Tübingen
Lamin Bojang wurde abgeschoben: Ohne Schlafplatz in Banjul
Der 24-jährige Gambier wurde ausgeflogen. Seine Arbeitgeber wollen ihn nun vor Ort unterstützen – auch OB Boris Palmer hat sich eingeschaltet.
Mit zwei Flaschen Wasser und einem halben Brot im Gepäck sei Lamin Bojang Dienstagabend nach Banjul in Gambia abgeschoben worden, sagt seine Arbeitgeberin Marie Möck. Die Duldung des mustergültig integrierten Gambiers Bojangs erlosch, als er im Glauben, Papierkram erledigen zu müssen, über die Grenze fuhr (wir berichteten). Der 24-Jährige habe keine Familie oder Freunde in Banjul, deshalb versucht Möck, ihm einen Schlafplatz zu organisieren. Unterstützt werde sie dabei von einer Hilfsorganisation mit Kontakten vor Ort, schildert die 30-Jährige. Möck und ihr Vater planen eine Firmenspende über Moneygram, damit Bojang vor Ort Geld abheben kann. Seit Mittwochmorgen sind sie wieder mit ihm in Kontakt. „Wir haben bis zur letzten Sekunde geglaubt, dass wir die Abschiebung stoppen können“, so Marie Möck. „Es ist hart, einem hoffnungsvollen 24-Jährigen sagen zu müssen, wir können dir gerade nicht mehr helfen.“
Oberbürgermeister Boris Palmer sagte, er wolle den Innenminister bitten, eine sofortige Wiedereinreise Bojangs zu ermöglichen, rechtlich sei das machbar.
Dieter Kemmler, der Anwalt von Bojang, schildert, dass er am Tag der Abschiebung in der Post seines Klientens eine Aufforderungskarte der Reutlinger Ausländerbehörde fand: Bojang solle seinen Aufenthaltstitel abholen. Und eine Gebühr von 33 Euro entrichten. Die Gebühr für eine Duldung.Doch der Sachbearbeiter sagte ihm, dass nichts vorläge. Kemmler vermutet, dass der Abholbescheid für die Verlängerung der Duldung für die nächsten Monate verschickt wurde. Wenn er die Verlängerung in die Hand bekommen hätte, vermutet der Anwalt, hätte er den Abflug stoppen können, dann „hätte man streiten können, ob er gehen muss, oder nicht.“ Denn: „Ich werte die Verlängerung als neue Duldung.“