Tübingen

Heidrun Wendlandt liest das TAGBLATT seit 50 Jahren

Ein Frühstück ohne TAGBLATT kann sich Heidrun Wendlandt nur schwer vorstellen. Sie liest es seit 50 Jahren von vorne bis hinten.

04.02.2023

Von Christine Laudenbach

Am Küchentisch unterm Fenster beginnt Heidrun Wendlandt ihren Tag mit dem TAGBLATT. Bild: Ulrich Metz

Am Küchentisch unterm Fenster beginnt Heidrun Wendlandt ihren Tag mit dem TAGBLATT. Bild: Ulrich Metz

Ein Besuch bei Heidrun Wendlandt geht nicht husch husch. Einmal am hellen Küchentisch Platz genommen, werden große Bögen geschlagen. Dank der täglichen Zeitungslektüre ist Wendlandt bestens informiert. Sie kennt die Tübinger Baustellen und ärgert sich darüber, dass offenbar alles immer gleichzeitig gemacht werden muss. Mehr Augenmaß sei angebracht, findet sie –  oder anders gesagt: „Besser alles ein bissle einteilen, wie’s Geld.“ Was in der Stadt passiert, erfährt sie seit 50 Jahren aus dem TAGBLATT. „Ich les’ alles!“, sagt Wendlandt geradeheraus, von vorne bis hinten. Auch den Sport. Der steht bei ihr wegen des Fußballs hoch im Kurs („mein Verein ist der SC Freiburg“). Seit die Wendlandts 1973 nach Tübingen zogen, gehört „das TAGBLATT einfach zum Alltag“.

Bei Heidrun Wendlandt beginnt der morgens um acht. Wenn der Kaffee durch ist, geht’s an den Küchentisch. Gegen zehn ist die 75-Jährige dann ziemlich durch mit dem Zeitungsstoff. An den Leserbriefseiten bleibt sie in der Regel besonders gerne hängen. Fünf Mal hat sie auch selbst einen geschrieben –  und alle mit Datum archiviert. Aber: „Ich bin immer auf der lobenden Seite!“ Kritik zu äußern, sei absolut in Ordnung, findet sie Auch seinem Ärger könne man mal Luft machen, aber man muss sachlich bleiben.

Bei der Frage, worüber sie sich in dem halben Jahrhundert im TAGBLATT geärgert hat, muss Wendlandt lange überlegen. Ihr fällt nichts ein. Oder vielleicht doch: „Das Abo ist nicht billig“, sagt sie, „aber was ist heute schon billig?“ Heidrun Wendlandt schätzt die Zeitung immer noch, auch um sich durch sie „geistig fit zu halten“. Und die Grußanzeigen, mit den „wunderbaren Sprüchen“ ganz hinten im Blatt, sind unverzichtbar. Woher sonst könnte sie erfahren: Wer ist gestorben? Wer wurde geboren? Und wer hat geheiratet?

Als Heidrun Wendlandt noch an der Uniklinik arbeitete, blieb morgens keine Zeit für Zeitung. „Im Hurra lesen?“ Das wäre nichts gewesen. Dann lieber abends, wenn die Kinder im Bett waren. In die Reha ließ sie sich das Blatt nachschicken – um auf dem Stand zu bleiben. Beim nächsten Mal durfte die Nachbarin das TAGBLATT aus dem Kasten holen und lesen. Wieder zuhause arbeitete Wendlandt dann die Ausgaben durch. „Ich habe ja Zeit …“, sagt sie.

Seit sie im Ruhestand ist, kann sie das genießen. Kann, wenn Berichte, Leserbriefe und Anzeigen durch sind, auf Flohmärkte gehen und nach Puppenstuben-Möbeln stöbern. Die Figuren in Wendlandts kleinen Wohnstuben leben in den 50er- und 60er-Jahren. In der Mitte steht der Nierentisch, in der Ecke ein Weihnachtsbaum.

Aber zurück an den Küchentisch – und zum TAGBLATT, dem Anlass des Besuchs. Von ihrem Heimatort hat Heidrun Wendlandt noch gar nicht erzählt. Sie ist in Hirrlingen aufgewachsen und immer noch sehr heimatverbunden, wie sie sagt. Nachrichten „aus meinem Hirrlingen“, liegen ihr am Herzen, schon um sich mit Bekannten darüber auszutauschen. Die Neuigkeiten aus der alten Heimat werden dann fotografiert und per Whatsapp verschickt. Das ganze Blatt als E-Paper zu lesen, wäre aber nichts für sie. Wendlandt blättert lieber durchs Gedruckte, besonders gerne auch ins zweite Bündel, zum Rottenburger-Teil. Wie’s zum Beispiel mit dem Schlachthof weitergeht, interessiere sie schon.

In Tübingen verfolgt sie momentan, wo das neue Hallenbad Platz findet. Wie man mit dem Bus trotz Europaplatz-Baustelle die Einkäufe nach Hause bekommt. Auch welche Namen unter TAGBLATT-Artikeln und -Bildern auftauchen, wird registriert. Manche davon begleiten Heidrun Wendlandt seit Jahrzehnten. Auch wenn aus ihren Tübinger Anfängen keiner mehr darunter ist. Das Abo hatten die Wendtlandts noch im ersten Jahr ihres Einzugs abgeschlossen. Als ihr Mann vor Jahren dann auszog, behielt sie beides: Wohnung und Abo, beides „bis heute!“

Sie möchten auch ein Abo abschließen? Hier gibt es alle Abo-Modelle.

Zum Artikel

Erstellt:
04.02.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 56sec
zuletzt aktualisiert: 04.02.2023, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Prost Mahlzeit
Sie interessieren sich für gutes und gesundes Essen und Trinken in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald? Sie wollen immer über regionale Gastronomie und lokale Produzenten informiert sein? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Prost Mahlzeit!