Argentinien

Messi nimmt's auf seine Kappe

Der Superstar verschießt beim 1:1 gegen Island einen Elfmeter, nun droht seiner Mannschaft bereits das Aus nach der Gruppenphase.

18.06.2018

Von ARMIN GRASMUCK

Alfred Finnbogason. Foto: Wang Yuguo/xinhua/dpa

Alfred Finnbogason. Foto: Wang Yuguo/xinhua/dpa

Moskau. Als er fünf Minuten vor dem Schlusspfiff von der Strafraumkante abzog, aber nur den Rücken des Mitspielers Ever Banega statt ins gegnerische Tor traf, schien Lionel Messi endgültig erledigt. Der Superstar der argentinischen Mannschaft blickte zum Himmel, als flehe er um göttliche Hilfe, dann schlurfte er mit hängenden Schultern nach hinten.

Das für die Südamerikaner enttäuschende 1:1, das am Ende ihres Auftaktspiels gegen Island stand, fühlte sich an wie eine Niederlage – und ausgerechnet Messi trug einen erheblichen Anteil daran. Wenig selbstbewusst hatte der fünfmalige Weltfußballer bereits in der 64. Minute gewirkt, als er die große Chance hatte, seiner Mannschaft den Sieg zu bescheren. Elfmeter. Messi legte sich sich den Ball auf dem Punkt zurecht, ging ein paar Schritte zurück, lief an – und zielte so schwach, dass der Torwart Hannes Thor Halldarson keine Mühe hatte, den Schuss zu halten.

Er versuchte viel, wenig gelang

Messi, ausgerechnet Messi. Am Tag, nachdem sein langjähriger Rivale Cristiano Ronaldo mit seinen drei Treffern beim hochklassigen 3:3 im Duell seiner Portugiesen gegen Spanien für den ersten Paukenschlag gesorgt hatte, musste der 30 Jahre alte Angreifer der Argentinier passen. Er rannte und versuchte viel, doch es gelang nur wenig.

„Nach dem Elfmeter habe ich mich wie tot gefühlt“, sagte Messi, als er sich nach dem Spiel stellte. Mit traurigen Augen und dem Kulturbeutel unter dem Arm nahm er im Innern des Moskauer Spartak-Stadions die Schuld auf sich. „Ich fühle mich verantwortlich dafür, dass wir dieses Spiel nicht gewonnen haben“, sagte Messi. „Ohne Zweifel, der Elfmeter hätte alles verändert.“

Doch auch die Mitspieler fanden kein Durchkommen gegen die kampfstarken Nordländer, obwohl sie speziell in der zweiten Hälfte überlegen wirkten. „Alles normal, schließlich ist Messi auch nur ein Mensch“, sagte Mittelstürmer Sergio Agüero, der die Argentinier in der 19. Minute mit einem starken Linksschuss in Front gebracht hatte. Doch die Freude hielt nur vier Minuten. Nach einer Flanke von rechts fiel der Ball Alfred Finnbogason vor die Füße, der Profi des FC Augsburg knallte den Ball im Stil eines Torjägers in die Maschen.

Die Isländer wirkten von Beginn an präsent und klar strukturiert. Sie bewegten ihre offensichtlich gut trainierten, schnellen Füße über den Rasen, sie waren bissig – und sie blieben es. Oft zogen sich die Isländer weit in die eigene Hälfte zurück, um dann blitzschnell zu kontern. Um Messi nachhaltig zu stören, hatten sie sich eine spezielle Strategie aus gedacht. Kam der Dribbler ihrem Strafraum zu nahe, kesselten sie ihn mit vier bis fünf Spielern ein, ohne ihn direkt zu attackieren. So kam Messi zwar oft an den Ball, aber nur selten an den groß gewachsenen Verteidigern vorbei.

„Unser Plan hat fast perfekt funktioniert, das ist eine Art Meilenstein für uns“, sagte Islands Trainer Heimir Hallgrímsson. Der überragende Spieler auf dem Platz war Torwart Halldarson, der mit mehreren reflexartigen Paraden den Punkt festhielt. „Dem besten Spieler der Welt bei einem Elfmeter zu begegnen, ist ein großer Moment“, sagte der Keeper des WM-Debütanten. „Es ist ein Traum, der wahr wird. Besonders, weil es uns geholfen hat, diesen wichtigen Punkt zu gewinnen.“

Die Isländer, die bei der Europameisterschaft 2016 sensationell bis ins Viertelfinale stürmten, können am Freitag im Spiel gegen Nigeria weitere Punkte einfahren. Dagegen steht für Argentinien am Donnerstag bereits ein Schlüsselspiel auf dem Programm. Schaffen Messi und Co. gegen die starken Kroaten erneut keinen Sieg, droht das vorzeitige Aus.

Niedergeschlagen: Lionel Messi nach dem 1:1 gegen Island. Foto: Rebecca Blackwell/AP/dpa

Niedergeschlagen: Lionel Messi nach dem 1:1 gegen Island. Foto: Rebecca Blackwell/AP/dpa

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Erstellt:
18.06.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 49sec
zuletzt aktualisiert: 18.06.2018, 06:00 Uhr

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