Corona

Impfen jetzt ab 70 möglich

Trotz hoher Priorität gingen viele ältere Menschen bisher leer aus. Das ändert sich ab sofort. Im März gibt es aber kaum noch Termine.

10.03.2021

Von JENS SCHMITZ UND TANJA WOLTER

Eine Hausärztin impft eine Frau mit dem Biontech-Impfstoff: Was bisher nur Pilotprojekt ist, soll ab April flächendeckend möglich sein. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Eine Hausärztin impft eine Frau mit dem Biontech-Impfstoff: Was bisher nur Pilotprojekt ist, soll ab April flächendeckend möglich sein. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den Impfstoff von Astrazeneca inzwischen auch für ältere Menschen zum Schutz vor Covid-19. Das hat die Landesregierung unter Zugzwang gesetzt: Am Dienstag gab Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) bekannt, dass ab sofort alle Personen ab 70 Jahren impfberechtigt sind. Auch für andere Personenkreise wird das Impfen geöffnet.

Warum mussten 70- bis 79-Jährige bis jetzt warten? Laut Impfverordnung des Bundes gehören nur Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen sowie alle Menschen im Alter ab 80 Jahren zur Gruppe mit höchster Priorität. Erst danach kommen Menschen ab 70 sowie Menschen mit bestimmten schweren Erkrankungen oder geistiger Behinderung dran. Wegen der Knappheit der Impfstoffe von Biontech und Moderna gingen sie bisher leer aus. Die Stiko hat jedoch am 3. März auf der Grundlage neuer Studienergebnisse beschlossen, das Vakzin von Astrazeneca auch für Menschen ab 65 zu empfehlen. Zunächst war es nur für jüngere Menschen vorgesehen. Dadurch kann das Impfen nun für breitere Schichten geöffnet werden.

Wieso hat das Land fast eine Woche für die Umsetzung benötigt? Das Landesgesundheitsministerium begründet dies damit, dass die Corona-Impfverordnung des Bundes noch nicht an die neue Empfehlung angepasst wurde. Dies soll erst am Donnerstag geschehen. Das Bundesgesundheitsministerium habe den Ländern aber zugestanden, schon jetzt die Terminvergabe für die neuen Impfberechtigten zu starten.

Wer ist denn nun alles impfberechtigt? Bei den Menschen ab 70 ist allein das Alter ausschlaggebend. Können sie einen Impftermin ergattern, reicht der Altersnachweis im Impfzentrum. Grundsätzlich gelten nun aber alle Personen mit „hoher Priorität“ ab 16 Jahren als impfberechtigt. Dazu gehören nach § 3 der Bundesimpfverordnung etwa auch Menschen mit Trisomie 21, geistiger Behinderung oder schwerer Vorerkrankung. Sind sie erst 16 oder 17, können sie nur mit dem Biontech-Stoff gespritzt werden, weil das Astrazeneca-Vakzin erst ab 18 Jahren verimpft werden darf.

Ebenfalls impfen lassen dürfen sich nun auch Menschen ab 65, die etwa als Lehrer tätig sind oder in gesundheitlichen Einrichtungen arbeiten. Transplantationspatienten, Krebskranke und Menschen mit anderen schweren Vorerkrankungen wie etwa COPD gehören nun genauso zu den Berechtigten, auch wenn sie bereits 65 Jahre oder älter sind.

Wird das Impfen jetzt beschleunigt? Durch die Erweiterung des Personenkreises sind laut Gesundheitsministerium nun weitere 1,7 Millionen Menschen in Baden-Württemberg impfberechtigt. Das Ministerium betont zugleich, dass bei der Terminvergabe weiterhin Geduld gefragt sei, weil der Impfstoff im März knapp bleibt. Für die kommenden drei Wochen stünden nur noch vereinzelt Termine zur Verfügung. Erst im Verlauf des zweiten Quartals werde sich die Situation entspannen. Dazu sollen auch Hausärzte beitragen. Am Dienstag startete ein Pilotversuch in rund 40 Praxen. Ab Anfang April sollen die niedergelassenen Ärzte flächendeckend eingebunden werden.

Bleibt es bei der festgelegten Priorisierung, wenn auch Hausärzte impfen? Lucha empfahl, der Priorisierung grundsätzlich treu zu bleiben: Sie habe Deutschland sinkende Infektions- und Sterberaten bei Hochaltrigen und Pflegeheimbewohnern gebracht. Die nationale Impfstrategie werde aber erweitert, um Hausärzten Spielräume einzuräumen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann vertrat die Meinung, dass man die bisherige Praxis in den Impfzentren noch eine Weile fortführen könne. „Aber mein Rat ist, den ärztlichen Praxen das nur noch als Empfehlung zu geben, weil Ärzte gewohnt sind zu priorisieren. Das können die, das können wir ihnen zutrauen.“

Wie viel Impfstoff wird erwartet? Von Astrazeneca werden laut Bundesgesundheitsministerium bis 12. März rund 450?000 Dosen nach Baden-Württemberg ausgeliefert sein. Bis Anfang April sind demnach weitere rund 300 000 Dosen zu erwarten. Lieferungen im größeren Umfang sollen erst danach eintreffen: „Wir erwarten im zweiten Quartal insgesamt 9,5 Millionen Dosen Impfstoff“, sagte Lucha, „vielleicht sogar zehn Millionen“. Mehr als 5,5 Millionen Dosen kämen von Biontech, 2,6 Millionen von Astrazeneca. Von der zweiten Aprilwoche an sollen die Impfzentren und Mobilen Impfteams täglich rund 80?000 Impfungen vornehmen.

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Erstellt:
10.03.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 57sec
zuletzt aktualisiert: 10.03.2021, 06:00 Uhr

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