Tübingen · Konsum

Jonglierbälle und Sandelsachen sind der Renner

Die Nachrichten sind negativ, Bars und Fitnessstudios sind zu. Kein Wunder, dass Produkte, die Spaß und Ablenkung versprechen, derzeit gut laufen.

03.05.2020

Von Fabian Renz-Gabriel

Wo sind all die Schaufeln, Rechen und Siebe? Sandelsachen sind im Hornbach in Tübingen in diesen (Corona-)Zeiten rar. Beim traditionellen Engpass-Sortiment – Stichwort: Klopapier – entspannt sich die Lage dagegen. Bild: Fabian Renz-Gabriel

Wo sind all die Schaufeln, Rechen und Siebe? Sandelsachen sind im Hornbach in Tübingen in diesen (Corona-)Zeiten rar. Beim traditionellen Engpass-Sortiment – Stichwort: Klopapier – entspannt sich die Lage dagegen. Bild: Fabian Renz-Gabriel

Zuerst wurden in der Coronakrise Desinfektionsmittel und Masken aufgekauft. Dann hamsterten die Menschen Mehl, Nudeln und Klopapier. Mittlerweile hat sich der Fokus beim Konsum allerdings verschoben: Er richtet sich nun auf Genuss und Spaß, auf Ablenkung und Beschäftigung. Bundesweit ist etwa der Absatz von Alkohol gestiegen; es gibt Berichte von Baumärkten, in denen Trampoline ausverkauft sind; und die Nachfrage nach Puzzles ist ebenso gestiegen wie die nach Fitnessgeräten und Spielkonsolen.

Eine Umfrage unter Händlerinnen und Händlern der Stadt bestätigt diesen Trend für Tübingen. „Alkohol und Süßes“, das sind die Sachen, die gerade am besten liefen, sagt etwa Nadia Morlion vom Naturkostladen „Rote Rübe“ im Französischen Viertel. Und vor allem: besser als sonst. „Normalerweise geben die meisten Leute nicht 2,90 Euro für ein Stück Kuchen aus, aber jetzt gerade schon.“ Gleiches gelte für alkoholische Getränke: Bier würde „ohne Ende“ gekauft, sagt die Inhaberin des Biomarkts. Und ins Weinregal könne sie „einfach alles“ stellen, egal zu welchem Preis – es komme weg. Das heißt aber nicht unbedingt, dass die Menschen nun ungesünder leben als sonst. Sie treiben nämlich auch viel Sport. Dafür spricht zumindest, dass bei Intersport Räpple gerade „sehr, sehr viele Laufschuhe“ gekauft werden, wie Mitarbeiter Janne Jacobi berichtet. Hanteln und Kraftbänder gingen ebenfalls gut.

Die zahlreichen Fahrradläden der Stadt sind derzeit so ausgelastet, dass sie telefonisch kaum zu erreichen sind. „Aufgrund der hohen Nachfrage kann es vorkommen, dass unsere Telefonkapazitäten ausgeschöpft sind“, heißt es in der Ansage eines Anbieters. Meike Niepelt vom Fahrradladen am Haagtor sagt, es sei schon „sehr viel los gerade“. Allerdings müssten bei den Kunden auch einige Wochen wieder reingeholt werden, in denen die Geschäfte geschlossen waren. Sie habe das Gefühl, dass gerade mehr Menschen als sonst erwägen, ein neues Fahrrad zu kaufen. „Weil sie nicht wissen, wie sie ihren Sommerurlaub gestalten können – außer mit dem Fahrrad durch Deutschland zu fahren.“

Auch Gartenarbeit ist derzeit angesagt – und die hält ja ebenfalls fit. „Fast schon extrem“ sei es, wie viel Erde und Saatgut in den vergangenen Wochen in seinem Geschäft gekauft wurde, sagt etwa Jonas Meyer vom Kartoffelladen in der Metzgergasse. Viola Hauptmann von der Gärtnerei Andreas Sinner in der Weststadt bestätigt das: „Wir haben viel, viel Erde verkauft. Und Balkonpflanzen. Und Gartenpflanzen.“ Für April sei die Nachfrage überdurchschnittlich hoch, sagt die Gärtnerin. „Die Leute haben wohl viel Zeit und machen sich ihr Zuhause schön.“

Beschäftigt sein will in Zeiten von geschlossenen Kitas und Schulen auch der Nachwuchs. Bei ihm laufe „alles, was Kinder beschäftigt“, sagt Georg Holtfreter, der Inhaber des Spielzeugladens in der Froschgasse. Spiele, Puzzles, Frisbees und Boulekugeln zum Beispiel verkauften sich gut. Aber vor allem: Jonglierbälle. „Von denen hab ich sogar schon welche nachbestellen müssen.“ Da das Spielwarengeschäft Dauth in der Hafengasse Inventur macht, ist Holtfreters Laden derzeit der einzige in der Altstadt, der sich auf Spielzeug spezialisiert hat.

Dass Produkte, die Kinder bei Laune halten, aktuell gut gehen, zeigt sich auch in den Baumärkten. Bei toom in der Reutlinger Straße fällt der Mitarbeiterin auf die Frage nach begehrten Waren vor allem eines ein: „Sandkästen. Ob aus Plastik oder aus Holz – die werden viel gekauft.“ Und im Hornbach findet sich ein Regal, in dem eigentlich Sandelsachen liegen sollten: Schaufeln, Rechen, Siebe und Besen. Das Regal ist fast komplett leer.

Wo sind all die Schaufeln, Rechen und Siebe? Sandelsachen sind im Tübinger Baumarkt Hornbach derzeit rar. Bild: Fabian Renz-Gabriel

Wo sind all die Schaufeln, Rechen und Siebe? Sandelsachen sind im Tübinger Baumarkt Hornbach derzeit rar. Bild: Fabian Renz-Gabriel

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Erstellt:
03.05.2020, 19:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 03.05.2020, 19:30 Uhr

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