Auto
Kfz-Versicherung: Marderbiss kostet 7000 Euro
Die Zahl der Unfälle geht zurück. Eigentlich müssten Kfz-Versicherungen billiger werden. Assistenzsysteme und E-Fahrzeuge sind schuld, dass sie hoch bleiben.
In der Zukunft soll die Zahl der Unfälle nach einer Prognose des GDV zurückgehen. Bis 2040 erwartet der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft 20 bis 30 Prozent weniger Kfz-Haftpflicht-Schäden; die Ausgaben der Versicherungen könnten um rund ein Fünftel bis ein Viertel schrumpfen.
Werden die Kfz-Tarife deshalb billiger? Nein, sagt die Versicherungsbranche – zumindest kurz- bis mittelfristig nicht. „Assistenzsysteme machen Reparaturen im Schadenfall teurer“, weiß GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Sensoren, wie zum Beispiel Radarsensoren oder Kamerasysteme, werden die Reparaturen in Einzelfällen deutlich teurer machen“, sagt auch Christoph Lauterwasser, Leiter des Allianz Zentrum für Technik. Der Preis für den Austausch einer Windschutzscheibe steigt so um rund ein Viertel. Ein Assistent für automatisiertes Fahren helfe gegen Autodiebe ebenso wenig wie eine Einparkhilfe vor Steinschlag, Hagel oder Marderbissen schützt, argumentiert der GDV. Auch der beste Notbremsassistent ändere nichts an den physikalischen Gesetzen für den Bremsweg eines Autos.
„Im Gegensatz zur Konsumelektronik, wie zum Beispiel bei Handys, dauert es bei Fahrzeugen sehr lange, bis sich der Bestand der Fahrzeuge erneuert. Deshalb durchdringen neue Technologien den Verkehr nur schrittweise“, sagt Lauterwasser. Bis autonome Autos die Straßen in größeren Zahlen befahren, werden noch viele Jahre vergehen. „Das autonome Fahren wird sich zuerst in langsamen Verkehrssituationen durchsetzen“, meint Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied beim Marktführer HUK Coburg. „Und dann auf Autobahnen, wo es relativ wenige Schäden gibt.“
Künftig werden fast alle Werkstätten Elektrofahrzeuge reparieren, was die Kosten ebenfalls senken dürfte. Heute müssen Betriebe schon bei relativ kleinen Schäden eine spezielle Qualifikation vorweisen, die sie oft nicht haben. Es entstehen Verzögerungen, die die Reparaturdauer und dadurch den Preis nach oben treiben.
Langfristig könnten die Versicherungen auch aus einem anderen Grund preiswerter werden: Es gibt dann weniger Autos. „Seit der Wiedervereinigung ist der Kfz-Bestand in Deutschland im Schnitt jedes Jahr um 1,5 Prozent gewachsen, so auch nach wie vor in der jüngeren Vergangenheit“, sagt Onnen Siems, Geschäftsführer des Beraters Meyerthole Siems Kohlruss. „Wir erwarten spätestens in den nächsten zehn Jahren eine sukzessive Abflachung des Trends, so dass der maximale Fahrzeugbestand in 2030 oder früher erreicht wird.“
Die Gründe: Es sei zu erwarten, dass die Kosten für Benzin, Diesel und Strom steigen. Weitere Faktoren seien der Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs und Radwegenetzes. „Das heißt, die Kosten für den automobilen Individualverkehr werden steigen und der Wechsel auf öffentliche Verkehrsmittel und Fahrrad wird vereinfacht“, sagt Siems. Wird der Kuchen auf dem Markt der Kfz-Versicherung kleiner, wächst die Konkurrenz – und damit sinken möglicherweise die Preise.
Allerdings sind nicht alle Experten dieser Meinung. Der GDV nimmt auf Basis von Prognosen der Prognos AG an, dass der Pkw-Bestand bis 2040 um rund 3 Prozent steigt. (mit dpa)
Unachtsam beim Abbiegen
Sparen bis Ende November
In Deutschland wurde die erste Autopolice 1899 vom Stuttgarter Verein angeboten, später von der Allianz übernommen. Seither haben die Versicherer wegen weltweit steigender Autozahlen in Summe alljährlich mehr zu tun. Wer bei der Versicherung sparen will, kann sie bis Ende November wechseln. Wichtig ist ein Vergleich über mehrere Vergleichsportale. Der Umfang des Schutzes sollte überprüft werden, raten Verbraucherschützer: Muss es eine Vollkaskoversicherung noch sein? Die Haftpflicht sollte nicht unter 100 Millionen Euro liegen.