Geld

Droht eine Finanzkrise? Kreissparkasse Tübingen bleibt gelassen

Tübingens Sparkassen-Chef Hans Lamparter zeigt sich mit Blick auf die Banken-Turbulenzen optimistisch. Er prognostiziert sogar Wachstum.

17.03.2023

Von Eike Freese

Die Kreissparkasse Tübingen (unten) aus der Vogelperspektive. Dahinter das Behördenviertel mit dem Landratsamt. Bild: Ulrich Metz

Die Kreissparkasse Tübingen (unten) aus der Vogelperspektive. Dahinter das Behördenviertel mit dem Landratsamt. Bild: Ulrich Metz

Banker weltweit haben in dieser Woche gespannt die Nachrichten aus der globalen Finanzwelt verfolgt: Bankenpleite in Kalifornien, Bankenrettung in der Schweiz, Börsenbibbern in aller Welt. In Tübingen zeigt sich Kreissparkassen-Chef Hans Lamparter angesichts der sich überschlagenden Meldungen gelassen: „Die Nachrichten werden in meinen Augen etwas zu sensationell verkauft, das ist vielleicht schon ein Teil des Problems“, sagt der Vorstandsvorsitzende: „Wir hier haben meiner Ansicht nach nichts zu befürchten.“

Zur Erinnerung: Sowohl die US-amerikanische Silicon Valley Bank als auch die internationale Credit Suisse kamen jüngst in so schwieriges Fahrwasser, dass auch manche Fachleute eine Finanzkrise nahen sahen. Die Börsen reagierten teils unruhig. „Es gibt aber gewaltige Unterschiede zu den Jahren 2008/2009“, so Lamparter: „Diesmal sind über Nacht Regierungen und Notenbanken in der Lage, effektiv zu helfen. Das Finanzsystem ist viel stabiler. Vor allem bei uns in Deutschland – und wir als Kreissparkasse sowieso.“

Lamparter ist großer Freund sicherer Liquidität bei sich und seinen Kollegen. „Wir sind im Gegensatz zu den USA deutlich regulierter und das ist auch gut so“, sagt er, „wenngleich es kleinere Geldhäuser ziemlich belasten kann. Die jetzige Situation zeigt aber, dass es sich lohnt, auf das hohe Gut der Liquidität zu achten.“ Die Kreissparkasse sei 169 Jahre alt – „und wir haben vor, nochmal so viele Jahre draufzulegen. Mindestens.“

Trotz des aktuellen Wirbels kurzfristiger und langfristiger Krisen zeigt sich Lamparter optimistisch für die Gesamtwirtschaft: „Beim Dax und Eurostoxx bin ich zuversichtlich, dass wir am Jahresende höher stehen. Gerade unsere Unternehmen sind in der Lage, zu reüssieren.“ Die Zinsen werden sehr sicher eher steigen als sinken, die größten Schreckensszenarien werden ausbleiben, wagt Lamparter einen Blick in die Glaskugel: „Ich glaube, wir dürfen trotz vieler Schwierigkeit hoffen. Für die Kreissparkasse sowieso: Wir sind nicht von einem Geschäft abhängig. Wir sind krisenresistent.“

Am Freitag legte das Geldinstitut vorläufige Zahlen fürs Jahr 2022 vor. „Ich habe noch nie ein so turbulentes Jahr erlebt, in meiner ganzen Karriere“, blickt der Banker zurück. „Es fing mit großer Vorfreude auf die Nach-Corona-Zeit an. Dann kam der Überfall auf die Ukraine. Und dann ging es auf und ab.“ Die Tübinger blieben in 2022 allerdings ziemlich stabil: Die Bilanzsumme stieg um 3 Prozent auf jetzt 6,5 Milliarden Euro, das Kreditgeschäft steht bei einem Rekord von 4,7 Milliarden Euro. 4,6 Milliarden Euro legten Kunden ihrerseits bei der Sparkasse ein. Firmen nahmen Kredite von beachtlichen 2,5 Milliarden Euro auf. Das Wertpapiergeschäft lag 18 Prozent unterm Vorjahr, unter anderem aufgrund von Zinserhöhungen und Unsicherheiten durch den Krieg. Bausparverträge liegen indes wieder im Trend: plus 40 Prozent.

Letztlich zeigte sich die Wirtschaft der Region im Jahr 2022 trotz Pandemie-Nachwehen, Krieg, Inflation, und Fachkräftekrise ziemlich zäh. „Man hat gerade bei uns gemerkt, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt“, findet Hans Lamparter: „Nehmen Sie die Energie- und Klimakrise: Viele Unternehmen haben den Ball aufgenommen und gesehen, dass es in dieselbe Richtung zielt: ‚Verbrauche weniger Energie und habe weniger Ausstoß!“

Für Branchen wie den Einzelhandel sei das Jahr der Preissteigerungen indes durchaus heftig gewesen. Doch von vielen taumelnden Betrieben oder gar einer Insolvenzwelle könne in der Region keine Rede sein, so der Vorstandschef: „Bei uns haben sich viele als klassisch schwäbischer Mittelstand gezeigt“, so Lamparter. „Und der sagt: ‚Weiter geht’s!‘“

Online steigt weiter / Filialnetz soll stabil bleiben

77 000 Online-Kunden hat die Kreissparkasse mittlerweile – bei einer Gesamtzahl von aktuell 130 000 Girokonten. 1250 Konten davon sind 2022 allein für Geflüchtete aus der Ukraine ausgegeben worden: Die Kreissparkasse war der Hauptanbieter. „Eine sinnvolle, aber auch fordernde Arbeit, für die wir allein vier Mitarbeitende in Vollzeit beschäftigt hatte“,sagt Annika Bummer, Leiterin Kundenservice. Fürs Filialnetz von aktuell 36 Standorten gebe es aktuell keine Abbau-Pläne, so Michael Kreh vom KSK-Vorstand: „Wir haben unsere Filialen gerade aufwändig auf den neuesten Stand gebracht. Der Service wird zwar digitaler, aber persönliche Beratung wird auch immer wichtiger.“

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Erstellt:
17.03.2023, 17:30 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 03sec
zuletzt aktualisiert: 17.03.2023, 17:30 Uhr

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