Neustetten

Mit Roxy und Duke ins Guinness-Buch der Rekorde

Gemeinsam mit weiteren 130 Reitern und Reiterinnen schafften es Jenny Vetter und Sarah Rosenberger aus Neustetten mit der größten Quadrille der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde.

16.08.2019

Von Werner Bauknecht

Jenny Vetter (links) und mit „Roxy“ und Sarah Rosenberger mit ihrem „Duke“. Bild: Werner Bauknecht

Jenny Vetter (links) und mit „Roxy“ und Sarah Rosenberger mit ihrem „Duke“. Bild: Werner Bauknecht

Sarah Rosenberger (24) und Jenny Vetter (39) waren mächtig nervös, ehe es am 5. Juli in Mannheim in die Arena auf dem Maimarktgelände ging. Die beiden Neustetterinnen mit ihren Friesenpferden „Roxy“ und „Duke“ waren nicht alleine. Mit ihnen warteten 130 weitere Reiterinnen und Reiter mit ihren Rössern, und in der Arena fieberten rund 2500 Zuschauer dem Event entgegen: dem Versuch, den bisherigen Weltrekord im Quadrille-Reiten zu brechen.

Hinter Vetter und Rosenberger – beide wohnen in Neustetten – lag eine lange Zeit der Vorbereitung. Über die Medien hatten sie von dem geplanten Weltrekord-Versuch im Rahmen der „Equitana Open Air“, einer riesigen Pferdesport-Messe, erfahren. Die Idee: So viele Reiter wie möglich zu einer Quadrille zusammenzurufen, um ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen. Dafür galt es, den 2008 mit 103 Haflingern aufgestellten Weltrekord zu brechen, und zwar, so wollten es die Organisatoren, mit Friesenpferden.

Die Auswahl war wie ein Casting

Rosenberger und Vetter haben ihre Pferde auf dem Häldenhof in Seebronn stehen. Beide sind Dressurreiterinnen, nicht wettkampfmäßig, „aber mit Leidenschaft“, wie Vetter lachend betont. Die Vorauswahl der Quadrille-Teilnehmer sei wie ein Casting gewesen, sagen die beiden. „Erst schickten wir ein Trainingsvideo ein, dazu Fotos und einen Bericht über unsere Pferde und Aktivitäten“, so Rosenberger. Die Teilnehmer mussten über 18 Jahre und ihre Pferde mindestens 6 Jahre alt sein, das Reitniveau musste zwischen den Leistungsklassen E und A liegen. Dazu gehören korrektes Reiten in Schritt, Trab und Galopp und das präzise Reiten auf dem Zirkel.

„Es haben sich 189 Leute beworben“, berichtet Vetter, „140 wurden genommen.“ Die Bestätigung kam bei Rosenfelder im Februar, bei Vetter im Mai an. „Da hatten wir dann doch ein bisschen Angst vor unserer eigenen Courage“, sagt Vetter. Die Arbeit im Vorfeld umfasste das Einüben der Choreografie. Die bekamen sie zugeschickt. Üben mussten sie zu zweit. Zwar hat Vetter gemeinsam mit ihrem Mann einen Reit- und Fahrbetrieb in Nellingsheim, und Rosenberger ist Mitglied bei der Schwarzwald-Quadrille. Aber da, sagt sie, „kriegen wir niemals eine Gruppe zum Üben für den Weltrekord zusammen“. Wie „Roxy“ und „Duke“ auf die vielen anderen Pferde reagieren würden, musste sich vor Ort zeigen. „Aber Friesen sind ruhige Tiere“, so Rosenberger, „sie sind die Labradore unter den Pferden.“

132 Pferde samt ReiterInnen trugen am 5. Juli zum Weltrekord in Mannheim bei.  Privatbild

132 Pferde samt ReiterInnen trugen am 5. Juli zum Weltrekord in Mannheim bei. Privatbild

137 Reiter und Reiterinnen aus sechs europäischen Ländern reisten schließlich mit ihren Tieren in Mannheim an. Die Pferde waren in Stallzelten untergebracht, die Menschen in der Jugendherberge. Zwei Mal gingen sie die Linien der Quadrille zu Fuß ab. Außerdem galt es herauszufinden, wie viel Nähe die Pferde unter einander tolerierten, ohne die Nerven zu verlieren. Hengste und Wallache liefen getrennt auf – „die vertragen sich nicht“, so Vetter. Bei der Generalprobe am Vorabend des Rekordversuchs lief alles reibungslos.

Die Quadrille war im Schritt und Trab zu reiten, zur Choreografie auf dem sehr großen Sandplatz gehörten Schlangenlinien ebenso wie gegenläufige Zirkel. Die Oberkampfrichterin war eine Türkin. Das Kampfgericht musste genau überwachen, ob die
Anforderungen an die Quadrille eingehalten wurden. Drei Versuche hätten den Teilnehmern zur Verfügung gestanden, falls die Vorstellung abgebrochen werden musste.

Einmarsch in 43 Dreierreihen

In 43 Dreierreihen ritten sie in die Arena ein. „Das Zusammengehörigkeitsgefühl unter uns allen war riesig“, sagt Vetter noch immer begeistert, „man fühlte sich wie in einer großen Familie.“ Ein großartiges Bild: 123 Reiterinnen und 9 Reiter mit ihren Pferden ziehen ihre Bahnen, und das Publikum ist mucksmäuschenstill. Denn so lautete die Bitte an die Zuschauer: Beifall erst, nachdem auch der letzte Pferdeschweif den Platz wieder verlassen hat.

Nachdem ein Video der Performance geprüft wurde, stand fest: Alles okay, Weltrekord eingetütet, der Eintrag ins Guinness-Buch kann kommen. „Es werden alle Teilnehmer mit Namen aufgeführt werden“, hat Vetter erfahren – aber ob es auch ein Foto geben wird von der Riesenquadrille, ist noch nicht sicher.

„Roxy“ und „Duke“ bekamen zur Belohnung jede Menge Mohrrüben und Äpfel. Außerdem hatten Jenny Vetter und Sarah Rosenberger das Wichtigste mit nach Mannheim genommen: „Ganz viel Liebe und Zuneigung zu den Tieren.“

Quadrille: Reiten im Takt bei Musik

Das Quadrille-Reiten ist eine Art des Formationsreitens, bei der die Reiter koordiniert verschiedene Hufschlagfiguren reiten. Dazu wird meistens eine zur Gangart der Pferde und/oder zum Motto der Quadrille passende Musik gespielt. Die klassische Quadrille besteht aus acht oder mehr Pferden, wobei die Zahl durch vier teilbar sein muss (daher auch der Begriff „Quadrille“). Mittlerweile reiten die meisten aber in kleineren Formationen. In Mannheim kamen bei der Anreise der Teilnehmer 120 000 Transportkilometer zusammen. Die Pferde futterten 5,3 Tonnen Heu weg und tranken 10 000 Liter Wasser.

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Erstellt:
16.08.2019, 05:30 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 24sec
zuletzt aktualisiert: 16.08.2019, 05:30 Uhr

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