Gipfel

Ab Sommer Impfen „unter Volllast“

Fairer und schneller soll es künftig bei der Corona-Schutzimpfung im Land zugehen. Dafür werden die Vakzine auch umverteilt. Unnötige Vorräte sollen nicht aufgebaut werden.

17.04.2021

Von dpa

Das Impfen wie hier im Impfzentrum des Klinikum Stuttgart soll beschleunigt werden. Foto: Marijan Murat/dpa

Das Impfen wie hier im Impfzentrum des Klinikum Stuttgart soll beschleunigt werden. Foto: Marijan Murat/dpa

In der Hoffnung auf steigende Impfstofflieferungen haben sich das Land, Ärzte, Sozialverbände und die Kommunen auf eine gemeinsame Linie und eine faire Verteilung der Impfdosen im Südwesten verständigt. Beim sogenannten Impfgipfel beriet Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Freitag mit den rund 100 Konferenzgästen vor allem die praktische Umsetzung des Impfens für die Zeit, in der die ersehnten Mengen an Impfstoff auch tatsächlich in den Regalen liegen werden.

„Unser Ziel ist, bis zum Herbst jedem Erwachsenen in Baden-Württemberg ein Impfangebot zu machen. Dafür brauchen wir alle Kräfte beim Impfen“, sagte Lucha nach dem digitalen Austausch. In einem gemeinsamen Papier verständigen sich die Gipfel-Teilnehmer auf die wichtigsten drei Säulen der Kampagne: die Impfzentren, Arztpraxen und Betriebsärzte. „Ab Sommer sollen alle Teile der Impfkampagne unter Volllast laufen“, versprach der Minister.

„Gleichberechtigte Säule“

Arztpraxen würden ab Mai „zu einer gleichberechtigten Säule“ neben den Impfzentren ausgebaut. Um Betriebsärzte in das Impfen einzubeziehen, sei zudem im Mai ein Modellprojekt in den Justizvollzugsanstalten geplant.

In der Erklärung verständigten sich die Teilnehmer des Gipfels auch darauf, den Impfstoff fairer zu verteilen. Bislang werden die Impfzentren im Land gleichmäßig beliefert, also unabhängig von der Einwohnerstärke eines Kreises. Dadurch sei in Zeiten des Mangels eine Unwucht entstanden, hieß es. Die zentralen Impfzentren sollten dies fair ausgleichen, indem sie „im Rahmen des Möglichen“ Impfdosen abgeben und ihre Mobilen Impfteams (MIT) einsetzen. Ziel sei es, die Impfquoten in allen Landesteilen anzugleichen.

„Maßgebliche Kriterien für diesen fairen Ausgleich können insbesondere Einwohnerzahl, Impfquoten und das schnelle und vollständige Verimpfen der gelieferten Dosen sein“, heißt es in der Erklärung weiter. „Neben dem Bevölkerungsanteil soll dabei auch die vollständige Verimpfung der Impfstoffe eine Rolle spielen“, sagte Lucha. In den Impfzentren sollten keine unnötigen Vorräte angelegt werden. Als wahrscheinlich gilt auch eine stufenweise Verlängerung des Betriebs in den Impfzentren bis August oder September.

Der Präsident des Städtetags, Peter Kurz, zeigte sich zufrieden. „Wir haben jetzt eine gute Basis für die Kooperation“, sagte der Mannheimer SPD-Oberbürgermeister. „Wir brauchen den parallelen Hochlauf von Hausärzten und Impfzentren, auch um den unterschiedlich guten Zugang zu den jeweiligen Quellen für die Impfstoffe auszugleichen.“

Gemeindetags-Präsident Steffen Jäger sprach von einer „Grundlage für einen Schub in der Impfkampagne“. „Jetzt brauchen wir allerdings noch den dringend nötigen Impfstoff“, fügte Jäger hinzu.

Dagegen warf die FDP dem Minister vor, von seinem bisherigen Missmanagements ablenken zu wollen. „Lucha selbst hat sich immer damit gebrüstet, wie gut alles organisiert sei. Dann müsste jetzt nicht die Verteilung mit dem Ziel geändert werden, dass es keine unnötigen Vorräte mehr gibt“, sagte der FDP-Gesundheitsexperte Jochen Haußmann.

Liefermenge im Mai unklar

Auch Rainer Hinderer, der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, zeigte sich enttäuscht: „Für mich brachte das Ergebnis des Impfgipfels wenig Neues“, sagte der Abgeordnete.

Bislang kommen Corona-Impfstoffe nur stockend nach Baden-Württemberg. Im April wird der Südwesten laut Gesundheitsministeriums pro Woche rund 300?000 Dosen Corona-Impfstoff erhalten. Unklar ist, welchen Umfang die Impflieferungen ab Mai haben werden. Das Ministerium hofft, dass die Prognosen zutreffen und dann deutlich mehr Impfstoff ankommt.

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Erstellt:
17.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 35sec
zuletzt aktualisiert: 17.04.2021, 06:00 Uhr

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