Corona

Impfquoten schwanken stark

Das Land meldet 6,9 Millionen Schutzimpfungen. Die Quoten sind regional aber sehr unterschiedlich. „Nachzügler“ sollen nun unterstützt werden.

07.06.2021

Von ALFRED WIEDEMANN

Nicht nur Querdenker gehen auf die Straße: Gegendemonstrant mit klarer Meinung zum Thema. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Nicht nur Querdenker gehen auf die Straße: Gegendemonstrant mit klarer Meinung zum Thema. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Stuttgart. Emmendingen, Freiburg und Baden-Baden sind die Impf-Meister in Baden-Württemberg: Etwa die Hälfte der Bevölkerung hat in den drei Kreisen schon die Erstimpfung bekommen. In Freiburg und Baden-Baden haben sogar knapp 24 Prozent schon vollständigen Impfschutz, in Tübingen sind es 22,6 Prozent, in Ulm 19,9 Prozent, in Schwäbisch Hall 17,1 und in Göppingen 17,0 Prozent.

Bei den Erstimpfungen kommen Tübingen, Karlsruhe-Land und der Rhein-Neckar-Kreis auf starke 45 Prozent, Ulm auf 42,8 und der Alb-Donau-Kreis auf 43,2 Prozent. Gezählt wurde dabei bis Ende Mai.

Anderswo im Land ist erst ein starkes Drittel mit mindestens einer Erstimpfung geschützt vor einem heftigen Krankheitsverlauf. Die Kreise Freudenstadt und Sigmaringen melden zum Beispiel rund 37 Prozent Erstimpfungen, Stuttgart 38,5 Prozent, der Zollernalbkreis 38 Prozent. Schlusslicht ist der Stadtkreis Pforzheim mit einer Quote von 31,5 Prozent bei der Erstimpfung und rund 12 Prozent bei Zweitimpfungen.

Rätselraten über die Ursachen

Große Spannen also, bei Erstimpfungen und Zweitmpfungen. Insgesamt konnte Baden-Württemberg aber bis zum vergangenen Freitag mehr als 6,9 Millionen Schutzimpfungen melden.

Erstmals hatte das Sozialministerium Anfang Mai regionale Impfquoten veröffentlicht – damals noch ohne die Impfungen durch niedergelassene Ärzte. Jetzt sind die ebenfalls dabei. Jede Woche, voraussichtlich jeden Montag, wird die Liste aktualisiert und auf der Website des Ministeriums veröffentlicht.

Das Veröffentlichen der Impfquoten-Zahlen sorge für Transparenz, sagt das Sozialministerium. „Sie zeigen auch, wo wir Menschen noch besser erreichen müssen“, so Uwe Lahl, Amtschef des Ministeriums, in einer Mitteilung.

Die Gründe für die regionalen Unterschiede sind schwer festzumachen. Gezählt werden alle Impfungen in Impfzentren und durch mobile Teams, außerdem alle Impfungen durch niedergelassene Ärzte im Südwesten. Dabei werden die Postleitzahlen der Geimpften ausgewertet. Bei Impfungen der Hausärzte wird aber nur die Postleitzahl der Praxis gemeldet, um nicht noch mehr Papierkram zu produzieren.

Das bringt aber Unschärfen, weil es in den Städten mehr Praxen gibt als auf dem Land und viele Menschen aus dem Umland in der Stadt zum Arzt gehen – und zum Impfen.

Die Quoten seien deshalb nur eine „gewisse Orientierung“, erlaubten aber keine umfassenden Aussagen, sagt Amtschef Lahl. Wobei die fehlenden Postleitzahlen von einem Teil der Geimpften die regionalen Unterschiede nicht vollends erklären. Bevölkerungszahl, Impfstoffmengen oder die Entfernung zum nächsten Impfzentrum – all diese Indikatoren taugten auch nicht recht zum Erklären der Unterschiede. Das Durchschnittsalter macht ebenfalls nicht den Unterschied, obwohl es von Kreis zu Kreis deutlich variiert und zuerst nur die Ältesten impfberechtigt waren.

Baden-Baden mit dem höchsten Altersschnitt im Land (47,2 Jahre) gehört so zwar zur Spitzengruppe bei den Impfquoten. Heidelberg und Freiburg schaffen aber fast genauso hohe Impfquoten – und haben gleichzeitig die jüngste Bevölkerung landesweit im Kreisvergleich mit einem Schnitt von etwas über 40 Jahren.

„Die Impfzentren arbeiten überall gut und effektiv, werden aber in Kreisen mit niedrigen Impfquoten offenbar verstärkt von Menschen aus den Nachbarkreisen genutzt“, sagt Lahl. Das Land will jetzt mit Hilfe der Quoten-Zahlen die Impfstoff-Lieferungen in die Impfzentren nachjustieren und so noch „größere Unwuchten“ bei den regionalen Impfquoten möglichst verhindern. Vor allem brauche es aber mehr Impfstoff vom Bund, sagt Lahl.

Eines belegt die Auswertung: Stadt- und Landkreise mit größeren Bevölkerungsgruppen, die im Schnitt ärmer sind und beengter wohnen, haben oft niedrigere Impfquoten, so das Ministerium. Um das zu ändern, gibt es seit einigen Wochen gemeinsam mit den Kommunen Vor-Ort-Aktionen in sozioökonomisch benachteiligten Stadtteilen.

Dabei hat Mannheim mit seinen Pop-up-Impfzentren schon gute Erfahrungen gemacht, Jetzt fährt auch ein Impfbus in die Stadtquartiere. „In Waldhof-Ost ist die Aktion an Fronleichnam sehr erfolgreich gestartet“, sagte ein Sprecher der Stadt. Das mobile Impfangebot in Stadtteilen mit hohen Inzidenzen und gleichzeitig niedrigen Impfquoten werde sehr gut angenommen. „Die Quartiersimpfungen auf der Hochstätt und in der Neckarstadt-West haben dazu geführt, dass die Impfquoten dem Niveau der Gesamtstadt angepasst werden konnten.“

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Erstellt:
07.06.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 07.06.2021, 06:00 Uhr

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