Reutlingen · Polizei

Kriminalitätsstatistik: Leben in einer sicheren Region

„Unsere Bürgerinnen und Bürger leben in einer sehr sicheren Region“, sagt Polizeipräsident Prof. Alexander Pick. Allerdings hat das Polizeipräsidium Reutlingen 2019 eine enorme Zunahme von Telefonbetrugsfällen registriert.

24.04.2020

Von Thomas de Marco

Alexander Pick, Polizeipräsident Reutlingen. Bild: Hans-Jörg Schweizer

Alexander Pick, Polizeipräsident Reutlingen. Bild: Hans-Jörg Schweizer

Die Kriminalitätsbelastung im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen liegt mit 4471 Straftaten pro 100000 Einwohner im Jahr 2019 erneut deutlich unter dem Landesdurchschnitt (5000). Im vergangenen Jahr waren es 4393 Fälle gewesen.

Das Reutlinger Polizeipräsidium registrierte vergangenes Jahr 55 301 Straftaten und damit zwei Prozent mehr als 2018 (54 124). Verantwortlich dafür seien vor allem enorme Zuwächse bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten, speziell der erneute sprunghafte Anstieg bei den Betrugsstraftaten im Bereich Call-Center oder am Telefon. Dies erkläre auch den deutlichen Rückgang bei der Aufklärungsquote: Diese sank um 4,1 Punkte auf 57,2 Prozent.

Gewaltkriminalität geht zurück

Für Pick ist das nur ein statistischer Effekt: „Durch intensive Präventionskampagnen folgen immer mehr Menschen unserer Bitte, der Polizei auch kurze, erfolglose Kontaktversuche der Gauner zu melden. Das ist gut so, hat aber die statistische Zahl der ungeklärten Fälle effektvoll erhöht.“

Vergangenes Jahr sind 3312 Fälle des Callcenter- oder Telefonbetrugs bekanntgeworden. 92 Mal waren die Gauner erfolgreich und erbeuteten knapp 1,6 Millionen Euro. Damit haben sich die Fallzahlen und auch die Schadenssummen mehr als verdoppelt.

Die Gewaltkriminalität wie Mord, Totschlag, Raub, gefährliche und schwere Körperverletzung ist erstmals seit Jahren wieder rückläufig: 1757 Fälle bedeuten einen Rückgang von 6 Prozent. Bei Tötungsdelikten wurde eine Abnahme um 4 auf 43 Fälle registriert. 36 Mal blieb es beim Versuch. Mit Ausnahme von drei Fällen des versuchten Totschlags, darunter einer in Tübingen, wurden alle Delikte geklärt. Vergehen gegen sexuelle Selbstbestimmung sind in der Region entgegen der landesweiten Entwicklung 2019 um über 3 Prozent auf insgesamt 869 gesunken.

Die Gesamtzahl der ermittelten Tatverdächtigen ging 2019 erneut zurück auf 23 541 (Vorjahr 24 038). Dabei blieb die Zahl junger Menschen unter 21 Jahren mit 5320 leicht unter dem Vorjahresniveau. Während dabei die Zahl der Heranwachsenden mit 2086 um über 9 Prozent erneut deutlich abnahm, sind bei Kindern (939 Fälle) und Jugendlichen (2295) Zuwächse von 4 bis 5 Prozent zu verzeichnen.

Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen ist mit 9705 weiter leicht rückläufig. Ihr Anteil an der Gesamtzahl stagniert mit 41,2 Prozent in etwa auf Vorjahresniveau. Ohne die Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz, Asylgesetz oder EU-Freizügigkeitsgesetz, die fast nur von Ausländern begangen werden können, erfolgte ein Rückgang der Verdächtigenzahlen bei Nichtdeutschen um 6,5 Prozent auf 7893.

Weniger Taten durch Flüchtlinge

Rückläufig ist auch die Zahl tatverdächtiger Asylbewerber und Flüchtlinge. Ohne Verstöße gegen oben genannte Gesetze sind es 1963 – über 18 Prozent weniger als im Vorjahr. Diese begingen 3069 Straftaten – vor allem Körperverletzungen (763), Diebstähle (560) und Betrug (302). Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurden in 93 der 737 aufgeklärten Fälle Asylbewerber oder Flüchtlinge als Verdächtige ermittelt, bei Straftaten gegen das Leben in fünf der 40 geklärten Fälle .

„Die Entwicklung ist erfreulich. Dennoch bereitet uns Sorge, dass ein überproportional großer Anteil an Straftaten durch eine relativ geringe Zahl von Straftätern begangen wird. Der Anteil nichtdeutscher Verdächtiger unter den sogenannten Mehrfach- und Intensivtätern ist dabei in den letzten Jahren deutlich gestiegen“, erklärt Pick.

Anhaltend hoch ist das Niveau bei Gewalt gegen Polizeibeamte mit einem Anstieg um knapp 10 Prozent auf 466 Straftaten. Rund 78 Prozent der 410 Tatverdächtigen standen unter Einfluss von Alkohol oder Drogen. „Wir reagieren weiter entschieden auf Gewalt gegen unsere Einsatzkräfte und zeigen konsequent an“, betont Pick.

Keine Entwarnung bei Wohnungseinbrüchen

Diebstähle machen mit rund 14 318 Fällen immer noch den Großteil aller registrierten Straftaten aus, haben aber im Vorjahresvergleich um fast 7 Prozent abgenommen – mit Ausnahme von Wohnungseinbrüchen. Bei diesen hielt die rückläufige Tendenz nur bis zum Herbst 2019 an, ab Oktober stiegen die Zahlen stark an. Insgesamt wurde in 702 Wohnungen eingebrochen, eine Zunahme um 120 Fälle. Im Fünfjahresvergleich ist das dennoch der zweitniedrigste Wert. Obwohl 81 Tatverdächtige und damit 13 mehr als im Vorjahr ermittelt wurden, verringerte sich die Aufklärungsquote von 20,1 auf 9,3 Prozent. Die Bekämpfung der Wohnungseinbruchskriminalität werde 2020 konsequent fortgesetzt, erklärt Polizeipräsident Prof. Alexander Pick. 2019 wurden 118 Schwerpunkteinsätze gemacht. „Beim Wohnungseinbruch können wir keine Entwarnung geben. Die Täter sind teilweise hochprofessionell und reisen eigens ins Bundesgebiet ein.“

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Erstellt:
24.04.2020, 14:13 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 08sec
zuletzt aktualisiert: 24.04.2020, 14:13 Uhr

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