Tübingen · Verkehr

Mehr Fahrten, Linien und Kunden

Die Stadtwerke Tübingen ziehen eine positive Bilanz des vergangenen Jahres, weiten ihr Angebot bei den Bussen aus und verbessern Fahrzeuge und Verbindungen.

19.07.2019

Von ST

Leichtbaumodelle wie dieses sorgen für einen umweltfreundlichen Tübinger Busverkehr. Archivbild: SWT

Leichtbaumodelle wie dieses sorgen für einen umweltfreundlichen Tübinger Busverkehr. Archivbild: SWT

Die Stadtwerke Tübingen (SWT) haben bei der Sitzung des Verkehrsbeirats am Dienstagabend eine positive Bilanz des Jahres 2018 gezogen, Statistiken vorgelegt und Neuerungen für dieses Jahr angekündigt.

Neue umweltfreundliche Busse

2018 wurden erstmalig ausschließlich Hybridbusse beschafft (ein gebrauchter Gelenkbus Euro 5-EEV und fünf Solobusse Euro 6. Damit wurden weitere Busse der Abgasnormen Euro 5 und Euro 5-EEV aus dem Verkehr genommen. Der erste Elektrobus für die Stadtwerke Tübingen, der Mercedes-Benz eCitaro, wird im September produziert. Das Fahrzeug hat laut SWT bei einem Testeinsatz überzeugt und auch die anspruchsvolle Tübinger Topografie gut bewältigt. Mit einer voll aufgeladenen Batterie ist eine Fahrleistung von bis zu 150 Kilometer möglich. Der Bus kostet 570000 Euro. Es gibt 140000 Euro Zuschüsse von Bund und Land. Die Ladestation kostet knapp 200000 Euro. hierfür gibt es 100000 Euro Zuschuss.

Oberleitungen werden geprüft

Die SWT prüfen die Einführung von Oberleitungsbussen mit einer „partieller Oberleitung“. Bei diesen muss nur auf einer Teilstrecke eine Oberleitung vorhanden sein. Der Bus führt nach Angaben der SWT eine „kleine“ Batterie mit sich, die über die Oberleitung sowie Rekuperation geladen wird. So könne der Bus ohne Oberleitungsnetz bis zu 20 Kilometer fahren. Solch ein System wird in Esslingen umgesetzt und weiter ausgebaut. Die SWT wollen eine „Projektskizze“ für Linien erarbeiten, „die bei Einführung der Innenstadtstrecke der Regionalstadtbahn nicht betroffen wären“.

Ausweitungen des Angebots

Die Stadtwerke haben einiges verbessert: Der Nachtbus verkehrt, auch mit einem an Do/Fr, Fr/Sa und Sa/So zeitlich erweitertem Angebot, täglich. Neue Durchmesserlinien schaffen weitere umsteigefreie Verbindungen (Linien 6 und 21). In der südlichen Weststadt wurde der Abendverkehr auf den Linien 9 und 11 von SAM-Anmeldefahrten auf planmäßigen Busverkehr umgestellt. Das Tarifsystem wurde weiterentwickelt. Beispielsweise wurden Handytickets, Vergünstigungen auf Monatskarten mit Kreis-Bonus-Card eingeführt. Am 10. Februar 2018 wurde der „ticketfreie Samstag“ eingeführt.

Mit dem Fahrplanwechsel zum 15. Dezember 2019 wird die Linie 6 zwischen den Haltestellen Ahornweg und Sand Drosselweg über Bei den Römergräbern, Falkenweg und Sandweg verkehren. Außerdem wird Hagelloch besser bedient: Die Linie 8 wird ab Hauptbahnhof an Sonn- und
Feiertagen etwa zwischen 8 und 21 Uhr auf einen 30-Minuten-Takt verdichtet.

Vorfahrt für Busse

Alle vom Tübus befahrenen Lichtsignalanlagen sind mittlerweile mit einer Bevorrechtigung für Busse ausgestattet. „Es ist durch dieses Projekt zu deutlichen Verbesserungen an den jeweiligen Knotenpunkten gekommen“, schreiben die SWT und nennen: kürzere Fahrzeiten, eine höhere Pünktlichkeit und eine Erhöhung des Fahrkomforts durch die Vermeidung von Brems- und Anfahrvorgängen.

Pünktlichkeit

94 Prozent aller Fahrten waren im Jahr 2018 pünktlich. Das liegt auf dem Niveau der Vorjahre (2017: 94,8 Prozent, 2016: 94,8 Prozent, 2015: 92,8 Prozent). Die Messung erfolgt durch die automatische EDV-Auswertung von gespeicherten Ankunftszeiten an allen bedienten Haltestellen der einzelnen Linien. In die Jahresstatistik gehen 5,3 Millionen Messpunkte ein. Als pünktlich gelten alle Ankünfte bis 4 Minuten Verspätung. Ein Problem ist der Feierabendverkehr, in dem Busse oft im Stau stehen, etwa vor dem Parkhaus König. Eine Verbesserung ergab sich hier durch die veränderten Führungen der Linien 1 und 7 seit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2018.

Nachholbedarf besteht beim Nachtbus, dessen Pünktlichkeit bei nur 86,2 Prozent liegt. Hier wollen die SWT zum nächsten Fahrplanwechsel am 15. Dezember nachbessern. Unter anderem sollen teilweise geplante Fahrzeiten verlängert werden. Die Linien N95 und N98 werden geringfügig gekürzt.

Zufriedenheit der Kunden

Alle zwei Jahre nehmen die SWT am „ÖPNV-Kundenbarometer“ des Marktforschungsunternehmens Kantar TNS teil. Mit
einem Gesamtwert von 2,43 (2016: 2,46) befindet sich der Tübus unter den besten zehn der 39 großen ÖPNV-Betreiber, die an der Umfrage beteiligt waren. Für den Tübus ist es der beste Wert seit 15 Jahren, der zugleich unter dem Branchendurchschnitt (2,88) liegt.

Überdurchschnittlich gute Werte erreichte das Tübinger Angebot bei der Schnelligkeit der Beförderung sowie im Linien- und Streckennetz. Anschlüsse, Taktfrequenz, Pünktlichkeit, Sicherheit in Bussen und an Haltestellen sowie den Komfort bewerten die Kunden ebenfalls positiv. Verbessert wurden unter anderem die Punkte Freundlichkeit und Fahrweise des Fahrpersonals, Sauberkeit der Fahrzeuge, Zugang und Nutzung für Mobilitätseingeschränkte. Als schlechter nahmen die Befragten unter anderem die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sowie die Fahrkartenautomaten wahr.

Steigerungen und Rückgänge in Zahlen

Insgesamtwurden 2018 im Tübus 20,6 Millionen Fahrgäste befördert. Das sind 0,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Zur Steigerung haben die ticketfreien Samstage sowie die Abo-Monatskarten und Jahreskarten wesentlich beigetragen. Dadurch wurden Rückgänge bei der Schüler- und Studierendenbeförderung ausgeglichen.

Der Gelegenheitsverkehr: Bei den Einzel-/ Mehrfahrtenkarten stieg die Nachfrage um 18 Prozent oder 297000 Beförderungen – vor allem durch den ticketfreien Samstag, der hier mitgezählt worden ist. Für diesen wurden vom Start der Aktion am 10. Februar 2018 bis Jahresende 338400 Fahrgäste gezählt. Tagesticket wurden deutlich weniger gezogen. Schüler sind verstärkt auf Monats- und Jahreskarten umgestiegen.

Ausbildungsverkehr: Unter dem Strich sind weniger Schüler und Studierende als 2017 mit dem Bus gefahren. Das Minus beträgt 2,3 Prozent. Bei den Schülern sank die Zahl um

2,7 Prozent (zum Vergleich: Es gab 1,8 Prozent weniger Schüler). Die Beförderungen von Studierenden sind um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das ist weniger als der Rückgang der Anzahl der Studierenden um 2,4 Prozent.

Berufsverkehr: Bei den Zeitkarten für Erwachsene stieg die Zahl der

Beförderungen um 2,4 Prozent oder 114000 Beförderungen. Beim Naldo-Jobticket machen nahezu 50 Firmen und Behörden mit.

SAM: Die Nutzung ist um -5,3 Prozent oder 2800 Beförderungen gesunken, beim Nacht-SAM sogar um 63,2 Prozent oder 8800 Beförderungen. Die SWT sehen den Grund im „umfassenden täglichen Nachtbus-Angebot“.

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Erstellt:
19.07.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 49sec
zuletzt aktualisiert: 19.07.2019, 01:00 Uhr

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