Forschung
Lepra war schon früh in Europa verbreitet
Der Handel mit Eichhörnchen- fellen könnte die Ausbreitung von Lepra im Mittelalter begünstigt haben.
Bis heute erkranken
in vielen Ländern der Welt Menschen an Lepra. In Europa zählte die Infektionskrankheit, bei
der erst die Nerven und später ganze Gliedmaßen absterben können, im Mittelalter zu den häufigsten Erkrankungen. Forscher des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte sowie der Universitäten Tübingen und Zürich haben jetzt Genome des Lepra verursachenden Bakteriums Mycobacterium leprae rekonstruiert, die aus Proben aus dem Zeitraum von 400 bis 1400 Jahren n. Chr. stammen.
Die Forscher entdeckten, dass der Erreger genetisch sehr unterschiedlich auftreten konnte. „Alle bekannten Lepra-Stämme traten bereits im mittelalterlichen Europa auf“, erklärte Prof. Johannes Krause, Direktor am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte und Forschungsgruppenleiter an der Universität Tübingen. Das lege nahe, „dass Lepra schon in der Antike in Asien und Europa weit verbreitet gewesen sein muss und dass die Krankheit ihren
Ursprung im westlichen Eurasien haben könnte.“ Und nicht
in Afrika, wie lange angenommen wurde.
Einige tausend Jahre alt
Das älteste rekonstruierte Genom von M. leprae aus England gehört zum gleichen Lepra-Stamm, der in heute lebenden Eichhörnchen entdeckt wurde. „Das stützt die Hypothese, dass Eichhörnchen und der Handel mit ihren Fellen Faktoren bei der Ausbreitung der Lepra unter Menschen des Mittelalters in Europa darstellten“, sagte Krause weiter.
Die neuen Studienergebnisse führten auch zu der Einschätzung, dass Lepra-Bakterien schon viel länger existieren als gedacht. Sie seien mindestens einige tausend Jahre alt.