Tübingen
LTT-Intendant Weckherlin fordert Impfpflicht für Theaterbesucher
LTT-Chef Thorsten Weckherlin schlägt einen Weg vor, um zur Normalität zurückzukehren. Und die kommende Spielzeit wurde jetzt vorgestellt.
Weckherlin weiter: „Je mehr Menschen geimpft sind, desto schneller können alle wieder in ein Leben ohne Masken, Abstand und Reisebeschränkungen zurück. Händler können ihre Läden wieder normal öffnen, Künstler wieder auftreten – und gewinnen so ihre Existenzgrundlage zurück.“ Sich impfen zu lassen sei ein „solidarischer Akt“.
Außerdem wurde neulich der Spielplan für die kommenden LTT-Saison 2021/22 öffentlich präsentiert. Die Überschrift zu dieser Spielzeit könnte „Neuanfang“ lauten: Man wolle, hieß es, ihn „näher an die unmittelbare Gegenwart heran“ führen.
Im einzelnen ist (wie bereits berichtet) geplant:
„Die Stadt der Blinden“ nach dem Roman des Literaturnobelpreisträgers José Saramago stellt vor dem Hintergrund einer Epidemie in „eindringlichen Bildern Überlegungen über gesellschaftliche und ethische Verpflichtungen“ an – so der neue Oberspielleiter Dominik Günther, der hier auch Regie führt. Passt bestens.
Mit Georg Büchners „Woyzeck“, ab 2023 auch Gegenstand des Abiturs in Baden-Württemberg, steht zudem ein Klassiker der Theaterliteratur im Zentrum der Spielzeit. Regie führt Christiane Pohle.
Roh und ungeschönt fragt Heiner Müllers „Quartett“ nach dem Teufelskreis von Missbrauch und Gewalt. Besonders spannend: Inszenieren wird Brigitte Maria Mayer, die von 1992 bis zu dessen Tod im Jahr 1995 mit Müller verheiratet war.
Als Gegenpol durchleuchtet Oscar Wildes „Bunbury oder Ernst sein ist wichtig“ bürgerliche Doppelmoral und Beziehungsmodelle. Regie: Malte C. Lachmann.
Was Liebe in einer auf Nützlichkeit ausgerichteten Gesellschaft bedeuten kann, verhandelt Ingeborg Bachmann in „Der gute Gott von Manhattan“.
Im Frühjahr 2022 kommt außerdem mit Felicia Zellers „Der Fiskus“ ein „Paradestück über deutsche Behörden und den Finanzdschungel von Doppelveranlagung bis Cum-Ex“ (Chefdramaturg Adrian Herrmann) auf die Bühne des großen Saals.
Bereits für diese Spielzeit vorgesehen und wegen der Pandemie verschoben, feiert zudem John Steinbecks Familiensaga „Jenseits von Eden“ Premiere.
Ebenso über eine Spielzeit verschoben, kommt voraussichtlich im Februar 2022 die Hölderlin-Oper „Im Thurm“ von Markus Höring zur Uraufführung. Die musikalische Leitung liegt bei Universitätsmusikdirektor Philipp Amelung, die Regie wiederum bei Thorsten Weckherlin.
Den Schlusspunkt bildet das Sommertheater, das diesmal unter dem Titel „Fünf Minuten vor High Noon“ in die Welt des Wilden Westens entführt.
Einigermaßen krisenfest/Und das bringt das Junge LTT
Finanziell hat das LTT die „Corona-Spielzeit“ 2020/2021, wie neulich schon berichtet wurde, dank Kurzarbeitsgeld gut überstanden. Wobei die Abstecher (also der Spielbetrieb außerhalb Tübingens) anders als in der zeitweiligen „Modellstadt Tübingen“ erst Ende Juni wieder allmählich anliefen. Das „Junge LTT“ bringt 5 Produktionen heraus: „Siri und die Eismeerpiraten“ widmet sich dem Geschichtenerzählen. „Wer ist Q?“ befasst sich mit Verschwörungserzählungen. Mit „Angstmän. Ein panisches Kammerspiel“ kehrt Annette Müller zurück. Die Geschichte des Odysseus, der auf seiner Irrfahrt Göttern, Naturereignissen und sagenhaften Ungeheuern trotzt, erzählt Fanny Brunner in einer eigenen Fassung der „Odyssee“. Den Abschluss der Spielzeit bildet die Junge Szene, geleitet von Theaterpädagogin Luisa Mell, die sich künstlerisch mit Machtstrukturen auseinandersetzt.