Neue Sportart begeistert – Heidelberger als Mäzen für deutschen Start 2020

Im Rugby geht die Sonne auf

Mit seinem Kindergetränk hat ein Heidelberger Milliardär den Weltmarkt erobert. Jetzt fördert er Rugby, damit bald auch deutsche Teams bei Olympia spielen.

11.08.2016

Von WOLFGANG SCHEERER

Eine fürs Rugby typische, sehr dynamische Szene: In Deodoro kämpfte das Team der Fidschi-Inseln gegen das aus Argentinien. Foto: afp

Eine fürs Rugby typische, sehr dynamische Szene: In Deodoro kämpfte das Team der Fidschi-Inseln gegen das aus Argentinien. Foto: afp

Rio de Janeiro. In Australien und Neuseeland werden sie sagen: Es war ein absolut mitreißendes Endspiel. Aber auch die erstaunlich vielen brasilianischen Zuschauer auf den Tribünen in Deodoro waren begeistert von der neuen olympischen Sportart: Rugby. Da war richtig Stimmung, als die Australierinnen in Rio quasi das Derby gegen Neuseeland mit 24:17 gewannen. Bei den Männern, die in der Nacht zu Freitag deutscher Zeit um die Medaillen spielen, gelten die „All Blacks“ aus Neuseeland und das Team von den Fidschi-Inseln als Favoriten auf den Final-Einzug.

Nach 92 Jahren feiert Rugby jetzt das Olympia-Comeback, allerdings in der abgespeckten Variante mit sieben Spielern statt der üblichen 15. Die Normalgröße ist erst für die Sommerspiele 2020 in Tokio vorgesehen. Dann sollen sich auch deutsche Mannschaften qualifizieren.

Für Rio hat es noch nicht ganz gereicht. In Deutschland ist die Faszination, die viele Millionen Fans in Frankreich und England, in Südafrika und Australien, in Neuseeland und eben sogar auf den Fidschis in den Bann zieht, noch nicht überall angekommen. In Heidelberg schon.

Dort engagiert sich ein Milliardär mit einer Art kuriosem Gegenmodell zum benachbarten Fußball-Mäzen Dietmar Hopp. Der Mann heißt Hans-Peter Wild, wird von Experten auf rund fünf Milliarden Euro taxiert, und hat das Geld der Unternehmerfamilie mit der globalen Vermarktung eines Kindergetränks gemehrt, das es schon lange gibt: Capri-Sonne. Die Rudolf Wild GmbH & Co. KG, gegründet von Hans-Peter Wilds Vater, gehört zu den führenden Herstellern von Aromen und Fruchtkonzentraten. Ein bisschen Nektar kann auch der deutsche Nischensport Rugby aus dem Erfolg ziehen. Ziel der 2007 von Wild gegründeten und nach ihm benannten „Rugby Academy“ in Heidelberg ist es, talentierte Spieler zu fördern. Seit September 2014 ist die Academy der „Premium-Partner“ des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV). Es ist das einzige Rugby-Leistungszentrum in Deutschland. Für rund zehn Millionen Euro wird dort gerade ein neues Trainingszentrum gebaut.

Den neuen Fans in Rio – und auch Wild – gefällt beim Rugby die Dynamik. Das ist ähnlich wie im American Football: Die Mischung macht's beim Spiel mit dem eiförmigen Ball, der in diesem Fall nur nach hinten abgespielt werden darf. Knallhart, auch grob, sehr athletisch geht's auf der einen Seite zu, technisch und taktisch anspruchsvoll auf der anderen.So viel jedenfalls scheint sicher: Für Rugby geht die Sonne auf. Trotz der verpassten Olympia-Qualifikation herrscht beim DRV Aufbruchstimmung. Der Verband hat in den letzten Jahren seine Strukturen professionalisiert. Davon profitiert auch das Nationalteam: Die 7er-Auswahl hat beim olympischen Qualifikationsturnier in Monte Carlo für Aufsehen gesorgt. Erst im Halbfinale war Endstation. Auf der Tribüne: Hans-Peter Wild. Fazit: Rio kam letztlich noch etwas zu früh für die junge deutsche Mannschaft. Die Weltmeisterschaften 2019 und die Sommerspiele 2020 stehen auf der Agenda.

Schwer zu glauben aus deutscher Sicht, aber wahr: Die Rugby-Weltmeisterschaften gelten als weltweit größte Sportveranstaltung nach den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft! Und: Weil das französische Titel-Endspiel kürzlich wegen der Fußball-EM nicht wie üblich im Stade de France in Paris ausgetragen werden konnte, fand das Duell zwischen dem RC Toulon und Racing Paris im Nou Camp in Barcelona statt. Vor 98 000 Zuschauern. Rugby-Weltrekord!

Hans-Peter Wild, der Mann hinter der Capri-Sonne. Foto: dpa

Hans-Peter Wild, der Mann hinter der Capri-Sonne. Foto: dpa

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Erstellt:
11.08.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 41sec
zuletzt aktualisiert: 11.08.2016, 06:00 Uhr

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