an ihrer Lebenslage.“

Eine 78-jährige Tübingerin schaute sich auf der ganzen Messe um: Sie interessierte sich für Rollator-Modelle, Essen auf Rädern und Vorsorge-Vollmachten – und für Anlaufstellen, „wenn man mal Hilfe braucht“.

Beim Podiumsgespräch zur barrierearmen Mobilität am Samstagnachmittag, das TAGBLATT-Mitarbeiter Stefan Zibulla moderierte, berichtete Gebhart: „Mein ältester Kunde ist 95.“ E-Mobile seien in Deutschland zu Unrecht noch als Handicap-Fahrzeuge verrufen. Tatsächlich ermöglichten sie es Älteren, weiterhin unterwegs zu sein: „Ich kann hinfahren, wohin ich möchte. Meine Kunden freuen sich, dass sie aus ihrem Ort noch wegkönnen und ein Stück Lebensqualität zurückgewinnen.“ Wenn sie nach einem Unfall nicht mehr Auto fahren können oder sie den Führerschein abgegeben haben.

Für die üblichen Alltagsstrecken reiche es, den Akku einmal in der Woche zu laden, sagte Gebhart. Je nach Leistung haben die E-Mobile eine Reichweite von etwa 70 Kilometern. Das Tempo liege bei sechs bis 15 Kilometern pro Stunde. Seiner Erfahrung nach nehmen Autofahrer Rücksicht auf E-Mobile, „viel stärker als bei Fahrradfahrern“. Sie warteten aus Vorsicht sogar mit dem Überholen und überlegten: „Wenn dem etwas passiert.“

Zur Unfallvermeidung empfahl Erich Klett von der Kreisverkehrswacht helle, reflektierende Kleidung, auch beim Gehen. „Damit man gut gesehen wird. Viele Senioren sind leider dunkel gekleidet.“ Der Rollator sollte mit Beleuchtung und Reflektoren ausgestattet sein. Für das Fahrrad gelte das ebenso: Warnweste, Helm oder, noch besser, ein beleuchteter Helm. „Sich sichtbar machen für andere Verkehrsteilnehmer.“

Den Führerschen abgeben sollte man, wenn es zu Kollisionen beim Aus- oder Einparken kommt, weil Ältere nicht mehr so gut den Kopf drehen können, so Klett. „Wenn ein Unfall passiert ist, ist es in der Regel zu spät.“ Zudem sollten Senioren regelmäßig ihre Seh- und Hörfähigkeit untersuchen lassen und etwas für ihre körperliche Fitness tun. „Nur wer fit ist, kann sicher am Straßenverkehr teilnehmen.“

In Tübingen bietet auch das Sanitätshaus Nusser & Schaal E-Scooter an, wie auf der Messe zu sehen war. Es sind Motorroller auf drei oder auf vier Rädern für Fahrerinnen und Fahrer, die sich auf zwei Rädern nicht mehr sicher fühlen. Das sagte der Orthopädie-Mechaniker Florian Baur: „Das ist kein Krankenkassen-Produkt. Das kauft man sich wie ein Auto.“ Die Preise liegen bei 1500 bis 2600 Euro. Auch wer sich für Überlandfahrten noch ins Auto setzt, steige im Stadtverkehr eventuell auf einen E-Scooter um.

Eine Besucherin aus Tübingen interessierte sich für die Rollator-Modelle an Baurs Stand. Derzeit benutzt sie beim Gehen noch einen Stock. „Der Rollator ist dann die nächste Stufe“, sagte sie. „Was ich noch kann, das mache ich.“ Aber es komme jedes Jahr etwas Beschwerliches dazu, wenn man die 80 überschritten hat.

Mancher günstige Rollator fühlt sich vielleicht zu schwer oder zu unhandlich an, sagte Baur, der seit 20 Jahren auf Reha-Hilfsmittel spezialisiert ist. „Es ist auch Übungssache. Das ist schnell erklärt und schnell eingeübt. Aber die Zeit muss man sich nehmen.“

Das bestätigte auch Erich Klett von der Kreisverkehrswacht. Beim Rollator-Kauf sollte man darauf achten, „dass die Größe stimmt und dass die Griffhöhe stimmt“. Bevor man sich auf die Gehhilfe setzt, muss man zuerst die Bremse anziehen. Parkinson-Patienten brauchen spezielle Modelle, die sie jeweils ein Stückchen vorschieben können.

Auf einem Rollator-Parcours konnten Besucher mit der Kreisverkehrswacht üben, Hindernisse wie Bordsteine oder Stufen zu bewältigen. Mit einer Kipphilfe geht das leichter. „Die besseren Modelle haben das“, sagte Klett. Auf unebenem Grund wie im Park, auf Kies oder Schotter empfiehlt er breitere Reifen. In der Stadt reichten einfache, schmale Reifen. „Je leichter der Rollator ist, desto einfacher ist er zu bedienen.“

Wer beim Gehen Probleme hat, weil der Fuß nach außen oder innen kippt, dem helfen womöglich orthopädische Maßschuhe. „Sie können den Muskel wieder in die richtige Position bringen oder ihn ersetzen oder unterstützen“, sagte die Orthopädieschuh-Technikerin Lisa Hammes vom Tübinger Sanitätshaus Brillinger. Bei einer Fußdruckmessung, die auch bei der Seniorenmesse möglich war, stellt sie Belastung und Druckverteilung im Schuh fest. Wenn im Bereich der großen Zehen oder an der Ferse Druckstellen entstehen, sollten diese unbedingt entlastet werden. Bleibe die Fehlstellung unbehandelt, bestehe die Gefahr, „dass man sich wundläuft“.

Orthopädische Maßschuhe sind so gearbeitet, dass sie besonders gut schützen und keine Steinchen eindringen. Sie haben keine Nähte. Warum sie den Beruf gewählt hat: „Man arbeitet am Menschen und kennt sich mit der Anatomie ein bisschen aus“, sagte Hammes. In ihrem Fall: von den Zehen bis zur Hüfte.

Erich Klett von der Kreisverkehrswacht bot im Sparkassen-Carré auch einen Reaktionstest an.

Erich Klett von der Kreisverkehrswacht bot im Sparkassen-Carré auch einen Reaktionstest an.

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Erstellt:
13.11.2022, 18:31 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 34sec
zuletzt aktualisiert: 13.11.2022, 18:31 Uhr

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