Tübingen
Klarer Fall
Zu „Übrigens“ und „Kulturphänomene – Kritik linker Israelkritik“ von Peter Ertle (3. November). Dabei ging es nicht zuletzt um die völkerrechtliche Frage: Ist Israel eine Besatzungsmacht?
Es ist Krieg. Die Zivilbevölkerung leidet. In der Ukraine, in Israel, in Gaza. Empathie mit der Zivilbevölkerung ist notwendig, Solidarität mit den jeweiligen Regierungen aber abzulehnen. Also kann man nur die Friedensfahne der „Mayors for Peace“ hissen.
Und warum Kritik an „linker Israelkritik“, lieber Peter Ertle? Eigentlich gibt es die gar nicht. Der Begriff „Israelkritik“ lässt vermuten, dass, wer sie übt, Israel das Existenzrecht abspricht – und also nicht links sein kann. Anders Kritik an der israelischen Regierungspolitik. Die übt sogar Ertle selbst: „Einer der größten Feinde Israels war in den letzten Jahren (…) Netanjahu, der dabei war, den Staat zu einer Demokratur ohne Trennung von Staat und Religion umzubauen und die orthodoxen Siedler dort bauen zu lassen, wo sie nichts verloren haben.“ Eine solche Kritik ist selbstredend nicht antisemitisch.
Ein Kulturphänomen: Ertle stellt die Frage „Ist Israel eine Besatzungsmacht?“, druckst aber bei der Antwort herum. Die Westbank ist besetztes Gebiet – völkerrechtlich. Gaza wahrscheinlich auch bald wieder. Ein klarer Fall also.