WM-Skandal

Kaiser und Co. im Visier der Fifa

Unlautere Zahlungen und Verträge? Die Ethikkommission des Weltverbands hat Ermittlungen gegen die WM-Macher um Beckenbauer eingeleitet

23.03.2016

Von DPA

Franz Beckenbauer war der Chef des Bewerbungs- und des Organisationskomitees der WM 2006. Foto: dpa

Franz Beckenbauer war der Chef des Bewerbungs- und des Organisationskomitees der WM 2006. Foto: dpa

Zürich/Frankfurt. In der Affäre um die Vergabe der WM 2006 hat die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes Fifa offiziell Ermittlungen gegen die deutschen WM-Macher um Franz Beckenbauer eingeleitet. Das Verfahren richte sich zudem gegen Wolfgang Niersbach, Helmut Sandrock, Horst R. Schmidt, Theo Zwanziger und Stefan Hans, teilte die Fifa mit.

Während es bei Niersbach und Sandrock laut Mitteilung der Ethikkommission um die Verletzung bestimmter Verhaltensregeln geht, wird gegen Beckenbauer, Schmidt, Zwanziger und Hans wegen möglicher Schmiergeld- und Korruptionsvergehen ermittelt. Die Kommission werde in ihrem Fall "mögliche unlautere Zahlungen und Verträge untersuchen", die der deutschen Bewerbung einen Vorteil bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 verschafft haben könnten.

Trotzdem könnten die Ermittlungen vor allem für Niersbach Konsequenzen haben. Der 65-Jährige trat im Zuge des WM-Skandals zwar als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zurück, sitzt aber noch immer im Exekutivkomitee der Fifa und der Europäischen Fußball-Union Uefa. Alle sechs Funktionäre gehörten zum Organisationskomitee der WM oder waren bei der Ausrichtung des Turniers für die Bereiche Finanzen und Organisation zuständig. Grundlage der Fifa-Ermittlungen ist der Untersuchungsbericht der Wirtschaftskanzlei Freshfields, die vom DFB mit der Aufklärung der Affäre beauftragt worden war. Nach der Prüfung dieses Berichts sieht der selbst von zahlreichen Skandalen geplagte Weltverband genügend Anhaltspunkte, um die Vergabe der WM 2006 zu untersuchen.

In ihrem mehr als 300-seitigen Report hatten die Freshfields-Ermittler Anfang März veröffentlicht, dass es zwar Stand jetzt keine Beweise für einen Stimmenkauf vor der Vergabe der WM im Jahr 2000 gebe. Man könne diesen Verdacht gegen die deutschen WM-Bewerber aber auch nicht entkräften.

Die gesamte Affäre und auch der Freshfields-Report sind durchsetzt mit fragwürdigen Vorkommnissen und Geldflüssen. Im Zentrum stehen nach wie vor zwei Zahlungen über 6,7 Millionen Euro. Fraglich ist nach wie vor, welchen Zweck diese dunklen Geldtransfers hatten.

EM-Tickets: Kartellamt leitet Verfahren ein

Stress mit der Behörde Der Deutsche Fußball-Bund hat wegen der umstrittenen Vergabepraxis der Tickets für EM-Spiele der Nationalmannschaft Ärger mit dem Bundeskartellamt. Die Behörde bestätigte Medienberichte, wonach sie ein Verfahren gegen den DFB eingeleitet habe. Der Verband habe den Ticketerwerb „an eine kostenpflichtige Mitgliedschaft im Fan-Club Nationalmannschaft gekoppelt“, hieß es zur Begründung. Der Kartenkauf sei „für Fußballfans ohnehin schwierig (...)“, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt. Der DFB aber erhöhe nicht nur den insgesamt zu zahlenden Preis, „sondern es fällt auch im Falle einer erfolglosen Ticketbeantragung die Mitgliedschaftsgebühr an. Eine derartige Kopplung könnte einen Ausbeutungsmissbrauch darstellen“.

Der DFB ließ in der zweiten und für Fans entscheidenden Verkaufsphase, die am 18. Januar endete, nur Mitglieder des „Fan Clubs Nationalmannschaft“ zu. Nicht-Mitglieder mussten zum Kartenpreis mindestens 40 weitere Euro bezahlen - 10 Euro als Anmeldegebühr plus 30 Euro Jahresbeitrag für 2016.

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Erstellt:
23.03.2016, 08:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 23sec
zuletzt aktualisiert: 23.03.2016, 08:30 Uhr

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