In Richtung Realität
Kommentar zur neuen Stromverbrauchsprognose
Es war überfällig: Endlich hat das Wirtschaftsministerium eingesehen, dass die Stromprognosen, mit denen es bisher gearbeitet hat, nicht mehr realistisch sind.
Bisher glich Minister Peter Altmaier (CDU) einem Hausbesitzer, der sich eine Wärmepumpe einbaut, ein E-Auto in die Garage stellt und im Garten in die Wasserstoffproduktion einsteigen will, während er gleichzeitig seiner Frau versichert, der Stromverbrauch würde nicht sonderlich steigen, man habe jetzt ja energieeffiziente LED-Lampen im Haus. Man muss kein Energieexperte sein für den berechtigten Verdacht, dass diese Rechnung wohl nicht aufgehen wird.
Der jetzt prognostizierte Bedarf ist zwar noch immer niedriger als von anderen Experten berechnet, er macht jedoch deutlich, wohin die Reise geht: in ein Land mit noch mehr und größeren Windrädern, mehr Solaranlagen und weiteren Riesen-Stromtrassen. Widerstand von Anwohnern und Naturschützern ist hier vorprogrammiert. Gelingt der Ausbau nicht, könnte das Szenario folgendes sein: Die Energiekonzerne wollen ihre Kohlekraftwerke stilllegen, weil die sich aufgrund steigender CO2-Preise nicht mehr rentieren, in diese Richtung werden die Vorschläge der EU-Kommission diesen Mittwoch gehen. Sie dürfen aber nicht, weil dann der Strom knapp würde. Die Stromversorgung ist somit sicher, die Klimaziele sind es nicht.
Insofern kann man gespannt sein, wie sich eine nächste Regierung hier aufstellen wird. Vor allem, wenn der Ökostrom-Ausbau zwischen einer Union mit einer Bundestagsfraktion voller Windkraftskeptiker und Grünen, deren Anhänger Windräder gerne aus Vogelschutzgründen bekämpfen, ausgehandelt werden müsste.