Tübingen · Ausstellung

Kernthemen menschlichen Daseins

Christoph Fasel, der Eröffnungsredner der Ausstellung zum 75. Geburtstag Gunther Klosinskis, berichtet über „Wenn Bilder sprechen und Worte malen“ in der Künstlerbundgalerie.

29.01.2020

Von ST

Klosinskis „Mädchen und der Tod“ (Bildausschnitt). Bild: Katalog

Klosinskis „Mädchen und der Tod“ (Bildausschnitt). Bild: Katalog

Eine ungewöhnliche Premiere, eine ungewöhnliche Tageszeit für das Zimmertheater: Um halb elf am Samstag finden sich rund 70 Zuschauer ein, um einer Buchvorstellung beizuwohnen: Der zwischen zwei Einbanddeckeln gefassten künstlerischen Retrospektive des Malers, Collagisten, Fotografen und Dichters Gunther Klosinski. „Wenn Worte malen und Bilder sprechen“, so der Titel seines neuen Werks, beschreibt die enge Beziehung unterschiedlicher Formen im Schaffen des Künstlers.

Denn er ist, frei nach Jean Pauls Bonmot über Herder, nicht nur ein Stern am Himmel der Kunst, sondern gleich ein ganzes Bündel davon. Hervorgetan hat sich Klosinski nämlich nicht nur in den genannten Disziplinen, sondern auch als Musiker, Komponist und vor allem als Wissenschaftler: Der Arzt und Therapeut ist noch heute, kurz vor seinem 75. Geburtstag, einer der am meisten gefragten Jugendpsychiatrischen Gutachter Deutschlands.

Je länger man jünger war

Wie passt das zusammen? Naturwissenschaftler mit strenger Empirie auf der einen Seite, Sprachkünstler, Bildermaler, Collagist auf der anderen Seite. Klosinski lächelt – er kennt die Frage. Beides hängt für ihn eng zusammen: „Meine Berufung als Arzt und mein Interesse als Künstler bedingen einander“, stellt er in seiner Ansprache zur Buchvorstellung fest. Denn letztlich drehen sich seine Sujets stets um den Menschen und seine tiefsten Fragen – wie auch um die des Alterns. Die bringt Klosinski – ob im Bild oder mit der Sprache
auf den Punkt. So heißt es in einem der Aphorismen unter dem Titel Tröstliche Altersweisheit: „Je länger man / jünger war / Desto kürzer muss man / noch älter werden.“

In Bilder, Fotoüberblendungen, Collagen einerseits und Gedichten und Aphorismen andererseits beschreibt Klosinski Liebe und Tod, Hass und Eifersucht, Verlorenheit und Angst, Glauben und Hoffnung als Kernthemen menschlichen Daseins. So beginnt seine Karriere als Dichter, wie er bekennt, mit einem schmerzlichen Liebesverlust. Und sein künstlerischer Weg in der Technik der Fotoüberblendung mit dem Verlust seiner alten Kamera, die er nicht mehr benutzen kann: Ihre Batterien werden nicht mehr gebaut. So muss er auf neues Gerät umsteigen, das ihm aber im Gegenzug neue Möglichkeiten der Bildbearbeitung ermöglicht.

Viel Applaus für den Künstler, Buch und Ausstellungseröffnung auch vom Ersten Vorsitzenden des Künstlerbundes Ralf Ehmann und in der Laudatio der Kulturbürgermeisterin Daniela Harsch. Beide heben die Bedeutung von Klosinskis künstlerischem Lebenswerk hervor. Danach reges Treiben und Gespräch in der überfüllten Galerie bis in den Nachmittag.

Gunther Klosinski. Archivbild: Klaus Franke

Gunther Klosinski. Archivbild: Klaus Franke

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Erstellt:
29.01.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 29.01.2020, 01:00 Uhr

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