Tübingen · Verkehr

Mehr Platz für Radfahrer

In zehn Punkten skizzieren die Aktivisten der Tübinger Ortsgruppe von „Fridays for Future“, wie die Zweirad-Mobilität der Zukunft aussehen soll.

17.07.2020

Von Lorenzo Zimmer

Aktivistin Franca Leutloff stellte die Forderungen von Fridays for Future vor. Bild: Lorenzo Zimmer

Aktivistin Franca Leutloff stellte die Forderungen von Fridays for Future vor. Bild: Lorenzo Zimmer

Die Flaneure und Feierabend-Genießer staunten nicht schlecht, als am Freitagabend über 200 Fahrradfahrer/innen mit lautem Klingeln und Gejohle auf den Tübinger Marktplatz fuhren. Den Radlern von „Critical Mass“ hatten sich die Aktivistinnen und Aktivisten von „Fridays for Future“ angeschlossen, waren eine Stunde lang durch die Tübinger Stadt gekurvt, um auf die Forderungen der Radler aufmerksam zu machen.

In ihrem Namen hat „Fridays for Future“ einen zehn Punkte starken Forderungskatalog erarbeitet, den die Klimaschützer und Radaktivisten bei ihrer Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz dem Tübinger Gemeinderat übergaben. (Ergänzung, 19. Juli, 14.45 Uhr: Die Forderungen zum Radverkehr in Tübingen stammen nicht alleine von „Fridays for Future“, sondern auch von „Scientists for Future“, dem ADFC, „Parents for Future“, Greenpeace Tübingen, „Health for Future“, dem VDC, Critical Mass, BUND und dem Radentscheid Tübingen.) Jede Ratsfraktion hatte einen Delegierten entsandt, der in einer kurzen Ansprache Position beziehen sollte. Martin Sökler von der SPD-Fraktion stellte gegenüber dem TAGBLATT klar: „Wir unterstützen die Forderungen von Fridays for Future.“ Bei der Frage nach der Sperrung der Mühlstraße ergänzte er: „Wir stehen diesem Schritt offen gegenüber, aber er muss in ein Gesamtkonzept eingebunden werden.“ So dürfe die Radinfrastruktur in Tübingen „kein Stückwerk“ bleiben, mahnte Stadtrat Sökler.

Die zehn Forderungen zum Tübinger Radverkehr von Fridays for Future (FFF) im Überblick:

Auf der Neckarbrücke soll ein Radweg in zwei Richtungen eingerichtet werden.

Dafür soll die Mühlstraße für den motorisierten Individualverkehr gesperrt werden. Die aktuelle Situation sei „unattraktiv und schlicht gefährlich“, so FFF in ihrem 10-Punkte-Plan. Zudem soll die Belieferung des dortigen Einzelhandels nur in bestimmten Zeitfenstern möglich sein, um die Zahl der parkenden und haltenden Autos, die Gehwege und Radwege versperren, auf ein Minimum zu reduzieren.

Auch für die Wilhelmstraße fordern die FFF-Aktivisten einen durchgehenden Radweg in beide Richtungen. Auf dieser zentralen Achse Tübingens sei die Radinfrakstruktur „desaströs“: Jeweils drei Meter breite Spuren in beide Richtungen würden durch die Sperrung der Mühlstraße möglich, so FFF. Verbliebene Parkplätze in der Mühlstraße sollen zu Radabstellplätzen umgestaltet werden.

Der Innenstadtring über Stadtgraben, Hölderlin- und Rümelinstraße sei ein zentraler Teil des Verkehrsnetzes. Doch er habe „erhebliche Lücken“ für den Radverkehr – auch sie sollen geschlossen werden: „Sollte hierfür nicht genügend Platz sein, müssen Parkplätze weichen.“

Das Radvorrangnetz in Tübingen soll ausgebaut werden. Laut FFF seien Fahrradstraßen eine „einfache und schnelle Möglichkeit“, Radfahrenden die Vorfahrt zu erteilen. Autoverkehr solle auf diesen Achsen – etwa durch Poller – verhindert werden, zudem sollen die Radstraßen „durchgängig als Vorfahrtsstraßen geführt werden“. FFF stellt sich auch mehrere Ost-West-Achsen, etwa die Neckaraue, die Gartenstraße und die Rappenberghalde, und mehrere Nord-Süd-Achsen, etwa entlang der Steinlach, auf der Schnarrenbergstraße und durch Lustnau, vor.

FFF fordert einen Ausbau der Stellplätze für Lastenräder sowie ein Verleihsystem. Sie seien ein wichtiger Baustein des klimafreundlichen Transportsystems.

Der Forderungskatalog enthält auch den Wunsch nach besseren Ampelschaltungen für Fußgänger und Radfahrer. Es müsse eine „grüne Welle für Radfahrer/innen und Fußgänger/innen“ umgesetzt werden: An einigen Kreuzungen müssten sie zu lange warten, so FFF.

Auch in den Teilorten sollen Radvorfahrtsstraßen eingerichtet werden. Die aktuellen Routen führten oft entlang der Hauptstraßen und durch Wohngebiete, in denen meist rechts vor links gilt: „Durch Vorfahrtsstraßen wird das Radfahren vereinfacht und attraktiver.“

Für Kilchberg und Bühl fordert FFF durchgängige Schutzstreifen für Radler. Die neue B28 ermögliche eine entsprechende Radverkehrsführung auf der L370 in Kilchberg, Bühl und dazwischen. Daran soll der Radweg zwischen Kilchberg und Weilheim angebunden werden.

Zuletzt fordert FFF eine „deutlich bessere Kommunikation“ zu den genannten Themen. Dafür soll eine Kommunikationsstelle Radverkehr eingerichtet werden.

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Erstellt:
17.07.2020, 19:52 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 51sec
zuletzt aktualisiert: 17.07.2020, 19:52 Uhr

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