Tübingen

Wie es mit den Impfterminen nach dem Unwetter weitergehen soll

Weil die Paul-Horn-Arena einen Wasserschaden hat, wird ein neuer Impf-Ort gesucht. Abgesagt werden soll kein Termin. Lediglich verschoben.

24.06.2021

Von Lisa Maria Sporrer

Zuerst musste das Wasser aus der Halle abgesaugt werden, am Donnerstag wurde der Boden rausgerissen. Bild: Dennis Duddek

Zuerst musste das Wasser aus der Halle abgesaugt werden, am Donnerstag wurde der Boden rausgerissen. Bild: Dennis Duddek

Das Wasser kam durch die Eingänge im Untergeschoss, Richtung Westen. Erst türmte sich der Hagel wie ein Rammbock vor den Türen auf, dann drückte das Regenwasser so fest nach, staute sich auf etwa einen Meter hoch an, bis die Rettungstüren im Untergeschoss, die eigentlich nur nach außen aufgehen, aufplatzten und das Wasser ungehindert den Hallen-Boden fluten konnte. Schließlich stand es auf 1500 Quadratmetern Fläche fünf Zentimeter hoch.

Die Schilderungen von Landrat Joachim Walter machen die Wucht der Naturgewalt deutlich, die nun in den kommenden Wochen, wahrscheinlich zweieinhalb, zu einem immensen logistischen Aufwand führen dürften. Denn das Tübinger Impfzentrum in der Paul-Horn-Arena ist mit dem Wasserschaden außer Betrieb gesetzt. „Das Wasser hat sich unterirdisch Freiräume im Boden gesucht und so unter der ganzen Halle verteilt“, sagt Walter. Hallenboden-Totalschaden. Mit der Konsequenz: Boden muss raus, Trocknungsmaschinen rein und dann wird ein provisorischer Boden verlegt. „Wir wollen möglichst schnell wieder impfen, deshalb wird nicht gleich ein Sportboden verlegt“, sagt Walter.

In den kommenden zwei Wochen haben über 23000 Menschen einen Impftermin in Tübingen vereinbart, 22163 sollten ihre Zweitimpfung bekommen, 940 ihre Erstimpfung. Ausfallen soll keiner dieser Termine. Lediglich verschoben werden. Ob wirklich alle Erstimpftermine bestehen bleiben können, steht aber noch nicht fest. „Wir sind bemüht, das hinzukriegen“, sagt der Landrat. „Das wollen wir den Menschen nicht antun, die sind glücklich, dass sie jetzt einen Impftermin ergattert haben.“

Termine für Impfungen sollen eins zu eins bestehen bleiben

Zunächst wurde für diejenigen, die bereits einen Impftermin in Tübingen vereinbart hatten, über Ausweichorte gesprochen: Sie könnten verteilt werden auf naheliegende Impfzentren etwa in Reutlingen, Stuttgart, Zollernalbkreis. So könne man wenigstens ab kommender Woche die Termine einhalten. Den ganzen Tag lang sprachen Walter und die Verantwortlichen des Impfzentrums mit umliegenden Kreisen und dem Sozialministerium über Ausweichmöglichkeiten. Auch über Zelte auf dem Festplatz wurde nachgedacht. Aber bis die, samt bürokratischer Infrastruktur, stehen, wäre der neue Hallenboden fast schon fertig, so Walter.

So kam das Wasser in die Halle: Es drängte an zwei Eingängen solange gegen eine Tür, bis diese dem Druck nicht mehr standhielt. Bild: Impfzentrum

So kam das Wasser in die Halle: Es drängte an zwei Eingängen solange gegen eine Tür, bis diese dem Druck nicht mehr standhielt. Bild: Impfzentrum

Schließlich tat sich noch eine weitere Option auf. Beziehungsweise zwei. In zwei Städten, die nicht allzu weit weg sind, besteht wohl die Möglichkeit, vorhandene Infrastruktur zu nutzen, wie Klinikums-Chef Michael Bamberg dem TAGBLATT erzählte. In beiden Städten, die aber bisher noch nicht genannt werden sollen, weil noch nicht alles besprochen ist, gäbe es dann die Möglichkeit, zumindest die Termine für die Zweitimpfungen eins zu eins nach dort zu verlegen. „Wir würden dann die vorhandene und momentan nicht genutzte Infrastruktur übernehmen und morgens die Mitarbeiter mit einem Bus nach dort fahren“, so Bamberg.

Sollte alles zügig geklärt werden können, könnte sogar dieses Wochenende dort das Impfen beginnen. Alle, die in den kommenden Tagen einen Impftermin in Tübingen gehabt hätten, werden aber benachrichtigt oder sind schon informiert worden, wie es für sie weitergehen wird. Auch für die Impflinge, die erst vor wenigen Tagen einen Termin am Freitag und Samstag für den Vektor--Impfstoff Janssen (Johnson und Johnson) ergattern konnten, soll es Ersatztermine geben.

Und noch zwei weitere Ersatzmöglichkeiten organisierte der Klinikumschef, der die medizinische Leitung des Impfzentrums inne hat, am Tag nach dem Unwetter. In Tübingen wird es zwei weitere Orte geben, an denen ausgemachte Impftermine hinverschoben werden könnten: Uni-Angehörige und Studierende können sich ab Samstag im Archäologischen Institut in der Wilhelmstraße impfen lassen. Ausgelegt wird es für 280 Impfungen am Tag sein. Sollte es aber weitere Kapazitäten dort geben, könnten auch einige der vorerst abgesagten Termine aus dem Impfzentrum dort nachgeholt werden.

Außerdem soll es ab Anfang kommender Woche vor der Frauenklinik ebenfalls die Möglichkeit geben, vereinbarte Erstimpfungen nachzuholen. Dort können in einem Zelt dann rund 70 Impfungen pro Tag durchgeführt werden.

Wann gibt es wieder Sport in der Paul-Horn-Arena?

Offiziell betrieben werden soll das Impfzentrum bis zum 15. August. Angedacht ist aber bereits, dass es mindestens bis Ende September laufen wird. Beim Bundesgesundheitsministerium spricht man allerdings schon davon, die Impfzentren bis Ende Dezember laufen zu lassen. „Ich sag mal, wir sind nicht am 15. August draußen“, sagte Landrat Joachim Walter. Bevor dann wieder Schulsport und Basketball in der Halle betrieben werden können, muss ein neuer Sportboden verlegt werden. Klinik-Chef Michael Bamberg, der auch Vorstandsvorsitzender der Tigers Tübingen ist, denkt allerdings schon laut darüber nach, ob nicht Zelte auf dem Festplatz im Oktober die Halle freigeben könnten für Heimspiele und Schulsport.

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Erstellt:
24.06.2021, 19:52 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 16sec
zuletzt aktualisiert: 24.06.2021, 19:52 Uhr

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