„Er fehlt an allen Ecken und Enden“

Interview mit Schauspieler Christian Tramitz

Christian Tramitz spricht über „Hubert und Staller“ ohne Helmfried von Lüttichau, die Grenzen schwarzen Humors und warum er für viele Fans immer noch „Der Ranger“ ist.

08.01.2019

Von Cornelia Wystrichowski

Allein auf Gaunerjagd: Christian Tramitz in „Hubert ohne Staller“. Foto: © ARD/TMG/Chris Hirschhäuser

Allein auf Gaunerjagd: Christian Tramitz in „Hubert ohne Staller“. Foto: © ARD/TMG/Chris Hirschhäuser

Jahrelang ermittelten Christian Tramitz und Helmfried von Lüttichau in der Krimiserie „Hubert und Staller“ als Dorfpolizisten in der bayerischen Provinz. Weil von Lüttichau seine Rolle jetzt an den Nagel gehängt hat, geht Tramitz alias Kriminalkommissar Franz Hubert künftig ohne ihn auf Gaunerjagd. Die neue Staffel der Schmunzelkrimis startet morgen im Ersten unter dem geänderten Serientitel „Hubert ohne Staller“.

Herr Tramitz, Ihr langjähriger Kollege Helmfried von Lüttichau ist aus „Hubert und Staller“ ausgestiegen, die Serie geht künftig ohne ihn weiter. Wie finden Sie das?

Christian Tramitz: Wer weiß, ob es ein Abschied für immer ist. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er wie einst Bobby Ewing in „Dallas“ irgendwann wieder auftaucht – in diesem Fall nicht unter der Dusche, sondern auf dem Polizeirevier (lacht). Staller ist bei seinem letzten Auftritt ja nicht den Heldentod gestorben, sondern nur nach Italien zu seiner neuen Flamme gereist. Die Macher der Serie haben sich also ein Hintertürchen offengelassen, und das finde ich gut.

Ihr Kollege soll gesagt haben, dass Serien „Käfighaltung für Schauspieler“ seien. Hat er Recht?

Ich würde es eher als Haltung im Freigehege sehen. Man kann ja nebenher noch was anderes machen. Außerdem hat man bei so einer anarchischen Serie wie der unseren unendlich viele Spielmöglichkeiten. Wenn man natürlich den Eindruck hat, dass beim Drehen Langeweile aufkommt, dann sollte man aufhören. Wie das beim Helmfried genau war, weiß ich nicht, aber ich respektiere seine Entscheidung.

Sie beide sind auch privat befreundet. Schadet die Trennung Ihrer Freundschaft?

Nein, das ist eine Lebensfreundschaft. Wir kennen uns seit über 40 Jahren, wir gingen ja in dieselbe Schule, wir telefonieren regelmäßig, und das wird auch nicht abreißen.

War der letzte gemeinsame Drehtag sehr melancholisch?

Es war sehr traurig! Als Helmfried in der letzten Szene weggeht?– wie ich hoffe, nicht für immer?– standen wir alle heulend da. Er hat einfach dazugehört, sein Weggang reißt ein Loch in die ganze Sache. Er fehlt an allen Ecken und Enden, vor allem mir, denn ich hatte die meisten Szenen mit ihm.

Haben Sie auch überlegt, aus der Serie, in deren neuen Folgen sich das Personalkarussell kräftig dreht, auszusteigen?

Ich habe keine Sekunde daran gedacht aufzuhören, weil es mir nach wie vor Spaß macht. Der Wechsel ist auch eine Chance. Wir haben nicht mehr immer und ewig nur Hubert und Staller, sondern andere Konstellationen; es kann ja gut sein, dass sich dieses Couple irgendwann totgelaufen hätte. Und dadurch, dass wir mehr Frauen im Team haben, entsteht eine andere Erzählstruktur, eine andere Komik.

Schauspielerin Katharina Müller-Elmau stößt neu zur Serie. Sie spielt die neue Revierleiterin, nachdem der bisherige Chef Girwidz degradiert wurde. Wie kommt Hubert damit klar, dass künftig eine Frau seine Vorgesetzte ist?

Einerseits findet er sie natürlich attraktiv, sie ist ja eine tolle Frau. Andererseits mag er es nicht, wenn er von ihr gemaßregelt wird. Aber er steht rangmäßig unter ihr und zähneknirschend muss er ihren Befehlen Folge leisten. Eine tolle redaktionelle Idee fand ich es, Girwidz zu degradieren und mit Hubert zusammenzuspannen – also genau die beiden Menschen, die sich am wenigsten leiden können.

Können sich die Fans darauf verlassen, dass der schräge Humor der Serie erhalten bleibt?

Auf jeden Fall. Wenn man mich fragt, hätte ich es gerne noch wesentlich anarchischer, noch schwärzer. Aber man muss auch an die Breite der Zuschauer denken. Uns sehen Leute von fünf bis 95 zu, also auch viele Kinder. Wenn man dann nur noch skurrilen, abgehobenen schwarzen Humor bieten würde, würden auch einige Leute aussteigen. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass wir auf jeden Fall die anarchistischste Serie am Vorabend sind, Gott sei Dank.

Trotz schräger Morde und Scherze ist die Serie in einer heilen, bayerischen Welt angesiedelt, in der die Uhren noch langsamer ticken?

Mir gefällt das total, ich bin selber ein wahnsinniger Landmensch, schon immer gewesen. Die Welt von „Hubert und Staller“ ist im Grunde genommen natürlich ein Märchen, aber daran dürfen wir auch nichts ändern, die Leute wollen das so.

Auf welche Ihrer berühmten Rollen werden Sie häufiger angesprochen – Serienpolizist Hubert oder Käpt'n Kork aus dem Kultfilm „(T)Raumschiff Surprise“?

Keins von beiden. Nach wie vor kommen die Leute auf der Straße und sagen: „Der Ranger“, nach meiner Figur in „Der Schuh des Manitu“. Das ist schon ewig her, aber der Film hat sich in den Köpfen eingebrannt. Danach kommen Käpt'n Kork und Hubert. Helmfried und ich waren mal zusammen im Skiurlaub, und es war gespenstisch für die Leute, als da plötzlich Hubert und Staller im Ski-Outfit im Lift saßen.

Wie reagieren Polizisten auf die Serie „Hubert und Staller“?

Unglaublich positiv. Neulich kam mir ein Polizeiwagen entgegen, hat dann gewendet und ist mir hinterhergefahren. Ich dachte natürlich: „Oje, was hab ich falsch gemacht?“ Aber die wollten sich nur mit mir fotografieren lassen. Polizisten mögen die Serie wahnsinnig, die finden das klasse.

Info „Hubert ohne Staller“, mittwochs, ARD, 18.50 Uhr

Bekannt geworden durch die „Bullyparade“

Christian Tramitz kam 1955 als Sohn eines Filmproduzenten in München zur Welt. Der 63-Jährige ist verheiratet und lebt am Starnberger See.

Zunächst hat Tramitz Kunstgeschichte studiert, aber schon früh für Radio und TV gearbeitet. Er wurde mit der Sketchsendung „Bullyparade“ bekannt. Seine Rolle als schräger Westernheld „Der Ranger“ in Bullys 2001 gedrehtem Kassenschlager „Der Schuh des Manitu“ machte ihn berühmt. Seitdem ist er regelmäßig in Kino- und Fernsehfilmen zu sehen. ?ski

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Erstellt:
08.01.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 49sec
zuletzt aktualisiert: 08.01.2019, 06:00 Uhr

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