Wurmlingen · Seelsorge

Letzter Blick auf die Kapelle

Nach 16 Jahren in Wurmlingen wechselt der katholische Pfarrer Martin Uhl von der Seelsorgeeinheit Pfaffenberg auf eine neue Stelle in Stuttgart.

02.10.2021

Von Werner Bauknecht

Abschied vom Pfaffenberg und seinen Gemeinden: Pfarrer Martin Uhl. Bild: Stefan Heymann

Abschied vom Pfaffenberg und seinen Gemeinden: Pfarrer Martin Uhl. Bild: Stefan Heymann

Die Verabschiedungen sind bereits vorbei, jetzt steht für Martin Uhl (48) der Umzug im Mittelpunkt. „Ich muss ja eine neue Pfarrstelle einrichten und meine Sachen von hier mitnehmen“, sagt er, der bisher im Pfarrhaus in der Wurmlinger Lindenstraße wohnte. Am 4. Dezember 2005, pünktlich zum 2. Advent, trat er seine Stelle dort an. Zunächst war er zuständig für Wurmlingen, Wendelsheim und Oberndorf, im Oktober 2006 kam dann noch Ammerbuch dazu. Das zusammen ergab die Seelsorgeeinheit Pfaffenberg. „Das wusste ich aber schon im Voraus“, erinnert sich Uhl. „Das hieß dann, nach einem dreiviertel Jahr wieder zurück auf Anfang.“

Alleine der Verwaltungsaufwand war beträchtlich. Das habe damit begonnen, erzählt er, dass er sich um die Kirchennachrichten in den ganzen Amtsblättchen in Rottenburg kümmern musste, und nun kamen auch noch die in Ammerbuch dazu. „Aber“, lobt er, „mit allen Kirchengemeinderäten konnte man wunderbar zusammenarbeiten.“ Es gibt zwei Pfarrbüros, eines in Wurmlingen, das andere in Poltringen. Sie sind mit jeweils zwei Sekretärinnen besetzt.

Der gebürtige Ellwanger wollte schon immer Pfarrer werden. Er kommt aus einer durchaus frommen Metzgersfamilie und sagt, er habe schon als Kind alle „basics“ mitgemacht, zum Beispiel war er Ministrant. Und was sagten die Eltern, als er sich für die theologische Laufbahn entschied? Da lacht Uhl. Die Mutter habe damit Probleme gehabt, erzählt er. Sie habe geglaubt, er schaffe das nicht – und war dann umso stolzer auf den Sohn, als er plötzlich „richtiger“ katholischer Pfarrer war.

Für Uhl ist Pfarrer „der abwechslungsreichste Beruf, den es gibt.“ Wo könne man schon alte Gebäude renovieren helfen, Kindergärten bauen, Predigten schreiben, mit Kindern arbeiten und sie unterstützen, herrliche Festgottesdienste vorbereiten und andere Menschen in ihrem Leben seelsorgerlich begleiten und unterstützen.

Studiert hat der Ostälbler im Tübinger Wilhelmsstift. Wie vor ihm übrigens Georg Moser oder Johann Baptista Sproll, beide später Bischöfe in Rottenburg. Für Uhl war gleich klar, dass er eine pastorale Ausbildung macht, die zum Pfarramt führt. Die Priesterweihe erfuhr er durch Weihbischof Johannes Kreidler im Jahr 2000. Danach verbrachte er zwei Jahre als Vikar in Ravensburg, dem folgten drei Jahre in Nagold. Dann kam der Pfaffenberg. Fragt man den erfahrenen Seelsorger nach den Highlights, die sein Beruf mit sich bringt, muss er nicht lange überlegen: „Das ist natürlich Ostern. Dieses größte Fest im Kirchenleben ist unbeschreiblich.“ Etwas ganz Besonderes ist für ihn aber auch die Christmette um Mitternacht, und das liegt ganz stark an dem Ort, an dem diese stattfindet. Die Besucher wandern dafür hoch in die Wurmlinger Kapelle. „Das ist eine unglaubliche Stimmung dort“, schwärmt Uhl, „denn oben gibt es ja keinen Strom, dafür werden die Kerzen angezündet, und das ergibt eine unbeschreibliche Atmosphäre.“ Wenn er auf seinem Balkon sitzt, berichtet der Ellwangener lachend, hat er immer einen Blick auf die Kapelle. „Das bewegt einen schon – immer wieder.“

Dennoch: Nach 16 Jahren entschied er sich, noch einmal etwas Neues zu beginnen. Natürlich, sagt er, hätte er bleiben können, noch mal fünf oder mehr Jahre. „Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht“, betont Uhl. Zumal er aktuell an zwei ganz besonderen Projekten gearbeitet hat. Zum einen gibt es einen halbstündigen Film über die Kapelle mit ihrer Geschichte und atemberaubenden Bilder dazu. Uhl führt als Hausherr der Kapelle durch den Film, den man bereits auf YouTube anschauen kann. Zum anderen kann man neuerdings über einen QR-Code an den Kirchen in Wendelsheim, Altingen, Poltringen und Oberndorf die Geschichte zu den jeweiligen Gotteshäusern mit dem Smartphone einlesen. So erhält man alle Informationen dazu, Fotos und Daten zum Gebäude.

Andererseits: „Bei meiner neuen Pfarrstelle kann ich viele eigene, neue Ideen einbringen“, erzählt er. Er betreut die Gemeinden Stuttgart-Fasanenhof und Möhringen als gemeinsame Seelsorgeeinheit. Das sind ungefähr 7000 Gemeindemitglieder und außerdem eine auch für Uhl vollständig unbekannte Lebenswelt. „Klar“, sagt er, „ich komme in eine Großstadt.“

Doch er hinterlässt eine tadellos funktionierende Gemeinde. Zurzeit seien alle Personalstellen in der Seelsorgeeinheit besetzt, meint er stolz, und das Pastoralteam hat sogar zwei neue Azubis. Bei allem Trennungsschmerz – das Neue, das Abenteuer, das jetzt auf ihn zukommt, das reizt ihn schon.

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Erstellt:
02.10.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 11sec
zuletzt aktualisiert: 02.10.2021, 01:00 Uhr

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