Der neue Elektro im Stadtverkehr
Mit dem E-Roller kommt ein aus Großstädten bewährtes Sharing-Konzept nach Tübingen
Neben einem Smartphone braucht man für die Nutzung der Elektro-Scooter der Bosch-Tochter Coup auch einen aktuellen Führerschein.
Mit Car-Sharing, Leihrädern und den neuen Hybridbussen in einem gut ausgebauten Netz bietet Tübingen bereits einige Möglichkeiten für Menschen, die auf ein eigenes Kraftfahrzeug verzichten wollen. Nun betritt mit der Bosch-Tochter „Coup“ ein weiterer Anbieter Tübingens Straßen. Coup ist ein E-Roller-Sharing-Angebot, das sich sowohl an Touristen als auch an Pendler richtet.
„Wir sehen uns als Ergänzung zum Tübinger Stadtverkehr“, sagt Coup-Finanzvorstand Thomas Mauer. Das liegt auch daran, dass Coup als gemeinsames Projekt von Stadtwerken Tübingen (SWT) und Teilauto keine Konkurrenz zu diesen darstellt.
Alte Führerscheine mag die App nicht
Am Montag hat Coup 30 seine türkis-schwarzen Modelle der taiwanesischen Marke Gogoro im Tübinger Stadtgebiet verteilt. Wer sie nutzen will, der kann den Dienst per App auf sein Smartphone laden (für iOS oder Android). „Die Registrierung dauert fünf Minuten“, verspricht Pressesprecherin Julia Grothe. „Man braucht nur einen Personalausweis, den Führerschein und eine Kreditkarte.“ Die Ausweispapiere werden dann von der App gescannt. Doch bei Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, der zuerst voll des Lobes war, wollte die Anmeldung nicht klappen. Seinen alten Führerschein kennt die App nicht.
Wenn man es schafft, sich anzumelden, kann man mit der App den nächsten Roller lokalisieren. Sie instruiert den Nutzer außerdem über die wichtigsten Funktionen, ein Helm befindet sich im Gepäckfach. Danach kann es losgehen. Mit bis zu 45 Stundenkilometern ist man auf dem Gefährt unterwegs, dessen Akkus regelmäßig getauscht werden. Fahren darf man zwar überall, am Ende muss der Roller aber wieder in bestimmten Bereichen des Stadtgebiets abgestellt werden. Wie genau sich die insgesamt fünf Quadratkilometer verteilen, kann auf einer Karte eingesehen werden. Ein großer Vorteil ist, dass die Nutzer die Roller auch auf dem Gehweg abstellen dürfen, sofern ein Durchgang von mindestens einem Meter Breite bleibt. Dafür gibt es eine Sondergenehmigung des Ordnungsamts.
Ein Roller in der Spree und einer in der Seine
In Berlin, wo das Unternehmen 2016 gegründet wurde, stehen inzwischen 1000 Roller zur Verfügung. In Paris sind es sogar 1700. Zuletzt wurde eine 850 Roller starke Flotte in Madrid eingeführt. Tübingen ist in dieser Reihe bei weitem die kleinste Stadt. Daher sind die 30 Roller hier auch erstmal ein Pilotprojekt. Vor Vandalismus haben die Berliner keine Angst. „Wir waren positiv überrascht“, sagt Grothe. „Nur ein Roller ist in der Spree gelandet und einer in der Seine.“ Bleibt zu hoffen, dass der nächste nicht im Neckar landet.
Tarife im Vergleich
„Unser Konzept ist relativ einfach“, sagt Julia Grothe. Der Basistarif sind drei Euro für eine halbe Stunde, alle weiteren zehn Minuten kosten einen Euro zusätzlich. Für einen ganzen Tag (7–19 Uhr) bezahlt man 20 Euro, nachts sind es 10 Euro.
Auch in anderen Städten gibt es ähnliche Angebote. Beispielsweise die blauen „Stellas“ in Stuttgart, für die derzeit etwa 7000 Bürgerinnen und Bürger registriert sind. Dort zahlt man entweder pro Minute (19 Cent) oder pro angefangenen Kilometer (59 Cent). Ein ganzer Tag kostet 23 Euro.