Tübingen

Bauern: Letzte Generation demonstriert – Bauern-Konvoi ändert Route

Heute treffen sich die Bauern im Kreis Tübingen. Nach einer Versammlung in Tübingen setzte sich um 15.30 Uhr ein mehrere Hundert Meter langer Konvoi Richtung Rottenburg in Bewegung. In Tübingen änderte er seine Route wegen einer Demonstration von zehn Leuten der „Letzten Generation“.

10.01.2024

Von slo/isi/job

Schnurgerade in einer Reihe machten sich die Landwirte am Mittwochmittag mit ihren Traktoren vom Tübinger Festplatz aus auf den Weg über Rottenburg nach Bodelshausen. Bild: Gernot Stegert

Schnurgerade in einer Reihe machten sich die Landwirte am Mittwochmittag mit ihren Traktoren vom Tübinger Festplatz aus auf den Weg über Rottenburg nach Bodelshausen. Bild: Gernot Stegert

Die Route des Trecker-Konvois wurde geändert: Eigentlich war geplant gewesen, über die zentrale Verkehrsachse durch die Mühlstraße und über die Eberhardsbrücke zu fahren. Doch laut Angaben der Reutlinger Polizei einigten sich der Versammlungsleiter und die Stadt Tübingen als Versammlungsbehörde darauf, die Bauern nun über Lustnau zu leiten, um ein Aufeinandertreffen mit den Aktivisten der „Letzten Generation“ zu vermeiden.

Der Protest der Bauern hat aktuell (Stand: 17.10 Uhr) starke Auswirkungen auf den Tübinger Nahverkehr. In der Mühlstraße stauen sich die Busse.

In Tübingen haben sich gegen 16.50 Uhr einige Leute von der Gruppe „Letzte Generation“, die bundesweit mit Straßenblockaden mehr Einsatz beim Klimaschutz forderte, an der Neckarbrücke getroffen. Sie wollen parallel zum Protest der Bauern für ihr Anliegen werben.

Dafür nutzen sie die Grünphasen der Fußgängerampeln, um sich mit Transparenten und Spielzeug-Traktoren auf die Straße zu stellen. „Auf Trecker reagiert die Regierung halt“, sagt Percy Collas Joo von der „Letzten Generation“. Ob sie sich den Traktoren noch in den Weg stellen werden, die gerade Richtung Lustnau abgebogen sind, weiß keiner der zehn Aktivisten hier.

Ampeldrücken statt Festkleben: In Grünphasen stellen sich Aktivisten der „Letzten Generation“ mit Spielzeug-Traktoren auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu werben. Bild: Eike Freese

Ampeldrücken statt Festkleben: In Grünphasen stellen sich Aktivisten der „Letzten Generation“ mit Spielzeug-Traktoren auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu werben. Bild: Eike Freese

Der Mittwoch ist der Hauptaktionstag der Landwirte, die gegen die Sparpläne der Bundesregierung protestieren. Auch im Kreis Tübingen werden die Bauern mit ihren Schleppern den Verkehr lahmlegen. Nach einer Versammlung auf dem Tübinger Festplatz macht sich um 15.30 Uhr ein mehrere Hundert Meter langer Traktoren-Konvoi Richtung Rottenburg auf den Weg. Etwa 170 Traktoren, 20 Lastwagen und 30 sonstige Autos nehmen teil. „Wir protestieren dagegen, dass bei der Landwirtschaft überproportional gespart wird“, sagte der Obmann der Kreisbauern Jörg Kautt durch das Megaphon, „das können wir nicht akzeptieren.“ Viele Landwirte hätten auch im Kreis Tübingen Existenzangst.

Schlepperfahrt durch den Landkreis Tübingen

In Rottenburg geht es über Tübinger Straße, Sprollstraße, Eugen-Bolz-Straße und Sülchenstraße durch die Stadt und dann weiter nach Wurmlingen und Unterjesingen. Von dort aus tuckern die Schlepper zurück nach Tübingen. Dort dürften sie im Feierabendverkehr in der Rheinlandstraße eintreffen.

Die Fahrt geht dann über Westbahnhofstraße, Kelternstraße, Am Stadtgraben, Lustnauer Tor, Mühlstraße, Eberhardsbrücke, Friedrichstraße, Blaue Brücke und Hechinger Straße auf die B27. Bei Bodelshausen fahren die Landwirte ab und treffen sich am Ortseingang auf einer privaten Grünfläche. Das Ende dort ist für 18 Uhr vorgesehen.

Letzte Generation kündigt ebenfalls Protest an

Die Letzte Generation Tübingen/Reutlingen hat im Rahmen der Bauernproteste ebenfalls ab 16.30 Uhr zu einer Aktion auf der Neckarbrücke aufgerufen, „um gegen diese Doppelmoral der Bundesregierung zu protestieren.“

Busverkehr mit Behinderungen

Die Stadtwerke Tübingen rechnen auch für den Busverkehr mit Behinderungen. Diese dürften, schreiben sie, zunächst die Linien 18 und 19 zwischen Tübingen und Rottenburg betreffen, im weiteren Verlauf sämtliche Tübus-Linien. Voraussichtlich müsse der Busverkehr in der Innenstadt zeitweise unterbrochen beziehungsweise über den Schlossbergtunnel umgeleitet werden.

Der Kreisbauernverband, der die Fahrt organisiert, weist darauf hin, das Rettungskräfte, Feuerwehr und Polizei jederzeit durchkommen müssen. Zudem erklärt er: „Wir wollen friedlich und demokratisch protestieren. Extremes Gedankengut (egal ob rechts oder links), persönliche Angriffe und Gewalt lehnen wir grundsätzlich ab!“ Außerdem hat der Verband eine ganze Reihe von Verhaltensregeln aufgestellt. Dazu gehören etwa ein Waffenverbot und ein Vermummungsverbot. Außerdem müssen die Teilnehmer Warnwesten tragen. Anhänger und Anbaugeräte sind nicht erlaubt, und auch „radikale Aufschriften und Symbolik (Galgen, Totenköpfe)“ sind nicht zugelassen. Zudem müssen alle Banner und Plakate angemeldet sein.

Der Kreisobmann des Bauernverbands, Jörg Kautt, bittet darum, die Vorgaben einzuhalten. „Das Ziel unserer Veranstaltungen ist die Unterstützung der Gesellschaft in unseren Anliegen“, schreibt er. „Wir möchten in der Politik zwar für Schlagzeilen sorgen, aber keinesfalls für negative.“

Multimediale Aufarbeitung

Der Tübinger Historiker Ewald Frie hat dem Deutschlandfunk zur geschichtlichen Einordnung der Proteste ein Interview gegeben. Seiner Einschätzung nach sehen sich Landwirte als Gruppe mit großen Anfeindungen. Gleichzeitig gebe es große Zustimmung zu ihren Protesten. Das Interview gibt es hier kostenlos nachzuhören.

Die Polizei Reutlingen sowie die Polizei Ludwigsburg (zuständig für die A81) werden auf X über die aktuellen Geschehnisse informieren.

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Erstellt:
10.01.2024, 11:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 03sec
zuletzt aktualisiert: 10.01.2024, 11:00 Uhr

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